Mal wieder ein paar kirchliche(re) Geschichten gefällig? Ein paar verfolge ich ja noch, die meisten lohnen ja nicht, sodaß ich mehr und mehr meine Tagesroutinen geändert und vieles rausgeschmissen habe. So wie OnePeterFive.
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QR Skojec unterwegs |
Deren Gründer, Steve Skojec, in einer an Panik erinnernden Reaktion deren Chefsessel verlassen hat. Er mußte sich wieder einmal neu erfinden. Sodaß er nun samt seinen acht Kindern, Frau und Großpapa
quer durch die USA zu rasen, und an der anderen Seite einen neuen Lebensmittelpunkt zu suchen. Interessant, was er so berichtet. Nicht WEIL es interessant wäre, sondern als Fallbeispiel, im Text hinter dem Text, in den Zeilen zwischen den Zeilen.
Man kann durchaus mehr darin sehen, wenn er schreibt, daß die Kinder das erneute Wegziehen (diesmal aus Arizona) bedauern. Sie müssen ihre Freunde und die vertrauten Wege und Lebensvollzüge verlassen, um völlig neu anzufangen. Interessant deshalb, weil es offenbar nur der Vater, Steve Skojec ist, der die ständig (hitze-)braune Umgebung zu hassen begonnen hat, und nie dort Wurzeln fassen konnte. Nicht in der Kirchengemeinde (die fünfzig Kilometer entfernt ist, denn die normale Pfarre reichte ihm nicht, es mußte eine liturgische Alte Messe-Gemeinde der Petrusbrüder sein, mit deren Priester er sich aber zerstritten hat.
Denn der verweigerte ihm eine so-mir-nix-dir-nix-Taufe, weil Skojec nie (sic!) im eigentlichen Sinn Gemeindemitglied gewesen war. Dazu war er zu selten erschienen, und dazu habe er nie Zeichen gesetzt, sich auch zu integrieren. Weder bei sich, noch durch seine Familie. Wie also solle der Priester dann das Kind taufen - die Taufe ist immer eine Taufe IN EINE GEMEINDE HINEIN, womit wir beim Grundverhältnis des Menschen sind, das in aller Tiefe zuerst und als notwendiges Tor zum Ewigen ehelich (selbstüberschreitend) ist - wenn Skojec gar nicht in die Gemeinde gehöre?
So sah es zumindest der Priester, was den kroatischstämmigen, aber längst amerikastämmig gewordenen Steve zu einem Wutausbruch veranlaßte. Den ich so zusammenfasse, daß Skojec (mit dem ich vor Jahren eine kurze, aber prägnante Korrespondenz führte, in dem ich ihn vor genau dem warnte, was ihn jetzt aus der Bahn geworfen hat: Eine "katholische" Identität, und sonst nicht nur nichts, sondern (und das ist noch schlimmer) eine SELBSTGEWÄHLTE katholische Identität. Wäre Skojec also ein kirchlich Bediensteter wäre das natürlich anders zu sehen. Aber nichts wäre ihm ferner gewesen.
So, nun sitzt er also in seinem Dodge oder was auch immer vier Räder hat, so groß wie ein Militärlastwagen, und einer (vermutlich) dreieinhalb Liter-Maschine, und pflanzt sich im endlich grünen New Hampshire an der Ostküste ein. Ein fragliches Unternehmen, das aber doch schon am Wege der Sanierung war, zumindest für seine Familie, wird also durch ein nächstes fragwürdiges Verfahren abgelöst. Dann wollen wir mal gespannt sein, was nun kommt. Denn seinem eigentlichen Problem kann man nicht davon fahren. Auch nicht, wenn man Steve Skojec heißt und als Berufsbezeichnung "katholisch" anführt.
Um diese Binsenweisheit anzuerkennen, muß ich nicht Jordan Peterson lesen, und mich von Octavio Paz inspirieren lassen, die mir zeigen sollen, daß es auch eine Welt außerhalb des Blumentopfes gibt, der mit Blähton ausgefüllt von einer Umgebung sowieso unabhängig sein sollte. Amerikanische Bräuche hin, amerikanische Gepflogenheiten her - das Verwurzeln als Identitäts- und damit Lebensbasis haben sie in den letzten 100 Jahren noch weiter verloren, nicht besser gelernt. Das ändert auch ein star spangled banner am Kühlergrill und ein Besuch bei den Präsidentenköpfen am Mount Rushmore nicht.
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Die aktuelle Geschichte von LifeSiteNews hat mit der von Skojec viel gemein. Allem voran das, daß hier eine "katholische Identität" Menschen existentiell tragen soll. Sodaß die Werbebanner, man solle spenden, die einem bei jedem Seitenclick und in jedem der Mails, die täglich kommen, manchmal mehrmals, ins Gesicht springen, schon wie die Hauptsache wirken. Angeblich ist die Lage deshalb so brisant geworden, weil Youtube sie gesperrt hat. Ob ich das glaube? Ob ich denen überhaupt was glaube?
Nicht, daß ich nicht gegen die Abtreibung wäre. Was sonst. Aber kann man seine gesamte menschliche und religiöse Identität auf dieser Frage aufbauen? Und selbst, wenn das im Einzelfall als "besonderes Charisma" noch möglich wäre, so kann das doch nicht eine ganze "Schichte" der Katholiken sein, die das Thema wie einen Mitgliedsausweis zur "Partei der Überhaupt-Guten" vor sich her tragen.
Was ich damit sagen will ist, daß ich nicht sicher bin, was ich mit größeren Gefühlen des Angewidertseins in die Ecke stellen soll - die unerträglichen Abtreiber und Abtreibungsbefürworter, oder deren unerträglichen Gegner. Oder wird eine Unerträglichkeit an der anderen? Sodaß Unerträglichkeit das Gemeinsame, Umschließende ist, sobald man sich diesem Thema (als Gegner) nähert? Ohne zu vergessen, daß die Taten der einen Seite mit denen der anderen nicht einmal annähernd zu vergleichen sind, so unerträglich LifeSiteNews auch sein mag.
Aber auch eine der jüngsten Nachrichten macht mich ziemlich skeptisch in der Beantwortung der Frage, worum es John Henry Westen überhaupt geht. Der zwar ständig Vorträge hält und gelahrte Elaborate schreibt, in denen er nachweist, was wirklich katholisch sei, aber dessen Gesicht mich auf seltsame Weise ... naja ... nicht gerade amüsiert, sagen wir es so.
Was sie nun wieder schreiben, macht mich aber sogar ein bissel grantig. Ich bin ja auch nicht gerade als Fan des jetzigen Papstes (als Person) bekannt. Und habe schon nach wenigen Wochen eine Analyse seiner Persönlichkeit und der daraus zu erwartenden Amtsführung geschrieben (sie ist nachzulesen), die auf Punkt und Beistrich und bis heute gültig* ist und eingetroffen ist.
Aber man muß nicht mit aller Gewalt Häresien bei Franziskus Bergoglio suchen. Das Wesen des Papstamtes ist anders gelagert. Einen Schmuddel-Argentinier kann das gar nicht beschädigen, im Gegenteil, er zeigt noch mehr, wie sehr die Kirche von Gott selbst gelenkt ist. Auch wenn das auf einer gewissen Ebene nicht sichtbar zu sein scheint. Da zeigt sich nun, was Glaube ist, und worauf es ankommt - aufs Vertrauen. Auf Gott, nicht auf Franziskus Bergoglio. Der wie jeder Papst als Mensch nur mehr oder weniger mit dem inneren Wesen als Stellvertreter Christi auf Erden übereinstimmt.
Morgen Splitter 33 zum Thema) Ich bin der Papst. Ich. Der nicht. Zumindest bis ich ausgebrannt bin. Das Übergreifende diesmal? Ein Streit innerhalb der Narzißmusfamilie. Und deshalb ziemlich zeittypisch.