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Montag, 29. Juni 2020

Nein, die Ideologiesuppe eß ich nicht (4)

Teil 4) Nur Begriffsklarheit kann Frieden bringen.
Begriffe können nur durch Rückbeziehung (re-ligio) 
auf logos (in der Wahrheit als Sprachgestalt) geklärt werden.



Wie marginal erscheinen da, das was wir ethnologisch (!) als Volkseigenheiten festhalten können. Die aber erst in diesem Licht gereinigt und schützens- wie liebenswert und einheitsstiftend werden (was nur in der Wahrheit, also auch im Maß der Nähe und Offenheit zu ihr, möglich ist.) Tänze, Lieder, Sitten, Gebräuche, Traditionen, Geschichtsbezüge, usw.

Wo sind aber nun Volksprägungen auch streng zu scheiden von charakterlichen Mißprägungen, diesem wahren Konflikt- und Kulturkampfgrund, die schlicht und ergreifend Laster und Schwächen und deshalb die wirklichen a- und anti-kulturellen Momente sind? Da taucht auch er plötzlich auf, der Protestantismus.

Aber wie will Herr Sellner mit seinem Begriffsinventar in diesem ganzen vielfältigen Feld noch unterscheiden. Oder will er das eh gar nicht ... weil es viel einfacher ist, im Begriffssumpf zu stecken und einander mit Schlammbatzen zu bewerfen?
In Wahrheit ist also einer der subtilsten Wege der Selbstentfremdung der, sich (uns) als "Weißer" zu identifizieren. Denn auch das ist ein universalistischer, damit in die Zweitwirklichkeit (Pseudologie) schiebender, und damit jedes Volk entwurzelnder, jede wahre Identität auflösender und in eine neue voluntaristische, positivistische Scheinidentität drückender Begriff.
Aber Friede beginnt mit der Begriffsklarheit. Krieg ist ein Krieg der in den Begriffen liegt. Immer. Deshalb ist es auch keineswegs verfehlt, wenn ihm und seiner Gruppierung "Gewaltaffinität" vorgeworfen wird. Und umso typischer, daß Sellner keine Gelegenheit ausläßt zu beteuern, daß er und seine Bewegung "Gewalt ablehnen". Sie ist unerkannt weil implizit. Sie ist diesen Ideen immanent.

Die Linken haben da durchaus ein richtiges Gespür, als Fünkchen Wahrheit in ihrer Gesamtidiotie. Sellners permanente Aufrufe, "auf die Straße" zu gehen (weil sonst eines Meinung "nichts bringt"! man beachte alleine diese Utilitarisierung, diesen Technizismus der Sichtweise!) sind, was sie auch bei Linken sind: Sie sind Aufrufe zur Revolution! Und Revolution heißt IMMER Gewalt, und heißt immer Widerspruch zur Verwurzelung, also zum Volk.
Obwohl Sellner in diesem Video in manchen Halbsätzen das Gegenteilige behauptet, um sich im nächsten Satz schon wieder zu widersprechen. Was nicht weniger zeigt, als daß er sich längst in eine Widersprüchlichkeit verloren hat, die sehenswert ist.*** 
Es ist diese jene unbewußte Taktik, die wir hier schon oft kritisiert haben, als die Klitterung von Schlagworten, denen aber ein innerer, logischer (logos-bezogener) Zusammenhalt in Wirklichkeit fehlt. Insofern kann man von Lüge sprechen, denn es ist eine Intention, die hinter dieser (gar nicht bewußten) Klitterung steht.
Von der man nur hoffen kann, daß sie ihm mehr und mehr aufsteigt, also "bewußt" wird. Als Aufsteigen der Ebene des Wortes, der Sprache, aus dem Konflikt mit dem Sein. 
Wozu der private Weg, den er gegangen ist - die Heirat samt kommender Vaterschaft - sicher hilfreich sein wird, weil die Familie eines zumindest immer heißt: Sie preßt an die Wurzeln des Menschseins. Die Entwicklung seines Sprechens (man beachte das "ch", die Verbindungen von Konsonanten mit vor- oder nachgestelltem "a", das "r", usw.) erzählt leider jedoch etwas anderes.
Seine Identitätsvorstellungen bleiben trotz aller Gegenbeteuerungen aber nur noch als künstliches Konstrukt übrig. Das sich der Mensch willkürlich gibt, oder das er aus einer Ideologie, einem positivistischen Weltwillen, und damit immer aus einer konstruktivistischen Gruppenidentität bezieht.
Es geht um Kulturkampf, jawohl. Aber der ist nicht ein Kampf zwischen "Weißen" und Zuwanderern aus anderen Kulturen. Das ist er nur auf einer zweiten oder dritten Ebene. Die wahren Feinde unserer Kultur kommen aus dem Innersten des Westens, also der Abendländischen Kultur. Und dort müssen sie identifiziert, gestellt, und bekämpft werden. 
Um aber gegen die Aufklärung (und den Liberalismus als einer deren Töchter) zu kämpfen, gegen die Ideologien, die genau daraus (und nur daraus, und zwar sämtlich!) erwachsen, dazu, Herr Sellner, braucht man dann wirklich Eier. Und kein Theater des Scheinposierens, das über den juvenilen Aktionismus deshalb nicht hinauskommt - als "meta"-politische Bewegung! - weil es die Widersprüche nicht anzutasten wagt, in denen sie steckt. 
Die aber nur dem wirklich Religiösen, und letztlich überhaupt nur dem Katholiken aufzulösen sind. Weil nur der alle Elemente der Zeit (die er in sich birgt, als Quelle, als Wurzel) zusammenzufassen und in Christus zu einen vermag. 
Wie der Katholik aber bekämpft wird, Herr Sellner, davon machen Sie sich noch nicht den Funken einer Vorstellung. Den finden Sie auch nicht auf gloria.tv oder kath.net. Dieser Kampf "gegen Sie" ist ein Täuschungsmanöver, das durch Markierung des "Feindes" die Wahrheit selbst verdunkeln soll. Denn der wahre Kampf scheut das Theater, und daß Sie das nicht wissen, erzählt viel. 
Dieser Kampf findet heimlich, still und leise, aber umso effektiver statt (höre man dazu Fr. Rippergers Elogen zum Thema, wie wirklich der Feind des Menschen = der Kultur auftritt.) Nur der so Kämpfende ist der wahre Ritter im Kampf der Kulturen. Keine unserer Rittersagen kommt ohne diese Dimension aus. Seine Rüstung wird freilich erst am Jüngsten Tag im Glanz der Sonne des Hofes Artus' erstrahlen.
Wie will man aber mit einer im Narzißmus dermaßen offenen Flanke bewerkstelligen, überhaupt einmal die Rüstung anzuziehen und das Schwert zu ziehen? Eben. Ein LANGER Weg der Armkräftigung und des Knappentums, kein Weg des kurzfristigen und Stroh als Heldenkranz erntenden Aktionismus, diese heuchelnde, ach so lockende, aber gerade in ihrer Pseudologie so perfide täuschende Scheinabkürzung zur Heiligkeit des Rittertums.  
Die Welt braucht keine Aktionisten, hat sie noch nie gebraucht. Sie waren bestenfalls Clowns, die im Dunstgrau der Nicht-Geschichte verwehen wie nichts. Sie braucht Heilige, Heilige Ritter. Nur die machen Geschichte.
Deshalb ist dieses Video wichtiges weil so klares Symptom. Das vielleicht auch dem Letzten Guten Willens zeigt, womit wir es hier zu tun haben. Mit einer ideologischen, universalistischen Bewegung, die mit dem, der Verwurzelung begriffen hat, inkompatibel ist.






*Es ist wichtig darauf hinzuweisen, daß dies exakt die Ursache dessen ist, was wir heute mit "burn out" bezeichnen. Also dieses ständige Bemühen, einer Idee nachzujagen, die dem bloßen menschlichen Denken - als Organisieren, Ordnen der Worte der Welt, ohne deren inneres Drängen zu beachten, nur von eigenem Wollen und Vorstellen ausgehend - entspringt. Von der Erkenntisfülle der Welt aber, die Nahrung ist, nicht genährt wird. Der Brennstoff dazu kann nur durch Emotion (Pathos, Begeisterung, Manipulation, Medien/Presse, Propaganda, etc.) geliefert werden. Die Kraft dazu geht aber mit der Zeit aus. Und das ist, einfach erklärt, das "Burn out".

**Wer Sellner kennt weiß, daß er seine Vorbilder in der französischen Identitären-Bewegung sieht. Offenbar ist er von einer gewissen "Galliko-philie" geprägt, was unsereinem, der so viel an Frankreich liebt, ja leicht einmal passiert. Und er sieht nicht, daß der französische Nationalismus sich praktisch immer (nur einige Adels-, aber auch manche regionale Bewegungen sind hier auszunehmen) auf einen (ideologischen) Zentralismus bezieht, der selbst eine Gewaltidee (weil voluntaristisch) war und ist. Die definitiv schließlich von Richelieu im 17. Jahrhundert realisiert wurde. 

In der den zahlreichen Völkern und Regionen, die am Boden Frankreichs leben, ihre Identität genommen, und jede Eigenständigkeit (die in der patriarchalen Verfaßtheit einer Einheit von Volk und lokalem, originären Adel) in einer Zentralidentität aufgelöst hat. Mit dem König als einzige, alles durchwirkende Quelle, was sich im absolutistischen Ludwig XIV. mit seinem "L'etat c'est moi!" am vollkommensten verwirklicht hat.

Auch wenn das von Sellner sicher bestritten werden wird, auch wenn in diesen Kreisen so getan wird, als ginge es um "regionale Identitäten" (wobei die Sehnsucht danach als Sehnsucht nach "Volkseinheit" durchaus glaubwürdig und echt sein mag) - es stimmt schlicht und ergreifend nicht. Auch der ohnehin schwer "kopflastige" (was nicht heißt: gebildete, sondern was heißt: Mit einer pseudologischen Persönlichkeit ausgestattete) Sellner selbst betreibt das Handwerk einer zentralistischen, universalistischen Ideologie. Aber wie so viele: Ohne es zu wissen.

²Sodaß das Sprechen des Menschen immer nur ein näherungsweises Erfassen dieses Innersten Wortes der Schöpfung ist. Und insofern auf dem Willen beruht, natürlich: Als dem stets sich öffnenden Wollen der Wahrheit.

***Wo er zwar Amerika, Australien, Kanada etc. in deren Universalismus (als Einwanderungsländer und "Melting pot") unseren Ländern gegenüberstellt (was so auch wieder nicht stimmt, weil deren Verfaßtheit als "Ensemble von Völkern" zum einen nicht sieht, und zum anderen nur die "Indigenen", also die Indianer, als "Originale" sieht, "auf deren Rücken" dieser Universalismus stattfinde), bei diesen aber ihre universalistische Verfaßtheit zum genuinen "Volk" erklärt.



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