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Sonntag, 2. September 2018

Warum der Erzbischof alles erzählte (1)

Dies ist mit Erlaubnis von Steve Skojac ein nächster Bericht von OnePeterFive, in dem der italienische Journalist, Publizist, Blogger und Familienvater Also Maria Valli davon berichtet, wie ihn der ehemalige Nuntius des Vatikan in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, kontaktiert, ihm die ganze Geschichte erzählt und sein Memorandum übergeben hat. In dem Viganò zeigt, daß der Vatikan bis ins tiefste Mark korrupt und von einer Homo-Lobby dicht durchwoben ist.

Den VdZ hat der erzählende Text auf Englisch eigentlich als "schönes Stück Literatur" angesprochen. Und er hatte schon beim Lesen den Wunsch, ihn in seine Muttersprache zu übertragen. Interessanterweise wählte Viganò ja keinen Publizisten oder Blogger aus diesem Sprachraum zum Vertrauten, als er seine Eröffnungen der Welt über Blogger bekanntzugeben beschloß.

Es ist außerdem gewiß nicht fehlspekuliert, daß der langjährige, nunmehr ehemalige Nuntius in den USA seine Offenbarungen (die es hier auf Deutsch zu lesen gibt) nicht so einfach abgesetzt hätte, wenn Valli nicht ... eine solide, verläßliche Familie - und das heißt: Frau - gehabt hätte. Und das heißt damit: Eine Familie, die hinter ihrem Vater steht.

All dieser Irrsinn, der sich heute in der Kirche - vom Vatikan abwärts bis in die kleinste Pimperlpfarre - (und DAMIT überall sonst) abspielt, ist aber nur möglich, weil die große, die weit überwiegende Mehrheit der Menschen weltweit nicht nur den Glaubenssinn, sondern auch den Wirklichkeitssinn, die Menschenkenntnis verloren hat und sich somit perfekt in die Irre führen läßt.

***

Wie mir Erzbischof Viganò seine Erinnerungen übergab. Und warum ich mich entschied, sie zu veröffentlichen.  

Übertragung in die deutsche Sprache von Eberhard J. Ambrosius Wagner


"Herr Doktor, ich muß Sie treffen."

Die Stimme ist ruhig, verrät aber doch gewisse Angespanntheit. Am Telephon ist Erzbischof Carlo Maria Viganò, der frühere Nuntius des Vatikans in den Vereinigten Staaten. 

Ich bemühe mich erst gar nicht, meine Überraschung zu verbergen. Wir haben uns ja schon mehrere Male bei verschiedenen öffentlichen Gesprächen getroffen, aber man kann deshalb nicht sagen, daß wir uns wirklich kennen.
Er erklärt mir, daß er einer meiner begeistertsten Leser ist, der meinen Mut und meine Klarheit schätzt, die oft mit Ironie verknüpft ist. Ich bedanke mich und frage: "Aber warum wollen Sie mich treffen?"
Er antwortet, daß er mir das nicht am Telephon sagen könne.
"Alles klar, dann treffen wir uns also, aber wo?
Naiverweise schlage ich mein Büro, oder ein Kaffeehaus in der Straße vor, das ja mein zweites Büro ist. 
"Nein, bitte, nicht dort. Ich möchte das Treffen so weit weg vom Vatikan wie irgend möglich, weit weg von allen indiskreten Augen."
"Selbstverständlich, dann schlage ich doch mein Haus vor? Zum Abendessen? Ich warne Sie aber, denn da wird auch meine Frau dabei sein und außerdem etliche meiner Kinder."
"Bei Ihnen zu Hause, das ist perfekt."
"Soll ich Sie irgendwo abholen?"
"Nein, ich komme mit meinem Wagen."
Und so ist er also gekommen.
Als er eintritt, es ist ein warmer Sommerabend, sehe ich einen Mann, der älter ist, als ich ihn erinnerte. Er lächelt, aber sofort kann man erkennen, daß irgendetwas ihn belastet. Er trägt eine Bürde am Herzen.

Nachdem ich ihm meine Frau und die Kinder vorgestellt hatte, und nachdem er das Tischgebet gesprochen hatte, scherzen wir ein wenig, um die Spannung etwas abzubauen, reden wir über unsere gemeinsamen Wurzeln in der Lombardei. (Er stammt aus Varese, während meine Familie aus Rho kommt). Der Erzbischof war pünktlich zur vereinbarten Stunde gekommen, das ist in Rom ein seltenes Ereignis.

Unmittelbar beginnt Viganò zu erzählen. Er sorgt sich um die Kirche, hat Angst, daß an ihrer höchsten Spitze Menschen stehen, die nicht daran mitwirken, das Evangelium von Jesus Christus den Männern und Frauen unserer Zeit zu verkünden. Sondern die vielmehr die Absicht haben, Verwirrung und Verdrehung in die Welt zu tragen und deren Logik auf den Kopf zu stellen. Er schildert seine langjährige Erfahrung im Staatssekretariat, seiner Tätigkeit als Chef der Stadtverwaltung im Vatikan und als Nuntius sowohl in Nigeria als auch in den Vereinigten Staaten. Viele Namen fallen, viele Ereignisse kommen auf den Tisch. Sogar ich, der ich mich seit mehr als zwanzig Jahren als Journalist mit dem Vatikan beschäftige, ist es nicht immer einfach, allem zu folgen. Aber ich unterbreche ihn nie, weil ich den Eindruck habe, daß er das Bedürfnis hat, zu sprechen. Mein Eindruck ist, daß er ein einsamer Mann ist, voller Trauer über das, was rund um ihn geschieht und das er beobachtet. Aber er scheint nicht verbittert zu sein. Nie findet sich in seinen Schilderungen auch nur ein böses Wort, das gegen irgendeine der erwähnten Gruppen oder Personen gerichtet wäre, von denen er berichtet. Das ist auch nicht nötig, die Fakten sprechen für sich. Von Zeit zu Zeit lächelt er, und sieht mich an, als wollte er sagen: "Was soll ich tun? Gibt es da einen Ausweg?

Er sagt, daß er mich deshalb angerufen hat, obwohl er mich ja gar nicht persönlich kennt, weil er mich schätzt, vor allem für meinen Mut und meine Freiheit, die ich an den Tag lege. Dabei fügt er hinzu, daß mein Blog "an Heiligen Plätzen" gelesen und geschätzt wird, auch wenn es nicht jeder so offen zugibt.

Ich frage ihn etwas über seine Erfahrungen in der Verwaltung, und er erzählt davon, daß er dem Haushalt des Vatikan viele Ausgaben erspart hat, indem er die Regeln gestrafft und Ordnung in die Konten gebracht hat. 

Meinen Kommentar "Nun, Monsignore, nach diesem Hausputz werden Sie sich aber nicht viele Freunde gemacht haben!", quittiert er mit einem Lächeln, und beantwortet ihn mit "Das weiß ich! Aber hätte ich es nicht gemacht, hätte ich meine Selbstachtung verloren."
Er ist ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Pflicht. Zumindest sieht es für mich so aus. Schon nach wenigen Minuten hat sich zwischen uns stille Harmonie eingestellt.
Meine Frau, die in unserer Pfarrgemeinde als Katechetin tätig ist, und unsere Töchter bleiben buchstäblich sprachlos, als sie bestimmte Geschichten hören. Ich sage ja immer, so halb im Scherz, daß ein guter Katholik gar nicht wissen sollte, wie die Dinge auf den höchsten Ebenen der Hierarchie ablaufen, und das Gespräch an diesem Abend bestätigt mich. Dennoch bereue ich nicht einen Augenblick, den Erzbischof zu mir nach Hause eingeladen zu haben. Ich glaube, daß dieses sorgenvolle Zeugnis dieses Mannes, dieses langjährigen Dieners der Kirche, uns etwas Bedeutendes sehen läßt - etwas, das sogar mitten in aller Konfusion und in allem Schmerz unserem Glaubensleben helfen kann.

Der Erzbischof fährt fort. "Ich bin nun 78 Jahre alt, stehe am Ende meines Lebens. Mich interessiert das Urteil der Menschen nicht. Das einzige Urteil das für mich zählt, ist das vom Lieben Gott. Er wird mich einmal fragen, was ich für die Kirche Jesu Christi getan habe, und ich möchte dann in der Lage sein ihm zu antworten, daß ich sie verteidigt und ihr bis zum Ende gedient habe."

Auf diese Weise verging der Abend. Wir haben das bestimmte Gefühl, daß seiner Exzellenz gar nicht aufgefallen ist, was er jeweils auf seinem Teller hatte. Sein Redefluß stockte nur kurz, wenn er wieder einen Bissen zu sich nahm.

Als ich ihn zu seinem Auto begleite, stelle ich mir eine Frage: "Warum aber wollte er mich wirklich sehen?" Aus Respekt, aber auch weil ich noch nicht volles Vertrauen habe, frage ich ihn aber nicht danach. Doch kurz, bevor er sich verabschiedet, meint er: "Ich danke Ihnen. Wir werden uns wiedersehen. Rufen Sie mich aber nicht an. Ich werde Sie kontaktieren." Dann geht er zu seinem Wagen.

Ich bin ein Journalist, und mein erster Impuls nach diesem Abend war, mich an meinen Computer zu setzen und alles aufzuschreiben, was Viganò mir erzählt hatte. Der Erzbischof hat mir ja auch mit keinem Wort verboten, darüber zu schreiben. Er hat überhaupt nicht über dieses Thema gesprochen. Aber obwohl es keine Frage sein konnte, daß er mir einige heikle Enthüllungen präsentiert hatte, hatte ich dennoch den Eindruck, daß dieses erste Unternehmen lediglich so etwas wie ein Test war. Der Erzbischof wollte vermutlich vorerst einmal nur sehen, ob er mir vertrauen kann. 


Morgen Teil 2)





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