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Donnerstag, 30. September 2021

(Nicht mehr ganz so katholizistische) Gedankensplitter (34)

QR AUF tv
Je mehr Apokalypse desto mehr Spenden. Die Masche der Gauner war nie eine Masche der Kirche.- Was John Henry Westen da macht und betreibt, verbindet ihn aber nicht nur mit Steve Skojec, der darauf sogar eine Existenzform für seine zehn-, nun elfköpfige Familie gemacht hat. Sondern wie die Pilze schießen in letzter Zeit die Medienplattformen aus dem Erdboden. Die alle eines wollen: Unser Geld. 

Und die alle mit derselben Masche arbeiten, die ich hier offen als Gaunermasche bezeichne: Je mehr Apokalypse desto mehr Spenden. Das hat vor den Kirchentüren und am Marktplatz funktioniert, am besten gefördert von einem amputierten Bein, das neben der Spendenbüchse liegt, und es funktioniert scheinbar jetzt. Zumindest glauben auffallend viele daran, daß das ein Geschäftsmodell sei. (Was ich für einen Irrtum halte, das nur nebenbei.)

QR AUF und M. Krall
Auch bei einem der neuesten Gewächse am Himmel der Kritikaster ist es nicht anders. Was an AUF! neu sein soll, was originär, sodaß es eine Existenz rechtfertigen und nicht einfach als Konkurrenz betreiben würde, kann ich nicht herausfinden. Es sind dieselben Sendekonzepte und es sind sogar dieselben "Interviewpartner" mit DENSELBEN AUSSAGEN, mit denen sie kreuz und quer durch die Landschaft tingeln. Dabei ist die Menge an Geld, das abzugreifen ist, begrenzt, das sollte gerade einem Dr. Krall einleuchten. Multa sed multae. Viel, sagten die alten Römer, nicht vieles.

Wobei ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß außer als Berieselung während des Frühstücks oder in Stunden der Langeweile, weil einem im Lockdown wirklich nichts zu unternehmen einfällt,  es nichts zu handeln gibt, sodaß man zu allem greift das verspricht, wenigstens irgendwie etwas zu bewegen, wenigstens irgendeinen Effekt zu zeigen. 

Die momentan rund um Impfung, Maske und Stopfentenkordel aufblühenden unversöhnlichen und unvereinbaren Contra-Positionen, die wir momentan erleben, halte ich zumindest zu einem Teil darin motiviert. Wenn auch zu einem kleineren Teil als aus der puren Logik des Mediums, als dessen technischen Effekt also. 

Jedenfalls  habe ich auch AUF von der Liste des "Beobachteten" wegen Gefahr der Zeitverschwendung gestrichen. Es reicht mir nicht, wenn eine (an sich ja recht aparte, keine Frage) Laien-Moderatorin in furchtbarer Redetechnik und plattem Bauernhochdeutsch, die sich aber elegant in die Flachheit der intellektuellen Landschaft fügen und sogar dem Grammelsocken Lust auf mehr machen, bei der es vor allem auf eines ankommt: Die Betonung des Ernstes der Lage. 

Denn diesmal ist es wirklich, so richtig wirklich ernst. Sie glauben das nicht? Sie werden es schon noch sehen. NACHDEM sie uns noch ein paar Euro aufs Konto geschoben haben.

Mich würde es nicht wundern, wenn hinter dem einen oder anderen dieser Kunstblümchen die Kronen Zeitung, der Kurier, der Stern, die Süddeutsche, das Clevener Heideblatt oder die Lüneburger Sonntagsgazette (natürlich fester Bestandteil des Portefeuilles des Bauer-Verlags, also Teil der Atlantik-Brücke, verstanden?) steckt. Denn es IST ein Geschäftskonzept. Und das Marketing der letzten Jahrzehnte hat sich ja längst von jener Naivität befreit, in der den Schülern und Studenten freilich immer noch beigebracht wird, die Welt zu sehen: Da gibt es hier diese, und dort jene, und da gibt es Angebot und da gibt es Nachfrage, und da gibt es Konkurrenz und da gibt es Freiheit. 

Das Marketing der Gegenwart ist das Konzept der GESAMTBEHERRSCHUNG VON MÄRKTEN. In denen man die Konkurrenz gleich mit simuliert. Man muß dazu nur jeweils die Ladenfläche halbieren (und passiert nicht genau das überall?), und schon hat man für jedes Belieben Fachgeschäfte.
Dazu muß man nicht einmal wirklich, real "hinter" den Konkurrenzläden stecken. Wie hinter AUF. Man muß es nur verstehen jene Trigger zu benützen, die solche Pseudokonkurrenz aufstehen lassen. 

Denn eines ist in diesen letzten Jahrzehnten nicht gelungen, und niemandem gelungen: Es ist nicht gelungen, den Mittelstand zu ersetzen. Dessen hervorstechendstes Merkmal IDENTITÄT war. Gewachsene, verwurzelte Identität. Kein Konzept der Kundenbindung und Käufertreue ist über das Stadium hinausgekommen, in dem man immer mehr verschenken muß, um Kunden "zu binden". Um sie sofort zu verlieren, sobald diese Geschenktechnik nicht mehr funktioniert, weil man ja auch etwas verdienen sollte. (Siehe Zalando.) Also muß man die Schrauben wieder anziehen, die Kosten senken, die Akquisition vereinfachen. Wie aber schafft man Identität?
Indem man deren Antiposten, die ANTI-Identität stärkt. Die Gegner stärkt. In deren Glanz mit einem Mal auch das blasseste Mauerblümchen zu einem ETWAS wird. Denn hier wie immer und überall ist es ein Wesenszug des Realen, der Welt, des Wirklichen gar: Alles Einzelne, alles Individuelle geht von einem alles übergreifenden INSGESAMT aus. 
Niemand weiß das besser als ein Schriftsteller, jeder Künstler, nur so kann man ein Drama schaffen - aus der Universalität heraus, in der alles enthalten ist.
ERST war der Künstler, Gott, dann die Schöpfung. ERST waren die Oligarchen als Universalisten - und mit dem Geld im Selbstgefühl als Götter - dann die Marktvielfalt. ERST war die Welt, dann Afrika und Kleinhainstetten an der Pielach, ERST der Ort, dann die Bewohner. 
Auch wenn es für den oberflächlichen Blick (wie dem des Evolutionisten) genau umgekehrt "ausschaut", weil das Große sich im Kleinsten ZUERST manifestiert, ohne daß jenes zuerst wäre. ("Die Tiefe liegt außen.")
ERST war das Volk der Bayern, DANN die Familie Wurzelberger in Göpfring an der Isar. ERST war der Markt, dann der Anbieter von Senfgurken und der von Süßzwiebeln. 

Und ERST war der Glaube an die Apokalypse, und dann die Retter auf allen Seiten, die bösen und die guten. 
Auch die Archetypen, diese Beziehungsdynamiken der göttlichen Ideen, haben eine strenge Hierarchie, ja gerade sie. Sie sind es aber auch, die in einem unendlichen Fraktale das immer Eine in Allem hervorbringen. 


*180921*