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Montag, 15. Juni 2020

Als wir noch die Hände schüttelten (5)

Apropos Verschwörungstheoretiker: Küchenpsychologe Raphael Bonelli fand mit der Corona-Krise (wie schon so oft gesagt: Linksliberale finden immer dann ein Korn der berechtigten Kritik, wenn Mißstände ihnen auf die Zehnen steigen; nur dann, und nur so weit) auch sein Korn. Und stellte dieses Video ins Netz. Untertitelt mit der Frage, ob man nicht dann überhaupt erst vernünftig ist, wenn man die Maßnahmen der Politik für so unvernünftig hält, daß sich die Frage stellt, um was in alles in der Welt sie bewogen hat, einen gigantischen psychischen, gesundheitlichen, wirtschaftlichen, sozialen ... Schaden anzurichten weil einen Total-Shutdown zu verfügen, der sich mit nichts begründen läßt. Außer daß er "noch mehr Schaden (welchen?!) abgewendet hat."
Wissen kann man nur das Unsichtbare. Sichtbares schafft keine Sicherheit des Wissens, sondern belegt es höchstens.
Kritiker der zweiten Stunde, sozusagen, die zwar nicht da waren, als es darum ging, Entscheidungen zu treffen - da war alles bekanntlich "noch nicht so absehbar", und am Anfang hat ja die Regierung deshalb auch alles richtig gemacht, ABER dann ... - sondern die nachträglich (aber natürlich "bald") "erkannten", daß da etwas schief läuft. Die davon schwafeln, daß es so etwas wie "Evidenz aus empirischen Materialien" gebe, daß also der alte Erkenntnisgrundsatz, daß es nur geistige Sicherheit in einer Entscheidung gebe, niemals eine solche aus "Empirie", mit einem eleganten Lächeln aus dem Bett schmeißen. 
Die sich auf die angebliche Wahrheit schaffende Wirkung von Evidenz berufen, wollen nur die für Wahrheit unerläßliche Verantwortung abwälzen, und "auf der sicheren Seite" landen, weil die Belege wichtiger sind als die geistige Gewißheit. 
Es sind dieselben, die Jesus am Kreuz aufgefordert haben, herabzusteigen, wenn er der Messias ist. Es sind die Hosianna-Rufer vom Palmsonntag, die einen König wollen, der Brot vermehrt und Armeen aus dem Boden stampft.
Aus welchem Holz Kritiker wie Bonelli (der in dem Video leider auch seinen widersprüchlichen Unsinn über die angebliche Wirkung von Masken verwurstet) geschnitzt sind, der ziemlich clever sein Tun und Wirken in den Rahmen eines flugs gegründeten "Religionspädagogischen Instituts - RPP Institut" gestellt hat, beweist der (weil er auch das Wort Gott als Möglichkeit neben Freud und Jung stellt gerade in Kirchenkreisen!*) hochgefragte Linke mit dem süßen oberösterreichischen Schwafelschnutchen schon dadurch, daß er so herbes Hinterfragen wie in diesem Filmchen seiner Verantwortung entschraubt und in die Hände der Zuseher legt. Dann kann auf keinen Fall etwas passieren, weil die Entscheidung "die anderen getroffen haben".




*Wir haben in Lektion 28 gelernt: Kirchenbeamte, ob mit oder ohne sakramentale Weihe, sind für jeden ergebenst dankbar, der sie nicht ignoriert, sondern gerne das Angebot annimmt, die institutionellen Möglichkeiten der Kirche für seine ehrgeizigen Zwecke zu mißbrauchen. Oder, wie es ein bauernschlauer Simpel 1993 dem VdZ gegenüber ausdrückte: 
"In der Kirche kannst schnell was werden, die ist ein ideales Sprungbrett. Das geistige Niveau ist niedrig, weil sie ein Sammelbecken für Leute ist, die im Leben Nieten sind, hier aber endlich auch etwas werden können. Denn es gibt so unendlich viele Titel und wichtige Positionen zu vergeben. Was sie, einmal drin, voll Dankbarkeit auch dann gerne selber tun, weil sie für jeden dankbar sind, der aus der Welt kommt und ihnen das Goderl kratzt. Nur eines mögen diese Leute halt gar nicht: Jemanden, der wirklich gescheiter ist wie sie. Sei also vorsichtig!" 
(Goderl = Die Kehle; Das Goderl kratzen = auf eine Weise schmeicheln, die (hier) Kirchenvertretern ihre Wichtigkeit und Geliebtheit im realen Leben bestätigt, sodaß sie in den Augen der Welt "auch etwas gelten".)