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Donnerstag, 25. Juni 2020

Das Symbol verweist auf eine historische Wirklichkeit

Die Frage ist zu wichtig, als daß man sie in einem Nebensatz (wie so oft in diesen Beiträgen, wo die Nebensätze oder Zusatzbemerkungen oft selber schon ganze Abhandlungsbereiche sind) verpacken könnte. Sie muß ins Scheinwerferlicht. 

Nämlich die Frage um das Symbol, um Symbolik, und ob sie überhaupt ohne Realität funktioniert. Denn Symbole verweisen auf eine Wirklichkeit, die wirklich wirklich ist. Sonst wären sie reine Phantasie. Deshalb hat es keinen Sinn, Symbole "zu erfinden". Sie müssen immer auf eine Wirklichkeit bezogen sein. 

Auf eine Wirklichkeit, die ab einem bestimmten Punkt Realität, historische Realität wird. Wie das Alte Testament. Das sich nur verstehen läßt, wenn seine Geschichtsbilder als reale Darstellungen gesehen werden (und das ist ja das Bemerkenswerte an der gesamten Heiligen Schrift: Sie vermeidet nicht nur nicht, sie SUCHT geradezu historische Einbindungen. Deshalb sogar die langen Aufzählungen über die Vorfahren Jesu, deshalb die ständigen Erwähnungen, wer wo König, Statthalter oder Hohepriester war. Denn das einzige, was uns die Gewähr der Zuverlässigkeit von Symbolen gibt, sind historische, also reale Ereignisse.

Dennoch wird heute oft so getan, und es ist ein "so tun", als gäbe es Symbolik, ja als wäre es deren Natur, auf KEINE Wirklichkeit hinzuweisen. Keinen Verbund mit dem Sein der Dinge, dem Wesen der Welt als Zueinander von aktivem Sein, das immer ein "Sein an einem Ort", also innerhalb von Beziehungen und Beziehungsnetzen ist. Aber das ist nichts sonst als der (zugestanden, sehr häufige) Versuch, das Gesehene zu entwerten. 

Hier kann man also von "gaslighting" sprechen: Als dem Versuch, sinnliche Daten zu entwerten, als nicht-wirklich und nur eingebildet (also der rein subjektiven Phantasie entsprungen) darzustellen, um so das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, also die Fähigkeit zur Einordnung von sinnlichen Daten, zu zerstören. Was die perfideste Methode ist, die eigenen Spuren zu verwischen, um nicht zur Verantwortung gezogen zu werden. Dem in der Regel ein umfassendes rhetorisches Lügengebäude folgt.

Deshalb muß sich jedes Symbol, soll dieser Begriff (und damit eine dahinterstehende Wirklichkeit) nicht als Unsinn aus dem Spiel nehmen, in einer simplen historischen Realität erfüllen. 

Ganz also so, wie sich die gesamte Symbolwelt des Alten Testaments in Jesus Christus historisch erfüllt hat. Hätte es diese Realität nicht gegeben, wäre das gesamte Alte Testament nichts als eine Menschenphantasie gewesen und geblieben. Niemals aber als Sammlung des Sprechens Gottes DURCH die Menschen, durch deren Geschichte, durch deren Handlungen. 

Das aber alles auf etwas hinwies: Darauf, daß diese Symbolhaftigkeit eines Tages durch die Fleischwerdung Gottes Realität werden sollte. Wo es nicht mehr beim Symbol bleiben würde, sondern wo alle diese Symbole real werden würden. Wo das Herbeisehnen der Propheten nach Ewigem Leben, nach dem Paradies, durch die historische Präsenz Gottes in der Fleischwerdung seines Sohnes, vor allem aber dann durch die Wundermacht dieses Messias Realität werden würde. 

Deshalb ist es ein katastrophaler Irrtum so zu tun, als würden die Wunder, die die Evangelien schildern weil als Erlebtes erzählen, bloße "Symbole" für etwas Dahinterstehendes, noch zu Erfüllendes seien. Oder ist diese Mode, die es heute ist, und die die Schwierigkeit des Glaubens als (verdienstvollen) Akt* verhindern will, nicht mehr als ein sinnloses Gequatsche über die Entwertung der Wirklichkeitsdimension der Heiligen Schrift durch Bestreitung deren Historizität?

Deshalb ist die uns begegnende Gestalt stets (auch) ein Symbol, weil in allem eine Wirklichkeit enthalten ist, uns somit begegnet, die sich in den Gestalten, deren wir ansichtig beziehungsweise sinnlich habhaft werden, offenbart. 

Und deshalb ist die Weise, vom Alten Testament als Symbol zu sprechen, ohne es im Neuen Testament erfüllt zu sehen, sinnlos. Wo läge denn der Wert eines Symbols, das sich als Grammatik, als inneres Erfüllungsbild einer Realität, eines Dings (wir erinnern uns? Alles was ist, ist nur, weil soweit es tätig ist, also sich in der Geschichte vollzieht, was wiederum heißt: Begegnungen real macht, also wiederum: fleischlich macht), eines Ereignisses, das keinen Realitätswert hätte? Und damit Wert für uns?

Wo läge der Sinn unseres Hierseins dann überhaupt? Wäre dann nicht alles zufällig und sinnlos, gäbe es dann überhaupt einen Sinn des Erkennens, wenn es keine Wirklichkeit zu erfassen - und das heißt auf eine Weise: erinnern, als in uns (Fraktale) ebenfalls prinzipiell vorhandene Wirklichkeit - gäbe? Die noch dazu mit uns zu tun hat? Weil sich in der gesamten Welt (als Schöpfung) ein Zueinander eines einzigen Sinns, einer einzigen Grammatik, einer einzigen Wirklichkeit offenbart? 


*Glaube ist ja nur damit sinnvoll und verdienstvoll, weil er eine gewisse Leistung verlangt: Ins Nichts des unsichtbaren Wirklichen der umfassenden geistigen Wirklichkeit der Welt und Schöpfung hineinzusteigen, also den Glaubensinhalt als historisch wirksam und real anzunehmen.



*290520*