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Dienstag, 11. September 2018

Eine der vielen unwahren Legenden (2)

Teil 2) Und es führt zum Wesen der Erlösung





Aus diesem Prinzip heraus aber läßt sich sogar eine Verbindung zur stellvertretenden Sühne Jesu Christi herstellen, der als "König der Könige" stellvertretend für die gesamte Menschheit, die ihm als König wesenhaft unter- und damit beigeordnet war und ist, das Sühnopfer für die Verfehlungen seines Volkes übernahm und selbst "für viele" sein Leben hingab. Noch mehr jedoch müssen wir als Getaufte als in gewissem Sinn "von Christus Gezeugte" begreifen, wenn auch nicht in der fleischlichen Form, wie die Zeugung von Kindern erfolgt, aber durchaus mit letzthinniger Weltzeugungs-Kraft.

Dies nur gesagt, um das aus dem Amorphen herauszuheben, was als eine Art "Ahnung" dazu geführt haben könnte, daß dieses sogenannte "Ius primae noctis", dieses in Europa nie vorhandene "Recht auf die Hochzeitsnacht" doch so leichtfertig in den Köpfen der Menschen verankert werden konnte. Und dort in einem Zeitalter, in dem sich die "Freiheit" insgesamt auf dem Boden einer individualistischen, willkürlichen Anthropologie völlig umzudeuten begann. Wie damals, als Renaissance und Reformation, diese beiden Schwestern, die Gefüge der europäischen Völker so schwer zu schädigen begannen, daß sie zur Zerrüttung einer ganzen Kultur führten. 

Denn diese Bewegungen, wie sie die Hochblüte dieser Kultur, das Mittelalter, beendeten und zu Renaissance und Reformation führten, gehen einerseits von einer realen Vergöttlichung des Menschen** aus (Renaissance), anderseits leugnen sie die reale Wirklichkeit geistiger Entitäten, also des logos, des im Geist und Verstand Gottes wesenden, in der Vorsehung immer in auf ihn ausgerichteten Wissen.

Wenn es aber dieses Recht nie gab, wenn es auch nur zu Zwecken der Verleumdung mißbraucht wurde, so greift es also doch etwas Wesentliches auf. Das aber in einer Zeit des so genannten Nominalismus. Wo also Begriffe, Universalbegriffe immer mehr nur noch als leere menschliche, erfundene***, bestenfalls nützliche Konstrukte ("Cogito ergo sum!") angesehen wurden, denen aber keine ontologische Wirklichkeit zugrunde lag (und jede Idee, jeder "logos" trägt ja einen göttlichen Willen in sich, auch Realität zu werden, ja in ihm IST deshalb Realität), insgesamt nicht mehr verstanden wurde. 

Weil aber ontologische Wirklichkeiten sich im Menschen - in JEDEM Menschen - als ungefaßte, nur geahnte Strebungen ausdrücken, weil sie seine tiefste innere Matrix formen, wurde ein an sich richtiges Ahnen durch eine Lüge abgefangen und bösartig umgelenkt. Etwas, das ja zum häufigsten Repertoire des so zur Sünde neigenden Menschen gehört. Umso mehr damit zum Repertoire von Menschen, die sich gegen die Ordnung der Welt wenden.







**Diese Tendenz ist vor einigen Jahrzehnten in der "nouvelle theology" des 20. Jahrhunderts neu aufgewacht, und findet sich in ganz gefährlichen Wirkungen als Grundlage der Veränderungen in der Kirche im Zweiten Vatikanum ebenso, wie es sich in der "Theologie des Leibes" von Johannes Paul II. zumindest als Tendenz (und dieser Papst hatte mehrere "Tendenzen") zum Ausdruck gebracht findet. Wo das Prinzip der Analogie (Ähnlichkeit des Menschen mit Gott, insofern ist er immer wesenhaft von Gott getrennt, ist die Gnade immer Gottes Werk, nie seines) verdunstet und zu einem In-eins-Fallen von Mensch und Gott wird. 

Zur Illustration: Daß der Priester fleischlich heute eine so große Rolle in der Liturgie spielt - als weltlicher Mensch - ist auf diese geistige Verirrung genauso zurückzuführen wie die Sentimentalität, die die Liebe ersetzt (also keine Liebe, sondern deren interne Simulation ist) hat. Und in nächsten Stufen zu falschen Urteilen über Würde und Nächstenliebe führt (wie jüngst bei der unseligen Verkündigung des Papstes zur Todesstrafe.) Letztendlich ist sogar die Abtreibung eine direkte Frucht dieses Nominalismus, weil der Mensch nicht mehr in seinem Beginnen als "Idee mit Realisationskraft und -willen" begriffen wird.

***Fehlt der logos als das eigentliche Sinn- und Wesensmuster der Welt, das alles trägt, wird auch die Sprache eine rein menschliche Erfindung aus Nützlichkeitsgründen. Sie verliert damit ihre Verbindlichkeit aus sich heraus, als Wirklichkeit in der logos präsent wird, und wird zur bloß noch zwischenmenschlichen, vertraglichen Frage von "Eid", "Verbindlichkeit" und "Gesetz". So nebenbei: So kann dann auch rein weltliches Theater und Schauspiel entstehen. Das sich auch zu dieser Zeit von der Liturgie abzulösen beginnt.





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