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Sonntag, 7. Juni 2020

Folgen und Wirkungen

Die Frage, was von der Corona-Krise, dem Shutdown des gesamten sozialen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Lebens bleiben wird, ist kaum von der Warte zu sehen, wie Prognosen meist zugrunde liegen: Einem Wunschdenken. Darunter vor allem fromme Wünsche und also Blüten wie "Solidarität" (bei "social distancing" als Grundregel besonders neckisch), etc. 

Fünf, sieben Wochen reichen nicht, um eine dauerhafte Gewöhnung als Tugend, also als Haltung zu etablieren. Unabhängig von so vielen weiteren Problemen nach dem Wesen von Tugend. 

Sie reichen aber sehr wohl, um positive Haltungen - und das sind Tugenden - ABzugewöhnen. Dies bedenkend, wird man vielleicht etwas gewahr, das vor dem Hintergrund des Sozialstaates als Utopie des Paradieses angesichts einer irgendwie und auf unabsehbare Schulden ("Koste es was es wolle!") fast erschreckend ist. Eben - das Paradies.

Die meisten Menschen haben nun für fünf, sieben Wochen und mehr eine Situation erlebt, "an die man sich gewöhnen könnte", nein, an die man sich gewöhnt hat. Die einer Vollversorgung bei gleichzeitigem Ersparen jeder Anstrengung. 

Aber der Mensch ist seit dem Sündenfall "verflucht" zum Schweiß, in dessen Angesicht er sich sein Leben verdienen muß. Arbeit ist wie das Leben selbst (weil beides so unmittelbar zusammengehört) eine Gewohnheit und gehört also dem Bereich der Tugend an. 

Es braucht also nicht viel Phantasie bei der Vorhersicht, daß die Corona-Krise den Anspruch auf Paradies auf kaum abschätzbare Weise gestärkt haben wird. Der VdZ wagt deshalb die Prognose, daß wir in den nächsten Jahren mit ungekannt vehement vertretenen Paradiesvorstellungen konfrontiert sein werden. Mit Forderungen der Menschen, daß dieses derzeitige Leben, von niemandem gebraucht zu werden, und keine Verantwortung zu haben, sich den Schweiß der Mühe in jeder Hinsicht ersparen zu können, zum Normalzustand werden solle. 

Was das für die Politik heißen wird? Sie steht unter dem Druck Systeme zu finden, wie sich Schulden zu immer größeren Bergen auftürmen lassen, ohne daß man die Menschen deren Folgen - Steuern - direkt spüren läßt. Sondern die Belastungen zum einen auf stumme Gesellschaftsbereiche überwälzt, und zum anderen durch Begriffsfälscherei verbirgt.

Denn die Menschen haben nun einen Maßstab des angeblich möglichen, ja von Staats wegen geforderten Lebens erfahren, von dem sie nicht mehr abrücken werden wollen. Denn noch nie ist es einer Staatsregierung gelungen, Tugend durch Zwang zu erreichen. Aber praktisch immer hat eine Staatsregierung, die sich anmaßt, in so hohem Maß wie heute das Alltagsleben zu bestimmen, eine entsittlichende Wirkung. 

Vor allem zukünftige Regierungen werden also mit Forderungen konfrontiert werden, die nicht mehr erfüllbar sind. Sodaß die Bahn für ein Zwangsregime offensteht, zum einen, wo die notwendige, aber fehlende Tugend durch Zwang ersetzt wird, denen zum anderen politische Bewegungen mit utopischen Erfüllungsversprechen gegenüberstehen. Wehe uns, wenn sich diese beiden Elemente verbinden. Und ... das werden sie. Denn das eine wird als Weg zum anderen verkauft werden.

Grausige Aussichten. Schauen wir uns, um auf andere Gedanken zu kommen, deshalb lieber Filme mit heiler Welt an. "Jeder möcht im 7. Himmel leben!" In der Zeit des Wirtschaftswunders hat es ja auch funktioniert, hat der Zweck die Mittel gerechtfertigt, da war das allgemeine Narrativ noch so belastbar, daß auch kleine Ausbrüche ins Sittenlose noch ohne Folgen blieben, und augenzwinkernd als harmlos eingestuft werden durften.

Weil man damit noch spielen konnte, ohne daß die Generalhaltung des Sittlichen zertrümmert wurde. Und keiner merken mußte (und wollte), daß alles in die wirklichkeits- und folgenlose Romantik (der Zweitwirklichkeit als Samstag-Nachmittags-Ausflug) aufgelöst wurde, was mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmte.

Oder, mit anderen Worten: Beim Kaffeekränzchen des Damenvereins darf der Unterhalter auch mal einen frivolen Scherz machen. Es wird die Moral nicht zerstören, weil die Generalerzählung in keinem Moment erschüttert wird. Das Böse mußte noch überspielt werden, weil es keiner als ernsthafte Bedrohung annahm. Niemand zweifelte (noch) daran, daß die Prämissen des Neuen den Haltungen des Alten, Übernommenen entsprachen. Welch tragischer Irrtum das war, stellte ich erst in den kommenden Jahrzehnten heraus.

Auch das hat sich also geändert. Weil sich die Generalerzählung so geändert hat, daß das Böse zum Normalen* geworden ist. Deshalb ist Mißtrauen, das bislang an der Pforte stand, zur Allgemeinhaltung geworden. Das läßt sich über die Wirkungen der Corona-Krise bereits jetzt aussagen.**

Mit einer Normalitäts-Normalität mitten drin: Dem Jack Russel-Terrier als seit je verläßliches Manipulationselement. Denn dieser Hund hat in seinen fleischlichen Schemata eine archetypische Wirkung, die seit zwei Jahren in allen Medien, über alle Entwicklungen hinweg, als Auslöser für eine Grundwirkung bürgt, die bei jedem Erkannten Voraussetzung für Erkennen (als Übergang auf denselben Ort, also Wesensbeitritt in eine begehrenswerte Identität somit) ist: Ein liebendes Herz beim Erkennenden. Psychologischer Unsinn mag blühen wie er will, philosophischer Quatsch über die Straßen fließen wo er will - der Jack Russel bleibt.




*Das Wort von * St. P. Johannes Paul II., der von einer "Kultur des Todes" sprach, hat heute immer noch kaum jemand verstanden.


**Wenn also jemand nach Gründen für das Blühen der Verschwörungstheorien sucht - darunter vieles, was man nur noch als Verschwörungs-Realismus bezeichnen kann: Verschwörungen, reale Verschwörungen sind völlig zu Recht das allgemeine Narrativ geworden! -  wird er nur hier fündig werden.



*170520*