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Samstag, 11. September 2021

Vom Verborgenen des Geistes (1)

Wer viele Begabungen hat, wer über das Maß des Durchschnitts deutlich hinausragt, erfährt bereits als Kind und sobald er in soziale Felder verwoben wird - meist ist das bereits in der Familie der Fall; die Familie ist nicht nur Geber, sie ist auch Problem der Identität - daß ein klandestiner, nur selten offener Kampf gegen ihn geführt wird. 

Der am schlimmsten wird, wenn sich die Eltern einmischen. Und hier vor allem die Mütter. Die für "Ihren Heinzi" die Vorzugsrolle fordern, die ihm ihrer unbeugsamen Ansicht nach zusteht, sodaß sie sich berufen fühlen, seine Benachteiligung zu bekämpfen. 

Dabei sind Mütter die letzten, die die Charakteristik einer hohen Begabung, die immer einzigartig* ist, erkennen.

Denn das Werkzeug der Identitätsfindung müssen Mütter aus Gegebenem zusammenstellen, sodaß sie den Blick für Besonderheit gar nicht haben: Der von Müttern zum Hochbegabten Stilisierte ist somit ausnahmslos einer, der im Narzißmus ertrinkt, und dem "bestenfalls" geschieht, daß seine psychischen Defekte zur Sonderbegabung mißinterpretiert werden.

Zu diesem Kampf der Mütter, die zusammen mit ihren Kindern vor allem in den Jahren der früheren Kindheit das eigentliche soziale Umfeld bilden, gehört aber damit nicht nur der positive Kampf FÜR ihren Heinzi, sondern auch und sogar vor allem der negative Kampf GEGEN den, der herausragt. Ihm wird die Anerkennung seiner Sonderstellung versagt, die er interessanterweise innerhalb seiner Altersgruppe meist wie von selber hat! (Woran sich aber die Mütter unendlich hartsehen. In der Regel nehmen sie ja diese Sonderstellung "eines anderen" ja ohnehin nur aus dem Verhalten der sozialen Gruppe wahr, in der auch ihr Heinzi eine Stellung einnimmt. Die ihnen nicht genügt.**

Nur einen gibt es, der Hoch- oder Ausnahmebegabung zu jener Gestalt führen kann, in der sie wirklich schöpferisch wird, und nicht zerstörerisch, weil sie ständig aussondert. Und das ist der Begabte selber. Der dieses Stahlbad durchgehen und überwinden muß. Erst so schärft sich die Begabung zu jenem Identitätsprofil, das einen Platz einnehmen läßt, der im Insgesamt der Kultur (als Gesellschaft, in der man steht) jene Rolle spielt, die ihm angemessen ist, und die dem Ganzen zum Gewinn wird. Keine Förderung, keine Hilfe kann das im Grunde herbeiführen, sieht man von einer Hilfe ab, die notwendig ist: Die der Berufung an einen konkreten Platz. 

Denn jeder Platz braucht den Auftrag, der von außen kommt. Als Anfrage, als Bitte, als Befehl: Hilf hier, tu dies, mache das, erfülle diesen Platz. Und wie bei jeder Bitte unterliegt es der Freiheit des Begabten, darauf adäquate Antwort zu geben. Indem er sich der Beantwortung des Auftrags widmet, und sich ganz an dessen Erfüllung hingibt.

Weil diese Besonderheit jedes Menschen nur dann gerecht (also richtig im Maß) erkennbar wird, wenn sie auf die Haltungen des Lebens als "klaffender Wunde" - also bei der Umgebung! - trifft, diese aber eine Sittlichkeit verlangt, die in höchstem Maß kulturbedingt ist, ist das Finden der rechten Identität heute das größte seelische Problem geworden.

Das läßt einen weiteren Schluß zu: Daß sich das Herz der "Klaffenden Wunde" als einzige schöpferische Haltung immer auch dadurch äußert, als seine Umgebung zu erblühen beginnt. Das sind sie, die Früchte, an denen die Söhne Gottes erkennbar werden: Am Blühen ihrer Umgebung. Was erklärt, warum sich Geltungssucht, wie jede Mißbildung eine (dadurch tatsächlich durch das Bilden des fehlenden Gliedes im Geiste aufs Sein verweisende, dieses rein darstellende***) Imitation des Guten, auch immer in einer oft ruinös "großzügigen" Zuwendung zur Umgebung äußert.

Anmerkungen

Morgen Teil 2) Erst wenn alles Bekannte durchlaufen ist, erst wenn man es besitzt, kann jener Überhang wirksam werden, der empfangend Neues schafft, als Teilhabe am Schöpferischen Geist Gottes. Deshalb muß der Begabte seinen Weg im Kampf erringen.