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Samstag, 27. Juni 2020

Nein, die Ideologiesuppe eß ich nicht (2)

Teil 2) Das Handwerk der Selbstentfremdung 
als lügenhaftes Konzept der Identität


Und diese inneren Gesetze und Voraussetzungen solchen Denkens ist in der obigen Zwischenausführung angestrebt worden: Als Anriß einer Anthropologie, die den Menschen dazu berufen und in der Lage sieht, ein Staatskonzept zu erfinden, dem dann ein Volk per Willensentschluß einzuwohnen beginnt. Noch bis 1945 nämlich hat sich dieses "deutsche Volk" als föderales Konglomerat an sich eigenständiger, nur in Subsidiarität und auf bestimmte Bereiche bezogen - wie es eben einem Reich ansteht, vor allem in der Außenpolitik eines "Deutschen Reiches" als Gemeinschaft aller deutschen Völker; oder in der Rechtsprechung in zwischenstaatlichen (sic!) Agenden, in Streitfällen zwischen Völkern - zusammenfaßbarer und zusammengefaßter Völker.
Die "deutsch" genannt werden können, aber kein "deutsches Volk" sind. Und sich selbst nie so verstanden haben! Das zeigt die nach wie vor bestehende föderalistische Konstitution "Deutschlands". Bei welchem von "deutschem Volk" zu sprechen nur in einem übertragenen Sinn möglich ist, als "Staatsvolk". Deren wahre Befindlichkeit aber wirklich die einer "Bevölkerung" ist.
Solche idealistischen Konzepte greifen im Wesentlichen auf die (immer in einer Verzweiflung und in einem Nihilismus gegründeten) Konzept von Nietzsche und Schopenhauer zurück: Welt als Wille, als voluntaristisch in die Welt gesetzte, menschliche Idee und Vorstellung. Hier wäre ein "Deutschland" also das, was man im Bewußtseinstablett ständig vor sich her tragen müßte. Weil es im normalen Alltag der Menschen nicht "vorkommt".  

Solche letztlich zweitwirklichen (also einer Wirklichkeit der menschlichen Gedankengebäude und -logik, die der wirklichen Wirklichkeit, der logos-durchtränkten und -geprägten Welt der Dinge, der Schöpfung als führende, bestimmende Hand überlagert ist) Vorstellungen bedürfen dann auch ständige Energiezuführung. Sonst lösen sie sich schlicht und ergreifend auf. Sie brauchen die ständige Präsenz einer "Erinnerung" in Worten, Erklärungen, vor allem aber in Etiketten!*

Darauf erklärt sich die Empfindlichkeit jener, die einem solchen Konzept eines idealistischen, voluntaristisch möglichen, also nur vom menschlichen Willen machbaren, ja von diesem (als menschliche Aufgabe, diesem Entschluß zum Willen, zur künstlichen Schöpfung in der Welt) zu machenden Staates folgen. Dessen Wirkungen und Bedingungen sie aber der logos-basierten Grammatik entnehmen (weil müssen; Wirklichkeiten, Eigenschaften lassen sich nur aus geschaffenen, logosdurchwirkten Dingen erkennen, nur sie sind  im eigentlichen Sinn Objekte der Erkenntnis), also wirklich Wirkliches auf vorgestelltes Zweitwirkliches, das eine gewisse Logik hat (Pseudologie) und deshalb sehr leicht als "wirklich Wirkliches", angewendet, und damit Wirklichkeit vorgetäuscht werden kann, auch und vor allem vor sich selbst. Man nennt das dann Ideologie.
Einer Ideologie des "Deutschseins", die eine deckungsgleiche Parallele zum Amerikanismus ist. Das war dann auch der eigentliche Kampf, der sich 1914 entladen hat: Der zwischen zwei konkurrierenden Ideologien, in zwei "aufstrebenden", um Welteinfluß kämpfenden Ländern. Jenem des Amerikanismus hier, und des Deutschismus als still und heimlich und zum Falschen, nie so Gemeinten umgedeutete Idee vom Deutschen Reich. 
In BEIDEN Fällen war es eine künstliche, ideologische, idealistische "Kultur" (als kapitalistische, also dem wirtschaftlichen Nutzen untergeordnete Lebensweise), die über genuine Völker, über verwurzelte soziale Einheiten, drübergelegt werden soll. Weil das auf natürlichem Weg nicht möglich ist, kann es sohin nur mit Gewalt, Lüge und Täuschung geschehen. 
Und hier spricht man erst richtig von "Universalismus", also von einem geistigen, willkürlichen, im autonomistisch verstandenen Menschen gründenden Konstrukt, das über alles Regionale, Verwurzelte gestülpt wird, und dieses Originäre auslöscht.
Waren im Anfang hier viele einzelne deutsche Völker, waren es dort soziale Einheiten, die sich auf ihre Wurzeln in zahllosen europäischen Völkern bezogen und in Amerika Volksgruppen-Einheiten bildeten, die ihre letzthinnige Einheit aus der Religion bezogen. Beide Male kamen aber diese verwurzelten sozialen Einheiten unter die Räder, und wurden von einem ideologischen Konzept überfahren und mißbraucht.
Es steht leider zu befürchten, daß die sogenannte "Neue Rechte" (per Eigendefinition, auch in der von Martin Sellner)** auf dieser beziehungsweise einer ideologischen Grundlage steht. Und damit einer Weltkonzeption folgt, die nicht im natürlichen Fluß der Dinge steht, also nicht in jenem Telos geborgen ist, zu dem alles Sein (im seienden) von sich aus hinstrebt. Und deshalb nur über ständiges Aufwärmen des künstlich gestrickten Wortgerüstes dieser Dinge (wie Volk, Staat) "lebendig" - weil im Bewußtsein! also präsent! - gehalten werden kann. 

Aber das ist nicht das Konzept derjenigen, die in der Verwurzelung des Menschen den einzigen Weg der Erfüllung des Willens Gottes und damit ein Leben in Sinnerfülltheit (logos heißt auch Sinn, als "auf zu") sehen. Der in den Dingen, als deren natürliches Streben (natus = ist geboren).

Und hier ist es wesentlich, also dem menschlichen Wesen zugehörig, also nicht "amputierbar", sondern immer notwendig, ja ein natürliches Bedürfnis, in diesem Fall sogar Existenzbedingung: In der Zugehörigkeit zu einem Volk, das ihm sogar vorausgeht weil ihm den Platz, den Ort zuweist, an dem er steht, sodaß sein Lebenssinn, die Erfüllung seines Lebens darin liegt, sich auf diesen Ort, dieses Beziehungsgeflecht das im Ort zusammenläuft, transzendiert, also sich selbst "gering achtet", "stirbt", um nur noch in diesen Aufgaben zu leben.
Der Voluntarismus, der hinter dieser Identitätsschöpfung aus eigenem Willen steht (und damit hinter dem Staatskonzept des Positivismus des 19. Jahrhunderts, auf dem auch dieser Begriff vom Deutschen Volk der Neuen Rechten beruht), beruht auf einem Mißverstehen der Wahrheit um die menschliche Person. Die Gregor von Nyssa so umschreibt: "Wir sind auf gewisse Weise unsere eigenen Väter, weil wir uns selbst zeugen nach unserem Willen. Aus eigenem Entschluß bilden wir uns nach dem Bild unseres Wollens. 
Dieser Satz ist nur verstehbar, wenn das Konzept von Wahrheit auf dem Ergreifen des logos als innere Grammatik der Schöpfung als deren "nährende Melodie" beruht, als "Sprache hinter der Sprache"², und wo die Freiheit aus der Ähnlichkeit mit Gott (in Jesus) stammt. Die man wollen muß, die also eine Frage der Sittlichkeit ist. Sie kann nicht mit Willkür gleichgesetzt werden, die ohne logos auszukommen meint, und somit eine Perversion dieser Wahrheit um den Menschen ist.

Morgen Teil 3) Das Handwerk der Selbstentfremdung



*300520*