Was ich mit "Küchenpsychologie" meine ist dem Leser klar? Ich habe diesen Begriff im Zusammenhang mit nicht immer sehr nachsichtigen Kommentaren zu so manchen "Institutsleitern" und hochgelahrten Seelendeutern verwendet. Weil jene sich in allen möglichen "Kritischen Medien" in die Debatte mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit einmischen. Wo sie unter anderem den Kampf gegen die verpflichtend vorgeschriebenen Gesichtsmasken unter Hinweis auf schwerste psychische Schäden aufzunehmen vorgaben.
Die damit verbunden seien, daß doch der arme Mensch, ja noch mehr das arme Kindelein das Lachen des Menschleins gegenüber, der tiefen Bedeutung des oft kleinsten Mundverziehens, ja der Teilhaftigwerdung an dem gesamten Mienenspiel der hehren Menschengemeinde entbehren müsse. Solcherart würde es einer emotionsarmen Umwelt gegenübergestellt, die sein Seelenleben bei minus 90 Grad einfrieren lasse, Langzeitschäden garantiert.
Zwar bin ich auch gegen Gesichtsmasken, aber aus anderen Gründen. Allen voran der kleinbürgerlich-bösartige Zwang gegenüber dem Nächsten, der umso mehr seine fröhlichen Urstände feiert als - wie sich seit eineinhalb Jahren, seit Beginn dieses ganzen Zirkus, den als "Pandemie" zu bezeichnen sich immer noch so viele "Führungspersönlichkeiten und Meinungsführer" entblöden, pausenlos gezeigt hat - eine halbwegs vernünftige Regelung gar nicht möglich ist.
Sodaß IN DIESEM ZUSAMMENHANG ERST, im Zusammenhang also mit einem nunmehr entstehenden fanatisch-blinden Einschüchterungsdruck, und nicht mit irgendwelchen sanitären oder gar medizinischen Sinnhaftigkeiten psychische Schäden entstehen, die unter Verzicht auf jede Möglichkeit, den Wahnsinn vernünftig zu durchdringen weil einen Maskenbrauch zu BEGREIFEN, zu einem Verzicht auf Vernunft überhaupt nötigen möchte. Und DARUM ging und geht es von Anfang an.
ABER LASZT MIR BITTE DIE KINDER IN RUHE. Und zwar mit diesem lächerlichen Unsinn über emotionale Schäden, weil sich Erwachsene oder Mit-Kinder einen Fetzen um die untere Hälfte des Gesichts binden, der sogar noch die Nase verdeckt. Der Grund, warum Masken schädlich und abzulehnen sind, liegt auf einer ganz anderen Ebene als der eines sentimentalen Gejammeres einer der vielen Arten abscheulichen Gutmenschentums, dem Kinderversteher, dem Versteher der "gutzigutzi-gell, iss da Baba dooo, gell? Und die Mammma? Mamma? Genau, da ... ui, uidschiudschi, tun ma schdinkna? Na ge, das machma gleich wieda weg das bäbä, gell ..."-Lieben Kleinen, die man doch einfach liebhaben muß, sonst ist man ja kein Mensch, und andere haben eh auch Kinder, so wie wir auch zwei, gell, weil mehr Platz haben wir halt nicht, wenn wir ihn hätten sicher, dann hätten wir auch drei.
Erstens, so habe ich hier schon argumentiert, geht das Erkennen des Gegenüber VON EINER GESAMTGESTALT aus. Und in diese bzw. aus dieser heraus leitet der Mensch ZWEITENS dann das ab, was wir als subtile Kommunikation bezeichnen. Wie "armselig an Mitteln" das auch immer sein mag gibt es genug Beispiele aus der Literatur, die zeigen, daß die Kommunikation zwischen Menschen gar nicht genug eingeschränkt werden kann, daß es dem Abbild Gottes nicht immer wieder gelänge, ZU KOMMUNIZIEREN. Denn wie sagt es ein berufenerer Kopf, als ich es bin? ES IST GAR NICHT MÖGLICH, NICHT ZU KOMMUNIZIEREN.
Und die Babys? Diese armen Kleinkinder, denen das Lächeln der Mutter beim Säugen an deren Brüstlein doch so von Bedeutung ist, daß seine gesamte Gesundheit als Mensch davon abhängt!? So hat tatsächlich jemand argumentiert, der als Bestandteil des Vornamens (denn als solcher gilt das) das Kürzel "Dr." trägt, erworben in - na? - richtig: Psychologie.
Machen wir es kurz und umso würziger, denn auf diese meine Meinung, daß sich hinter solchen Kürzeln oft genug wahre Geistesbananen verbergen, kam erst in diesen Tagen, in Zusammenhang mit der Befassung von Gestaltfragen von C. G. Jung und A. Portmann, die "groundbreaking" (also wegweisende) Arbeit von Eino Kaila unter die Finger. Die zwar schon 1946 angefertigt, aber um nichts weniger aktuell und anerkannt ist.
Der Finne hat damals die bis heute - ich habe erst vor wenigen Tagen Schriften des US-Entwicklungspsychologen Daniel N. Stern entpackt, in denen dieser wunderbare zusätzliche Anregungen zu dem Thema gibt, die allesamt denselben experimentellen und theoretischen Bezugsrahmen haben und auf Kaila aufbauen - gültigen Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie in der Entwicklung des Säuglings erarbeitet. Die dringende Hinweise auf Theorien liefern, die auch für Jung so wichtig waren.
Weil sie Erfahrungstatsachen verarbeiten, die zu Schlüssen berechtigen, daß im Menschen von Empfängnis (!) an (denn später kamen auch Beobachtungen beim Embryo im Mutterleib dazu, die zeigen, daß solche Schemata von allen ersten Anfängen an vorhanden sein müssen. Und diese Schlüsse sind dergestalt, daß im Menschen Beziehungsschemata, Bewegungsmuster vorhanden sind, die ihren Zielpunkt noch nicht kennen, sondern dann IN DER WELT SUCHEN.
Wenn das auch hoch interessant ist, und ich werde ganz sicher noch dazu schreiben, so geht es mir jetzt um andere Ergebnisse der Arbeiten Kailas. Die später Spitz/Wolf bestätigt und erweitert haben, und die nach anfänglichen Widerständen auch Charlotte Bühler (Entwicklungspsychologen wissen um deren Rang) anerkannte. Wie schauen diese Ergebnisse aus?
Wollen wir dazu noch etwas hinzufügen, es ist für das Verständnis der Sache notwendig. Nämlich, daß das zeitliche Nacheinander in der Entwicklung des Menschen wie das Aufeinander im Aufbau einer Pyramide gesehen werden kann. Das jeweils untere durchdringt dabei das obere, hält und stützt es, und das jeweils obere ist dann eine Weiterentfaltung, Spezifizierung, manchmal auch Konkretisierung eines im jeweils unteren bereits angelegten Grundsätzlicheren, Allgemeineren.
Das bedeutet auch, daß in der weiteren Entwicklung des Menschen das jeweils umfassendere (manchmal auch als amorpher zu sehende) Bewegungsschema, Drangschema, Erkenntnisbild (denn so könnte man es auch bezeichnen: Erkenntnisbild, dem vielleicht noch der Titel fehlt, das Wissen darum, das aber da ist und treibt und bewegt und motiviert) mit enthalten ist. Also nicht nur nicht verschwindet, sondern immer aktuell und grundlegender und damit wichtiger bleibt als das Feinere, Spätere, Spezifischere usw. Halte der Leser das einmal fest.
Kaila fand nun heraus, daß für das Kind in den Phasen bis zu einem halben Jahr ganz gegen alle Erwartung NICHT Mund oder Nase von Bedeutung sind. Die sieht es gar nicht, und das merkt man daran, daß sie NICHT FEHLEN, WENN MAN DEM GESICHT in der Begegnung (jetzt kommt's) EINE MASKE UMSETZT, die Mund und Nase verbirgt. Die Personen zu erkennen genügt sogar die Kontur des Kopfes, auf dem schon der jüngste Säugling die Augen positionieren kann (was man am Bewegen der eigenen Augen zeigen kann, dem das Kind folgt; aber es sucht auch ein verdecktes Auge). Das zeigt das Kind durch undifferenziertes Bewegen, sein Wohlgefühl gar im Lächeln an, OBWOHL es den Mund noch nicht zur Kommunikation "benützt", dieses Lachen also ungelenkt ist.
Ich mußte schmunzeln, wenn ich mir nach den Lektüren das Gesicht der Menschenversteher vorstellte. Die doch genau das an der Maske meinten hochgelahrt kritisieren zu müssen. Nein, werte Herrschaften und Dämlichkeiten, das, GENAU DAS ist kein Kritikpunkt. Und hättet Ihr hier mitgelesen, ihr hättet es wissen können. Es geht um die Gestalt, und aus dem Allgemeinen kann der Mensch erst das Spezifische zuordnen.
Und so ist es mit der Bedeutung des Gesichts: Kaila entdeckte, daß für einen Säugling bzw. das Kleinkind ganz andere Gesichtspartien von Bedeutung sind als wir gerne meinen, und MIT DENEN KOMMUNIZERT ER. Diese Partien sind die STIRN und DIE AUGEN resp. DIE AUGENPARTIE. Sogar die Brauen haben große Bedeutung. Und weit mehr somit als Nase und Mund, die erst etwa in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres und allmählich eingesetzt und differenziert werden. Aber IMMER unter dem vordeutenden, ordnenden Bezug auf Stirn, Augen und Augenbrauen.
Auch Stimmungen werden so abgelesen, und der Säugling formt den Rest des eigenen Gesichts auf sichtlich undifferenzierte Weise. Aber an der Kopfform, der Stirnpartie, den Augen - man glaubt es kaum - unterscheidet die Person und beurteilt die Welt, die vorerst ja noch nicht größer ist.
Was bedeutet das? Daß das, was später dann mit Mund und Nase dazukommt, erst weitere Spezifizierungen sind, deren Inhalt aber in der ersten Ebene - Stirn, Augen, Augenbrauen - ENTHALTEN ist. Und deshalb auch mit diesen Mitteln ausgedrückt werden kann, auch spezifischer, was aber subtileres Eingehen, subtileren Mitteleinsatz erfordert.
So, wie etwa der Blinde den Ausfall des einen Sinnesorgans, das sich nicht entwickelt, durch den übrigen Körper und Sinne kompensieren lernt. Oder wie der Taube mit dem Einsatz anderer Körperregionen die nicht mögliche Verbalität auf andere Ebenen verlegen und ersetzen lernt.*
Das Erkennen von "Mutter" aber ist ein Archetyp, das aus der tiefsten Urverfaßtheit des Menschen stammt. Niemand muß es dem Säugling sagen. Daß es freilich dann diese oder jene ist, das kommt dazu, aber immer innerhalb dieser ersten Schemata des Interaktionellen - des Zueinander von Mutter und Kind. Innerhalb dessen von Anfang an Kommunikation stattfindet, die bei weniger Mitteln höhere Subtilität bei deren Einsatz bedeutet. Aber in ihrer Struktur wie Gestalt weder Mund noch Nase bräuchte.
Werter Leser, was erkennen wir daraus? Das wollen wir gar nicht alles artikulieren. Es wäre noch schärfer als die Erös-Pasta aus dem Ungarnladen um die Ecke. Wollen wir es dabei belassen zu sagen, daß Kritik immer nur dann sinnvoll ist, wenn sie wirklich auf die Sache einzugehen vermag weil dieser kundig ist. Und dazu reicht eine universitäre Laufbahn nur in den seltensten Fällen. Nicht im Jahre 2021.
Und daß es zwar einen Anlaß geben kann, der gerecht ist - wie den prinzipiellen, sich gegen die Masken zu erheben - daß aber die exakte Forderung nach Abhilfe einer weitergehenderen Kenntnis bedarf. Weil sonst ein Begehren nach Änderung etwa einer obrigkeitlichen Anweisung aus seltsamen Gründen weniger Gehör finden könnte. Gründe nämlich, die in Gestaltproblemen liegen, so wie die Frage nach der Maske und der Gründe für ihre Abscheulichkeit.
Weil - und hiermit soll dem Leser gezeigt werden, wie weit das noch gehen wird, wenn wir uns der Sache eingehender widmen - auch die Erkenntnis der Wahrheit keineswegs eine Sache ist, die man verbergen könnte, weil sie ja nur in Ratio und Verbalität vergraben läge. Nein. Sie ist eine Gestalt, die jeder Verbalität vorausliegt. Unter Umständen aus unserer Stirnpartie etwas aussagt, dem der Mund nicht entspricht.
Ohne daß wir die Wahrheit erkennen werden wir deshalb auch in einem Begehren wenig Erfolg haben, bei dem das Gegenüber aus ihm wie uns gar nicht nachvollziehbaren Gründen den seltsamen Eindruck hat, daß er die Einsprüche gar nicht ernstnehmen muß, weil ... sie nicht wahr sind. Und das weiß er aus der ihm begegnenden Gestalt. Auch wenn die Ebenen, die das (im strengen Sinn) beweisen könnten, erst später dazukommen, aber mit der ersten Ebene (die angeboren ist, in der aber alles bereits enthalten ist) übereinstimmen müssen.
*Wenn ihm die Umwelt dabei behilflich ist, das heißt auf diese Ebenen einsteigt, muß man in dem Fall dazusagen. Aber das ist umso sicherer gesagt, als ich in meiner unmittelbaren Umgebung in Ungarn mehrere Taubstumme habe, bei denen ich das genau so erlebe.
Aber mehr noch: Als ich 2007 nach Sopron kam, war einer meiner Fixpunkte, mir die völlig fremde Sprache nicht anzueignen (somit auch niemanden verbal zu verstehen). Das habe ich im Wesentlichen bis heute nicht verändert. Mit dem Ergebnis, daß ich schon 2007 und sofort mit der Umgebung alles Nötige kommunizieren konnte, wenn auch mit anderen Mitteln, und gewiß nicht in der Form von Diskussionen über gestaltpsychologische Metatheorien. Mittlerweile bin ich erstaunt, wie umfangreich die von der Umgebung mit den Jahren gefüllte Bibliothek der "Erkenntnisse über mich" bereits geworden ist. Man hat ein enorm ausgeprägtes Bild über mich gestaltet, aus den Mitteln, die eben da waren: Aus Gestaltmerkmalen Folgerungen gezogen, von denen auf das Insgesamt gefolgert wurde, die also die fehlende verbale Ebene ersetzt haben. Und das, obwohl ich ... eine Maske trug.