Jetzt "kämpfen" die Schüler Österreichs für das Konzept der "sterilen Schule". In einem natürlich von den Medien hochgekochten öffentlichen Brief an Kanzler Kurz forderten sie "verantwortungsvolle Politik", die im konkreten Fall so aussehen sollte, daß das Schulpersonal ebenso wie die Schüler durchgeimpft werden sollen. Eineinhalb Jahre sei man "mit Füßen getreten" worden, damit müsse Schluß sein.
Unter Berufung auf die "Kinderrechtscharta der UNO" sitzt da in Mati Randow ein forscher Jungspund mit schwarzem Ring und Elvis-Tolle (abgesehen davon: Da ist was im Blut, darf ich raten? finnisch-ostpreußisch/baltisch?) in Vertretung von drei Dutzend Schulsprechern aus Wien in den Fernsehstudios (denn der Auftritt bei Fellner ist ja nicht der einzige, alle wollen das "bewundernswerte Weltwunder" ausreichend würdigen) und meint, daß das "Konzept der kontrollierten Durchseuchung" außerdem ein Verstoß gegen das Kindern zuzuschreibende "Recht auf Gesundheit" sei. Deshalb sei auch die Wiedereinführung der FFP2-Masken notwendig. Denn die Durchimpfungsrate in diesen Altersgruppen, die so vernachlässigt worden sei, sei derzeit eher gering. Für eine "g'scheite Impfkampagne" wäre "kein Cent bereit gewesen."
Abgesehen davon, daß die Impfung niemanden schützt und die Maske für den Hugo ist, abgesehen also von der Sinnlosigkeit selbst, abgesehen davon vom Konzept der irrationalen Betriebsamkeit, das unsere Welt beherrscht, ist das Auffälligste (neben der Stromlinienförmigkeit des jungen Mannes, die wie Selbstbewußtsein aussieht, aber man täusche sich nicht: Sie ist dieser pädagogisch aufdiktierte Hochmut) der dringend vorgetragene Wunsch - "Wir sind die Hauptbetroffenen! Wir fordern mehr Mitspracherecht!" - im populären Ringen mit der "Pandemie" endlich voll dabei zu sein.
QR Jungsprung mischt auf |
Wen wundert also derselbe Realitätsverlust, wie er in der Welt der bereits älter Gewordenen (die sich Erwachsene nennen darf) herrscht. Der massive Zuspruch der Öffentlichkeit (Medien) sei überwältigend gewesen, sagt er, habe man doch eher mit Shitstorm der Corona-Verharmloser gerechnet. (Ruhig ruhig, werter Leser, auch das Wort "wissenschaftlich" kommt vor, das untrüglich beweist, daß man im Kopf schon richtig ist.) Stattdessen sei die Initiative überall gelobt und medial herausgestrichen worden. Komplement für den Mut, sagt dann Fellner junior, mit so einem Brief herauszutreten. Na gut, er ist ja auch noch so jung, daß man ihn vom jugendlichen Schüler kaum auseinanderhalten kann.
Verwunderlich ist daran nichts. Und wir müssen uns auch gar nicht aufregen. Fällt dem Leser denn nicht auf, daß sich alle diese Systemdienlinge (deren Opposition ganz heftige Behauptung, aber keine Realität ist) gegen ein ontologisches Gerüst wehren? Sie fürchten die Welt der in Gott geordneten Ideen, und identifizieren diese als "mehrheitszubehörig".
Wie alle die, die die Vernunft als das eigentliche Problem sehen, für das sie - genauso abgehoben weil auf die göttliche Sphäre bezogen - einer Sprach- und Gedankenmaschinerie beitreten, die pausenlos mit der Suche von Schuldigen und Rechtfertigungen des Unmöglichen beschäftigt sind. Als eine Arbeit, die nie zu einem Ende und nie zu einer Pause kommt, weil sie in dem Moment zusammenfällt, in dem aufgehört wird, die Luftballonhülle durch Pusten, Stoßen und Hauchen in der Luft zu halten.
Deshalb werden sie sich alle immer und ausnahmslos von den Eltern und Älteren unterdrückt, gering geachtet und vom System bekämpft fühlen. Weshalb alle diese heutigen pädagogischen Konzepte scheitern MÜSSEN. Denn die Menschen (und damit auch die Jungen, ja die noch mehr, denn sie sind noch nicht so lange vom Herzen Gottes entfernt wie im Durchschnitt wir Alte) sehen sich der wirklichen Wirklichkeit, dem Wissen Gottes gegenüber, und fürchten mit vollem Recht dessen latente realitätszeugende Wucht.
Da erinnere ich mich an meine Protesthaltung in diesen Jahren. In der ich mich bis kurz vor den Hinauswurf an der Schule gearbeitet habe. Ich habe damals eine neue, andere Gesellschaftsordnung, vor allem die Befreiung vom damaligen Wirtschaftssystem gefordert. Erfolglos, wenn auch berechtigt, denn seit 1980 - so lange ist meine Matura schon her - wird unter die Anhäufung von Billionenschulden, die zur Tilgung eine mittlerweile vollkommen phantastische, irreale wie irrationale Zukunft benötigt (und natürlich verspricht), nur noch daran herumgeflickt. Instinkt der Jugend halt, die noch einfacher, aber weil unverbildeter manchmal ziemlich richtiger denkt.
Kein Wunder aber, daß aus mir nichts geworden ist. So konstruktiv wie bei Mati Randow war meine Kritik nie. Wäre sie es nur gewesen, und ich nicht so verzweifelt, weil ich wußte, daß sich nichts ändern wird. Aber vielleicht hätte man auf mich gehört, wäre ich netter gewesen. Und hätte mich nicht peinlich verleugnet und verschwiegen, weil ich so realitätsfern war, Dinge kommen zu sehen, die ... gekommen sind.
Heutige junge Männer machen es gleich anders. Sie lassen sich keine häßlichen Haare über die Ohren wachsen, die sie sich mit Henna und Patchouli-Mixtur rot färben, und vom Geld, das in den Ferien am Fließband verdient worden war, ein Perlen-Flinserl stechen, was überhaupt das Schlimmste war. Meine Mutter ist fast zusammengebrochen, als ich so heimkam, und die Geschwister haben mich ins Gebet genommen, weil ich sie ums Leben bringe.
W. Ambrosius als Student 1980 |
Verrückte Welt.