So mancher Leser wird sich vielleicht noch erinnern - die meisten werden es freilich schon vergessen haben, oder einfach schon damit leben, ohne es zu hinterfragen, weil man damit einfach aufgewachsen ist - wie vor etlichen Jahren der Wind der Aufregung durch den Digitaläther rauschte. Als die EU in ihrem unermüdlichen Bestreben, die Daten der Bürger dieses großartigen Rechtsraumes der Philanthropie zu schützen, die Anfertigung von digitalen Aufnahmen von Menschen, die dazu nicht ausdrücklich (und am besten schriftlich, mancher könnte es sich ja später noch anders überlegen) ihre Zustimmung gegeben hatten, zu verbieten.
Millionen und Abermillionen sinnige wie (noch mehr) unsinnige Photos per Handy und Digitalkamera mit UltraLightZoom und SoftwashApp wurden dadurch verhindert. Und Millionen von Touristen, rüstige Omas, seriöse Ehepartner, oder einfach zoffengeile junge SocialMediaFreaks eilen seither mit Griffel und Schreibblock durch die touristisch frequentiertesten Gegenden des Abendlandes, um wegen ihrer Erinnerungsphotos, auf denen zufällig auch einige fremde Personen im Hinter- (oder, je nach Kunstfertigkeit, Vorder-)Grund keine teuren Prozesse zu riskieren. Sie alle tun es aber auch, weil sie den Datenschutz für eine ernstzunehmende Sache halten.
Vor allem bestand nach solchen Regelungen echter Bedarf im Volk. Man hörte es förmlich aus allen Wohnstuben und digitalen Keller-Digitalstudios klagen und ächzen: Regelt endlich dieses verdammte Tracking! Da könnte jemand, der mich gar nicht kennt, noch in fünfzehn Jahren rekonstruieren, daß ich am 34. Mai 2043 in Gockelstein am Blasenhuhn war!
Und was erst, wenn die Gesichtserkennung weiter fortschreitet. Sich mit den Paßämtern kurzschließt, und so binnen Sekundenbruchteilen weiß, was ich mittags gegessen, am Vortag eingekauft, am Nachmittag verdaut habe, welcher Blutgruppe ich bin, welche Medikamente ich nehme (und deshalb an Krankheiten leide, denn die Röntgenbilder aus dem voll digitalisierten Labor sind für solche Zwecke ungeeignet, also: noch), was ich am Abend gepostet oder auf Google-Cloud hochgeladen habe, also denke und meine und sinne.
Welche Bücher ich lese (also: kaufe, der Algorithmus darauf ist sehr niedrig gepolt), welche Gefahr ich also sein könnte und damit bin. Möglicherweise, werter Leser, möglicherweise? Ach, wir denken ja heute (siehe frühere Arbeiten an dieser Stelle) alle schon so wissenschaftlich und modern, weil wir ohne jede Höhenangst in Möglichkeiten herumturnen. Die dank der Segnungen akademisch getaufter Statistik (Inschallah!), welche uns dank Jahrzehnte dauernder Bildungswege (noch einmal: Inschallah!) in Fleisch und Blut übergegangen sind, zu soliden Gewißheiten, ja zu so sicher gewußtem "Wissen" geworden sind, daß wir das ruhigen Gewissens in dogmatisierter Form schlucken.
Sie, werter Leser oder Nicht-Leser, sehen das ja auch in ihrem sonstigen Digitalverkehr so. Klicksen in ihrem Windows Anwendungen-Bereich aus, was nur irgendwie Verfolgbarkeit verspricht, ducken sich unter Kameras in öffentlichen Räumen, verweigern Fingerprints im Reisepass, und feuern Studenten an, die sich in Megaprozesse mit Facebook und Google einlassen, in denen es um die unsittliche merkantile Verwendung zufällig abgegebener, aber umso eifriger eingesammelter Daten. Und nicht wenige wären jederzeit bereit, eine Petition zu unterschreiben, in denen dem MI6 oder dem amerikanischen Heimatschutz, der NSA, das Licht ausgeblasen (sprich: Der Geldhahn zugedreht) würde.
Worum ging es in diesem Photographierverbot der EU? Es ging um die Möglichkeit, daß aus digitalen Daten (wie es Photos heutiger Machart meist sind) die Personen ZU TRACKEN wären. Zu tracken. Das heißt: Es wäre verfolgbar, wo sich Personen jeweils aufhielten.
In diesem Punkt war mit den Datenschutzbeauftragen der Europäischen Gemeinschaften nicht zu spaßen. Denn die wußten, daß das Verfolgen des Aufenthalts einer Person (übers Handy, das bekanntlich jeder und immer bei sich trägt) die Mutter der Totalüberwachung der Menschheit ist. Von dort aus läßt sich alles, wirklich alles rund um eine Person rekonstruieren und vorhersagen. Der Aufenthaltsort einer Person ist deshalb so etwas wie eine Heilige Kuh des Datenschutzes. Mit Recht. Es ist der Schlüssel.
In diesem Punkt war mit den Datenschutzbeauftragen der Europäischen Gemeinschaften nicht zu spaßen. Denn die wußten, daß das Verfolgen des Aufenthalts einer Person (übers Handy, das bekanntlich jeder und immer bei sich trägt) die Mutter der Totalüberwachung der Menschheit ist. Von dort aus läßt sich alles, wirklich alles rund um eine Person rekonstruieren und vorhersagen. Der Aufenthaltsort einer Person ist deshalb so etwas wie eine Heilige Kuh des Datenschutzes. Mit Recht. Es ist der Schlüssel.
Wer das allerdings in der Retrospektive betrachtet und aktuelle Selbstverständlichkeiten ansieht, könnte sich wie im falschen Film fühlen. Denn da stimmt etwas nicht. Als eine der Konsequenzen der Corona-Krise wird nämlich nun von sämtlichen Regierungen der EU, was sage ich: der Welt!, mehr oder weniger brutal (wenn sanft, dann nur, weil es um so auszusehen geschminkt wird - man nennt das "making up") die Installierung eines Tracing- oder Tracking-App betrieben. Auch in unseren Ländern. Weil es jetzt um unsere Gesundheit geht. Das wußten ja die Datenbeauftragten von vor zwei Jahren nicht, daß es auch eine Gesundheit gibt. Die geht natürlich vor!
Was denn doch auf gewissen Widerstand stößt, wenn es Regierungen betreiben. Denn da hat es so manches "G'schmäckle", wie der Schwabe und seine oder sein_e - in oder _in oder *in oder _*innin gerne sagt. Das geht nicht!
Also sind die Politiker in unseren Ländern doch recht vorsichtig, und ihre Lügen oft noch höchster elegant, und ihr Lächeln doppelt besonders charmant, und ihre Beteuerungen zwar besonders unglaubwürdig, wir kennen unsere Pappenheimer ja, aber umso ehrlicher (und wie!) NEIN. Tracking? Niemals! Höchstens ... ja höchstens ... freiwillig. Gut, ja, dann geht es.
Also sind die Politiker in unseren Ländern doch recht vorsichtig, und ihre Lügen oft noch höchster elegant, und ihr Lächeln doppelt besonders charmant, und ihre Beteuerungen zwar besonders unglaubwürdig, wir kennen unsere Pappenheimer ja, aber umso ehrlicher (und wie!) NEIN. Tracking? Niemals! Höchstens ... ja höchstens ... freiwillig. Gut, ja, dann geht es.
Herrschaften und Damsohlen: Das ist natürlich in jedem Fall gelogen. Und zwar völlig, vom Kopf bis zur Sohle sozusagen. Denn die machen das ohnehin nicht als "von der Regierung auferlegter Zwang". Wo kommen wir da hin! Wir wollen doch alle Freiheit, und noch einmal Freiheit. Besonders die Grünen. Die machen alles nur, wenn es freiwillig ist, wie der österreichische Vizekanzler Kogler, dieser edelste aller Ritter der Freiheit, doppelt glaubwürdig betont hat.
Und natürlich versprach er (und sein Chef, der Kurz Wastel, dieser Liebling der Omis und Opis, umso heiliger), daß niemand jemals und überhaupt nie nicht und nie diese Daten MISZBRAUCHEN, also für falsche Zwecke einsetzen würde. Nie. Nie und nie. Klar, weil dann würden wir das nicht mögen. Klar, sagt den K & K, dann würden die Menschen das mit Recht nicht mögen, das sehen sie völlig ein, das würden sie auch nicht mögen. Nur bei einer Gefahr, klar, da schon. Und Gefahr heißt: Bei möglicher Gefahr. (Verdammt, schon wieder dieses Wort: Möglich ...)
Wenn überhaupt also dann nur, wenn es die Vernunft gebietet. Und das tut sie bei der tödlichen Corona-Gefahr auf jeden Fall. Denn man bedenke was wäre, wenn man jemanden mit Corona-Virus trifft ... nicht auszudenken! Und man meide vor allem jene falschen Fuffziger, die freundlich lächeln, aber dabei erst vor ein paar Minuten jemanden getroffen haben, der jemanden kennt, der mit jemandem bis auf einen Viertel Meter nahe war.
Der aber sogar von einem Corona-Virus noch innerhalb der Inkubationszeit gehört hatte (also: haben muß; nicht vergessen: Das Mögliche ist über die Häckselrolle der Wissenschaft gezogen das neue Sichere! Wahrscheinliches ersetzt das Ungewisse! Was für eine sichere Welt wir doch heute haben!), weil sein Großvater an Herzversagen samt begleitender Nierenembolie und erst kürzlich aufgebrochenem Lungenödem gestorben, aber als immerhin nicht auszuschließender, also möglicher, also zu konstatierender Corona-Toter exhumiert, und als solcher auch auf ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen in Statistik und Geschichte einging, weil es dem faden Leben der Angehörigen wenigstens einen Hauch von Geschichtsbedeutung einflößt.
Der aber sogar von einem Corona-Virus noch innerhalb der Inkubationszeit gehört hatte (also: haben muß; nicht vergessen: Das Mögliche ist über die Häckselrolle der Wissenschaft gezogen das neue Sichere! Wahrscheinliches ersetzt das Ungewisse! Was für eine sichere Welt wir doch heute haben!), weil sein Großvater an Herzversagen samt begleitender Nierenembolie und erst kürzlich aufgebrochenem Lungenödem gestorben, aber als immerhin nicht auszuschließender, also möglicher, also zu konstatierender Corona-Toter exhumiert, und als solcher auch auf ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen in Statistik und Geschichte einging, weil es dem faden Leben der Angehörigen wenigstens einen Hauch von Geschichtsbedeutung einflößt.
Nein, das wird die Regierung nicht einführen. Die wird nur die Freiwilligkeit scheinheilig betonen. Die wird auch das den Betrieben und Kaufhäusern und Grenzübertrittswünschen überlassen, die erledigen das wie von selbst. Wer zukünftig noch nach Buxtehude oder Paris einfliegen möchte, wird nicht anders können als sich mit so einem Kasterl samt installierter Corona-App ausweisen und legitimieren zu können. Kein Paar Schuh wird noch zum Anprobieren bereit stehen, kein Freibad noch Einlaß gewähren - ohne Ausweis der ganz aktuellen Freiheit von Corona-Risiken.
Also wird sich jeder "freiwillig" diesen Deppenquark aufs Händi laden, und wie! Ist ja auch interessant, wenn es alle Augenblicke blinkt und quakt, wenn Leute vorbeigehen, und so ihren "Corona-Status" über Daten-Quick-Schaltung ohne noch daran zu denken bekanntgeben. Der bekannt und zumindest hochrechenbar ist (auch bei jenen, die gar kein Handy haben!), WEIL die Daten über die Aufenthaltsorte und die dort nahe oder nächst gewesenen Menschen das ermöglichen.
Denn nur darum geht es in dieser Corona-App. Das nun sämtliche EU-Staaten zwar nicht aufdrücken, aber wärmstens anempfehlen. So anempfehlen, daß es im Grunde auf ein Diktieren hinausläuft. Das aber (wir haben das an anderer Stelle schon ausgeführt) wie von selbst über Drittanwender und Mittelsmänner - vulgo Sündenböcke - laufen wird.
Zwang wird es nur geben, wenn sich zu wenige freiwillig dafür entscheiden. Aber das kann man ja eine Zeit lang abwarten. Wie in Indien. Wo es auch freiwillig war. Und als sich innerhalb weniger Tage fünfzig der 1.350 Millionen Einwohner dazu entschieden, diese App, die so schön blinkt und leuchtet, sobald man in die Nähe menschlicher Ansiedelung kommt, herunterzuladen und auf "Install" zu drücken, sah die Welt für die Regierung auch noch rosig aus. Aber dann stagnierte das Ding.
Und es waren denn doch zu wenige, zumindest in kurzer Zeit. Weil diese App erst dann so richtig funzt, wenn man ein zuverlässiges Gesamtbild erhält. Und dazu braucht es einen bestimmten Prozentsatz an Nutzern, vulgo Usern, der sich bei ungefähr 60 bis 70 Prozent bewegt. Ab da bekommt man ein Bewegungsbild der GESAMTEN Bevölkerung, denn die Fehlenden, die Handy-Muffel oder Verschwörungstheoretiker mit Doppel-Datenvermeidungs-Schutz und Gummistiefel, die und deren Daten und Profile und Aufenthalte kann man dann locker und jederzeit rekonstruieren.
Also begann man erst verdeckt, dann immer offener, diese App zu fordern und zu erzwingen. Diese App, die die Bewegungsdaten erfaßt, auswertet und vor allem in Risikoquotienten zurück aufs Handy spielt, sodaß man jederzeit (wie bei einer Ampel, meinte der österreichische Gesundheitsminister treuherzig, und Ampeln, lieber Leser, die lieben wir doch wirklich alle, oder?) abschätzen kann, "welches Corona-Risiko" jemand birgt, der einem über den Weg läuft. Oder Eintritt in ein Konzert will. Oder um einen Termin am Amt ansucht. Oder ... ach, die Phantasie hat der Leser ja selber.
(Kronen Zeitung) Kommt der Nutzer in die Nähe eines anderen App-Besitzers, tauschen sich automatisch Daten aus. Wird jemand positiv auf das Virus getestet, werden die Kontakte informiert. In Indien gibt es zusätzlich noch eine Einstufung in die Risikokategorien grün, orange und rot, basierend auf Selbstangaben zum Gesundheitszustand und der Reisegeschichte.
Heute ist es so, daß diese Zwangsmaßnahmen immer offener und unverschämter werden. Denn Indien braucht nicht fünfzig, Indien braucht eine Milliarde installierter Apps. Mindestens. Und da ist der Weg noch weit, schon gar, wenn man diese abscheuliche Lethargie der Inder berücksichtigt.
Na Gott sei Dank, daß wir nicht in Indien leben. Da würden wir ja völlig überwacht! Und das, bitte schön, das wollen wir wirklich nicht. Hauptsache bleibt doch wirklich, daß wir gesund sind.
Noch eine Freude ist aber zu verkünden. Eine Freude, die wir den Datenschützern dieser Welt verdanken. Die sich nicht so einfach von den Regierungen abspeisen lassen, Inschallah. Sondern die darauf bestehen, daß die Daten NUR FÜR GESUNDHEITSZWECKE ausgewertet werden dürfen. Dann freilich, dann, wenn die Regierungen DAS garantieren, und dazu muß noch einiges an Datenlecks gestopft werden - was sage ich: EINIGES!, VIELES! - dann darf man diese App aber schon mal nützen. Also freiwillig. Denn jeder, wie er will.
Und ich will keine Photos von mir. Bitte. Sonst komme ich mit EU-Bestimmungen. Denn sonst könnte man rekonstruieren, wo ich mich zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgehalten habe. Was bei Photos, zumalen bei Erinnerungsphotos wildfremder Menschen, ja wirklich ein Unding ist.
*150520*