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Montag, 22. Juni 2020

Sebastian Kurz und das Generationenproblem

Ebenfalls mit dem Übergang von Kulturstufen, der mit dem Wechsel in der Mitte der 1960er Jahre in einem Generationenwechsel als Übergang auf eine neue Art zu leben stattgefunden hat, der einen völligen Bruch mit der Tradition vollzogen hat, ist eine neue Haltung bei Politikern eingezogen. Welcher Natur die ist, hat sich in der Corona-Krise erstmals in voller Gestalt gezeigt.

Die jetzige Politikergeneration, die sich als Elite begreift, hat nicht die geringste Scheu mehr, der Bevölkerung als Menschen, die ihnen "unterstellt" sind, Vorschriften, Haltungen, ja ganze Lebensweisen bis in kleinste Details zu diktieren und aufzuerlegen. Eine solche Gängelung wie sie in den letzten Monaten stattgefunden hat, ist historisch beispiellos und entspricht eben diesem Totalbruch mit der Geschichte, wie er narzißtisch gestörten Menschen eigen ist. 

Die sich als einzigartige Innovation der Geschichte begreifen, mit denen eine neue Welt mit neuen Regeln und neuen Anforderungen anfängt. Diesem Sendungsbewußtsein, welche diese Generation trägt, entspricht das in den 1960ern als Generalhaltung eingezogene Definieren von "Kreativität" als "Schöpfung ex nihilo", also als wirkliche Neuschöpfung aus dem Nichts.
Wobei es sich dem Begriff Generation in diesen Zusammenhängen nicht primär um einen biologischen, sondern um einen haltungsgemäßen, geistig-psychischen Zustand handelt. In dem sich die rein dem Alter nach "Jüngeren" (in den Geburtsjahrgängen ab Mitte 1960er) eigentlich sogar um Adepten, perfekte Epigonen und Imitationen, ja Kreationen einiger Figuren der vorgängigen Generation handelt.
Auf eine ganz eigentümliche Weise hat sich also das schopenhauer-nietzschesche Verständnis der Welt als Produkt eines elitären Willens zur Macht (als Leichtfertigkeit in der Einführung von "Neuem") eingeschlichen. Wo sich das Nietzscheanische Konstatieren des faktischen Kulturzustands einer "Gott ist tot"-Realität mit dem Nihilismus und der Verantwortungslosigkeit des Buddhismus vermählt.

Damit ist auch klar, daß diese heutigen Eliten sich selbst von den von ihnen verhängten Maßregeln und Anordnungen ausnehmen. So harmlos es auch aussieht, wenn ein Kanzler Kurz bei seinen Veranstaltungen - bei denen es ihm, wie er treuherzig sagt, wie immer um den "Kontakt mit den Ängsten und Sorgen der Bevölkerung" gehe - keine der von ihm selbst in jeder Ansprache mit erhobenem Zeigefinger einfordernden Verhaltensregeln einhält (und erst auf Zuruf aus den Medien darauf reagiert), 

oder wenn ein Bundespräsident Alexander van der Bellen von der Polizei um halb ein Uhr nachts in einem Restaurant "mit Gläsern am Tisch gestellt" wird, womit er die Anordnungen über die Sperrstunden in Zeiten des Corona völlig mißachtet hat, wofür Gastwirte mit schweren Strafen (bis zu 30.000 Euro!) bedroht werden, dann bleibt das nicht einmal beim hartgesottensten Augenzwinkerer ohne Beigeschmack. 

Und mit Recht. Denn es zeugt von einer Arroganz der Eliten, die keineswegs Einzel- und Zufall ist. Sie hat vielmehr System! Natürlich - nicht "bewußt". Aber es ist eben auch Merkmal dieser Persönlichkeitsstruktur, alles Störende, alles die jeweils augenblicksgenerierte Befindlichkeit irritierende, tatsächlich und vollständig zu ignorieren und restlos aus dem Bewußten zu drängen. Wie jeder selbst überprüfen kann, hält sich ja Kurz (man kann sagen) permanent nicht an die unter seiner Ägide verhängten Maßnahmen. Und trägt die Maske offensichtlich nur, wenn Blitzlichter von Photoaufnahmegeräten drohen. "Quod non licet bovi - licet Iovi"?
Aber mehr noch. Der narzißtische, geschichtsvergessene, traditionsverhöhnende Einschlag dieser nun alle Hebel des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens in die Hand bekommenden Generation, die "alles besser weiß" und sich geschlossen Vorfahrengenerationen gegenübersieht, "die ihnen nicht gleichwertig und unterlegen ist", zeigt sich in der Leichtigkeit, mit der Entscheidungen von einer Reichweite getroffen werden, die nur noch dem Motto "je länger und größer desto leichter und besser" zu folgen scheint. 
Welcher Politiker der vorigen Generationen hätte es gewagt, einen Lockdown eines Landes zu verordnen, wo er noch dazu auf völlig ungewisser Faktenlage in einem emotionalen Anflug irrational handelt. Und es gab Zeiten, in denen Politiker (wie der Grüne Anschober) Ankündigungen von "langfristigen Weichenstellungen" zu vermeiden suchten, weil solch' große Worte (deren heute aber so viele bemüht werden) bei vielen Menschen früherer Generationen gewisse Magenverkrampfungen auslösten. Weil Zeiten mit einer Politik "epochaler Bedeutungsschwere" recht häufig, wenn nicht immer Überschreitungen von Schwellen hin zu einer Auslösung von Katastrophendynamiken bedeutet haben.
Da hat dann alles eine Tragweite, die "schicksalsentscheidend" ist, in denen es um die ganze Welt geht, und schließlich um das Schicksal des Kosmos.
Dazu brauchte es ein Sendungs- und Missionsbewußtsein, das wir jetzt als Teil einer Pathologie der Gegenwart erkennen können, vor dem zu fürchten allemal angebracht ist. Denn was soll man von Menschen halten, für die die Welt mit den Beatles jene Phase des Wassermannzeitalters begonnen hat, in der sie endlich einmal ernst genommen werden kann. Vorher war alles nur ein Herumgeplänkel von Dödels.

Genau diese Generation hat, von den Liedern der Beatles gelernt, an deren Inhalte sie echt glauben, das Zeug in sich, wirkliche Weltkatastrophen auszulösen. Und zwar weil irgendjemandem ... gerade einmal langweilig ist und er sehen möchte, wie es tuscht, wenn es zischt. So irgendwie muß sich ja auch Gott fühlen, warum sonst hätte er die Welt geschaffen außer um ein wenig Spaß zu haben?

Also - den Keil unter dem Stapel lösen, und dann los mit dem Gekicher, weil alles rumpelt und stürzt. Um dann auf jene (anderen) zurückzugreifen, die den Schaden wieder beheben. Denn mit Stapel war es halt doch schöner. Aber wer schuftet schon gerne? Es wird deshalb auf eine neue Form von Sklavenhaltung hinauslaufen - als gewaltsame Versklavung der wirklichen Schadensträger und -beheber. Der Leser kann aber sicher sein, diese Gruppe wird klein bleiben. Die große Mehrheit der Menschen ist nämlich freiwillig bereit, instrumentalisiert zu werden. Dafür kriegt er auch ein paar Krumen vom Tisch der Peitschenknaller.
Diese Haltungen gründen dabei in einem geistigen Strom, der in Reformation und Renaissance seinen historisch manifesten Ausgang nahm, und in der Aufklärung sein historisches Fundament erhielt. Wobei das alles natürlich nicht dort erfunden worden ist. Aber es wurde dort so salonfähig, daß es ab 1965 zu einem völligen Paradigmenwechsel, einer Revolution kam. Über Nacht bestimmten die Beatles, was Sache im allgewärtigen Disput war. Pilzköpfe können nicht lügen. 
Man könnte also sagen, daß der Subtext von Descartes' Traktaten und Voltaires Bildungsromanen die Karriererezeptur für die Beatles war. Deren Laufbahn bei Troja begann, als Holzpferd, für das die Abwehrmauern eingerissen wurden, auf daß das große Siegesfest beginnen konnte. 
Alles was wir seither erleben ist von dort ausgegangen, und wir erleben heute deshalb die Herabkunft des idealen Menschen in der Reinform eines Rousseau'schen Totalitarismus. Sie gebar in Marx, Lenin, Stalin, Hitler und Mao noch Einzelblüten, um schließlich zum Generationenphänomen zu werden. 
War die Politik bisher aber noch von "Alten" gehalten, an denen die neuen Generationen mehr oder weniger noch zerschellt sind, so stehen diese "Jungen" nun vor der definitiven Machtübernahme. Damit stehen wir vor einer neuen Form von Politik, einer Politik der schamlosen Großprojekte. Bereits beim Klimawahn hat es rumort, aber nun hat uns die Corona-Krise vollumfänglich DAS gezeigt, was die Politik der Zukunft kennzeichnen wird.
So brutal vereinfachend das klingen mag - die Vernunft sagt, daß es darauf hinausläuft. Und daß nicht mehr dahintersteckt. Wir werden uns also noch sehr warm anziehen müssen angesichts dessen, was uns noch alles durch diese neuen Eliten blüht.



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