Beim Anhören eines Streitgesprächs auf Österreich-TV. Ach, wenn es doch ein Kraut gegen die so grauenhafte Ignoranz selbst der simpelsten historischen Tatsachen. Aus völligem Unsinn zusammengekitteten Argumentekeulen aber bestehen oft ganze Gespräche!
Nehmen wir nur das so oft mißbrauchte Beispiel dafür, daß der andere auf jeden Fall zu den Bösen gehört, die "Bücherverbrennung". Wie oft wird getan, als wären es die Nazis, die das erfunden hätten. Also die "Rechten".
Lassen wir das einmal, ob und wieweit die Nationalsozialisten (beziehungsweise eigentlich Hitleristen, dieser Begriff wäre viel zutreffender) überhaupt Rechte waren, wieweit sie überhaupt Faschisten waren. Die Geschichte ist voll von Situationen, in denen irgendein Regime egal welcher Façon der Meinung war, daß schriftliche Aufzeichnungen verbrannt gehörten. Und man könnte nicht einmal sagen, daß sie immer unrecht gehabt hätten!
Na bummsti, gell, werter Leser? Wer sich traut, so etwas zu sagen, der muß ja wirklich vom schlimmsten Zuschnitt sein ... welchen? Egal. Schlimmsten reicht zum Beweis.
Bücherverbrennungen gab es weltweit. Und nicht wenige!" Und seit Jahrtausenden. Tatsächlich. Aber die größte Bücherverbrennung des Abendlandes fand nicht unter den Hitleristen statt, sie fand auch nicht in den Zeiten des Lutherischen Aufräumens mit dem katholischen Aberglauben statt. Sondern ... sie fand in der letzten Dekade des 18. Jahrhunderts statt. Wo unter der Fahne der aufgeklärtesten Aufklärung, unter dem Kult der Göttin Vernunft, in Frankreich statt. Heutigen Schätzungen nach wurden damals vier Millionen Bücher öffentlich und als Opfer vor der Göttin Vernunft verbrannt. Darunter waren mindestens zwanzigtausend unschätzbar wertvolle Handschriften aus dem Mittelalter.
Vermutlich auch das verschollene, nie gefundene Buch des Aristoteles über den Humor, von dem Umberto Eco in "Der Name der Rose" behauptet, daß es das in einzelnen Exemplaren in Klosterbibliotheken des Mittelalters noch gegeben hat. Auch in diesem Roman wurden Bücher ein Raub der Flammen, auch dort aus Gründen der Weltanschauung und Überzeugung.
Wenn man sich aber schon auf die Suche nach buchstäblichen Bücherverbrennungen machen will, und dann Rangordnungen aufstellen möchte, würde man sofort im China der "Kulturrevolution" 1966 bis 1976 fündig. Wo eine Vernichtung traditioneller Kulturgüter (und damit auch von Büchern) stattfand, wo man auch gleich jene 20 Millionen Menschen totschlug, die diese Bücher besaßen, lasen, gelesen hatten, oder deren Inhalte als Lehrer verbreiteten. Ein Verbrechen, das in der quantifizierbaren wie in der qualitativen Dimension jedes sonstige Verbrechen durch Diktaturen in der Weltgeschichte bei weitem übertrifft. Wenn auch die Sowjetunion unter Stalin nur wenig nachhinkt.
Neben diesen beiden Bücherverbrennungen wirkt die unter Hitler fast kindisch. Vor dem Bösen, das laut seine böse Tat ankündigt, sollten wir uns eben nicht so fürchten. Fürchten sollten wir das Böse, das im Verborgenen und so selbstverständlich wirkt, daß Täter (und oft auch noch die Opfer!) es nicht einmal bemerken, weil es schon habituell geworden ist.
Im (westlichen) Abendland werden Gottseidank nur kleinere Brötchen gebacken, so schrecklich die auch im Einzelnen sein mögen. "Masse" (in jeder Hinsicht) hat mit Osten zu tun, und dies ist die wichtigste Unterscheidung, deren Scheidelinie (seit den ollen Griechen bewußt) am Bosporus, und deren läuterndes Herz im Kaukasus liegt.
Aber auch da gibt es eine klare Nummer eins: Die Bücherverbrennung im Rahmen der französischen Revolution von 1789ff. Sie rangiert allerdings recht knapp vor den Büchervernichtungen, die wir weiteren aufgeklärten Regimen wie dem in Österreich unter dem Sohn Maria Theresias, Josef II., zu verdanken haben. Der ein Kulturgutvernichter war, der auch neben der Kultur- und Büchervernichtung unter Luther bestehen kann.
Neben diesen beiden Bücherverbrennungen wirkt die unter Hitler fast kindisch. Vor dem Bösen, das laut seine böse Tat ankündigt, sollten wir uns eben nicht so fürchten. Fürchten sollten wir das Böse, das im Verborgenen und so selbstverständlich wirkt, daß Täter (und oft auch noch die Opfer!) es nicht einmal bemerken, weil es schon habituell geworden ist.
Im (westlichen) Abendland werden Gottseidank nur kleinere Brötchen gebacken, so schrecklich die auch im Einzelnen sein mögen. "Masse" (in jeder Hinsicht) hat mit Osten zu tun, und dies ist die wichtigste Unterscheidung, deren Scheidelinie (seit den ollen Griechen bewußt) am Bosporus, und deren läuterndes Herz im Kaukasus liegt.
Aber auch da gibt es eine klare Nummer eins: Die Bücherverbrennung im Rahmen der französischen Revolution von 1789ff. Sie rangiert allerdings recht knapp vor den Büchervernichtungen, die wir weiteren aufgeklärten Regimen wie dem in Österreich unter dem Sohn Maria Theresias, Josef II., zu verdanken haben. Der ein Kulturgutvernichter war, der auch neben der Kultur- und Büchervernichtung unter Luther bestehen kann.
Der oberste Bücherverbrenner der europäischen Geschichte ist in jedem Fall die Aufklärung. Exakt jene Aufklärung, auf die sich die heutige Zeit als eigenes Paradigma beruft, und umso heuchlerischer auf andere Täter zeigt, um weiter im Verborgenen wirken zu können. Die Gegenwart ist deshalb die Zeit der schlimmsten weil globalen Bücherverbrennung in der Menschheitsgeschichte. Sie agiert deshalb so effizient und heimtückisch, weil die wahren Bücherverbrenner nicht angeprangert werden dürfen.
Gut, in der Methode hat sich manches geändert, und da wollen wir nicht kleinlich sein. Bleibt die Tatsache, daß in unserer jüngeren Geschichte und als Fundament der heutigen Geistesverfaßtheit die schlimmsten Bücherverbrennungen stehen.
Ob per Flamme, oder durch Verschüttung von Büchern in Schlaglöcher auf Straßen, wie in Österreich in Massen geschehen, wo die wertvollsten Klosterbibliotheken (der VdZ hat sich über die damaligen Vorkommnisse im niederösterreichischen Zisterzienserstift Zwettl eingehend vor Ort kundig machen können) "gesäubert" und vernichtet wurden, unterscheiden wir einmal nicht, weil der Intention und Wirkung nach keine Unterscheidung gegeben ist.
Oder in einer anderen Methode, die unserer Zeit eben angemessen ist. Wir meinen die Vernichtung von Geschriebenem durch Google, Facebook und Twitter, die alles bisher Geschehene noch übertreffen dürfte. Die erst jetzt so richtig Fahrt aufgenommen hat, und deren Ende gar nicht absehbar ist.
Deren Geschichte der Bücherverbrennung steht erst am Anfang, obwohl sie im historischen Maßstab schon so gewaltige Dimensionen angenommen hat, daß die paar zehntausend Bücher, die die Nazis verbrannt und verbannt haben, und die eher Signalwirkung hatten, wie ein Fliegenschiß dagegen wirken.
Zumal es alle diese verbotenen, verbrannten Bücher im Geheimen noch gab, und noch heute gibt. Denn JEDES Buch, das damals unerwünscht war, ist nicht nur der Überlieferung erhalten geblieben, sondern kann heute per Knopfdruck ins Haus geholt werden. Sieht man von jenen Büchern ab, die zur Zeit der Nazis tatsächlich oder in den Augen einiger Heutiger "gefährliches Gedankengut" enthielten. Die werden noch heute verbrannt. Buchstäblich.
Man denke an das Theater rund um Hitlers "Mein Kampf". Ein freier Zugang dazu hätte übrigens viel Unsinn verhindert. Denn die Lektüre dieses "gefährlichen Buches" vermag mehr vom Hitlerismus, der hauptsächlich von erfundenen Mythen lebt, zu heilen, als zu überzeugen.
Bücher, die nicht nur nicht erhältlich sind, sondern deren Besitz sogar strafbar ist. Oder muß "nachweislich rein wissenschaftlichen Zwecken" dienen darf. Also nicht ihrer ursprünglicheren, ganzheitlichen Bestimmung "als Buch" entzogen werden sollen. Nicht wenige Bücher jener Zeit und Geistesrichtung sind aber auch einfach "verschollen". Verbrannt, auch physisch, nach dem Zweiten Weltkrieg, oder auf andere Weise aus dem Gedächtnis der Menschheit zu löschen versucht.
Morgen Teil 2) In der Geschichte der Menschheit gab es noch nie so viele Bücherverbrennungen wie heute - Aber nicht immer sind sie schlecht
*200520*