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Donnerstag, 20. September 2018

Gegen das gewesen, von dem sie heute abhängen

Solche Existenzen gibt es heute in ungeheurer Zahl, man sollte das nicht unterschätzen. Leute wie Fritz Teufel haben sich ihr Leben lang "dem System entzogen", das ihnen ungerecht und falsch vorkam. Die Folge war ein permanentes Leben an der Kippe, gerade genug um zu Überleben, jede Art von Beschäftigung, jede Art von Job, ach wie oft so ungemein "sinnvoll".

Heute stehen sie da, und mit solchen Einzelfiguren eine halbe Generation. Die auch den tollen Ideen der 68er gefolgt sind. Aber heute sind sie alt geworden, haben dieses und jenes Gebrechen, diese und jene Lebens- und Beziehungsruine zu bewältigen. Weil ihnen mit ihrer Radikalität auch keine Zwischenmenschlichkeit gelungen ist, die stabil ist, die ein Leben hielt. Es war ja alles verpönt, ach wie kleinbürgerlich. Umso mehr, als ihre Ideologien heute Allgemeingut sind.

Nur - was machen sie heute? Wovon leben sie? Heute stehen sie da und müssen dankbar sein, wenn ihnen noch Almosen zufallen, die ihnen ein Überleben ermöglichen. Plötzlich brauchen sie genau jenes soziale System, das sie einst so zu verachten vorgaben. Familie? Nicht vorhanden. Soziales Netz, in dem sie eingebunden wären? Gibt es nicht. 

Jenes Netz, dem sie so oft vorhielten, daß es prinzipiell falsch sei, ist ihnen nur noch durch einen absurden Sozialstaat sicher. Wie überleben sonst solche Existenzen wie Fritz Teufel, einem der Proponenten der 68er? Hier ein Bericht aus 1993.

Oh doch also, es ist etwas geblieben. Eine Generation der Weg-Schauer hat über den Marsch durch die Institutionen eine nächste Generation der Wirklichkeitsverweigerer bewirkt, die schon mit 20 oder 30 nur noch Ruinen vor sich haben. Und kein Fundament, auf dem sich ein tragfähiges Leben errichten hätte lassen. Und kämpfen für diese groteske "Freiheit", als ginge es um ihr Leben. Denn eines haben sie gelernt: Was nicht funktioniert ist jemandem zuzurechnen. Eigenes Scheitern ist immer die Schuld des anderen.

Diesmal ist es aber keine vereinzelte Avantgarde (auch wenn sich alle so fühlen), sondern eine Massenerscheinung. Die Kinder und Enkelkinder der 68er tun, was man ihnen beibrachte: Sie pfeifen auf das System. Sie nützen es nur aus. Weil es ohnehin falsch ist.








Nachtrag: Wie der VdZ erst nach Verfassung dieses Beitrags erfuhr, ist Fritz Teufel im Juli 2010 verstorben. Er litt an Parkinson, wie es heißt. Requiescat in Pacem. Trotz allem. Denn Parkinson hat mit dem "Durch-, Festhalten am Falschen" (dem der eigenen Erkenntnis im Verhalten aber Zuwiderlaufenden) zu tun, an dem das Nervengerüst letztendlich zerschellt und sich irrational (ungeformt, mit nicht gerichteten Kräften also) durchformt, in einem immer wiederkehrenden Anlauf, der aber nicht Wirklichkeit zu greifen vermag bzw. vermochte. Bis die Nervenenden definitiv geschädigt sind. 

Deshalb wirkt auch Dopamin, das "Glückshormon", das die im Fleisch bereits zu erstarrter Persönlichkeit kurzzeitig quasi "aufweicht", beruhigt, "daheim wissen" läßt, so daß diese ersten Wirklichkeits- und Persönlichkeits-Impulse wieder an die Realitätsoberfläche kommen können. Der Film "Rainman" stellt das recht gut dar, wenn man weiß, was man daraus lesen muß. Mehr hat der VdZ noch nicht über Parkinson erkennen können, aber es scheint in den Fällen, die er (auch in nächster Familie) kennt, auf diese Generalisierung hinauszulaufen. 

Daß also 68er an Parkinson "erkranken" ist keineswegs unnatürlich oder seltsam.





*220818*