"Gleich im Beginn des achtzehnten Jahrhunderts verwüstete der Vezir Cuprilic mit seinem Heere Montenegro und kam auch zum Stamm der Bjelice, um sie tributpflichtig zu machen. Voraus hatte er seinen Boten zum Volksvojvoden Vukola Mrjaljevic gesandt mit dem Befehl, dieser solle ihm im Namen der Bjelice nur einen einzigen Groschen als Kopfsteuer schicken.
"Die Bjelice haben niemals weder dem Sultan noch dem Kaiser Tribut gezahlt und werden es auch heute nicht tun," lautete Vukotas Antwort. Der Bote überbrachte diese dem Vezir.
Vukota, der wußte, was ihn erwartete, floh mit seinem Heer in eine Höhle. Die Türken umzingelten die Höhle, finden den Vukota lebendig, ergriffen auch seine beiden Söhne und führten sie vor den Vater, um ihnen das Haupt abzuschlagen.
Da rief der jüngste Sohn: "Ach Vater, was wollen sie tun?" - "Nichts, Sohn, das wird gleich vorübergehen, aber jener Zinsgroschen, der wäre niemals vorübergegangen."
Aus Gerhard Gesemann
Heroische Lebensform - Zur Literatur und Wesenskunde der balkanischen Patriarchalität.
*090620*