Am besten geeignet scheint die stärkste Analogie, die wir haben, und die jeder sogar erlebt hat, und das ist die leibliche, die "sexuelle" Vereinigung von zwei Menschen. Die sich einander zusprechen (es braucht das Ja, was soll man da herumreden!? Sogar das Gesetzbuch kennt die Situation eines fehlenden Ja, und nennt es Vergewaltigung, oder nennt es bei einem aus irgendeinem Grund ungültigen Ja Mißbrauch, Nötigung etc.
Ist das Ja von Mann und Frau gesprochen (das also in jedem Fall notwendig ist, und als Ja kann es nur eine Zustimmung zum Vollumfänglichen des Aktes sein, dem man beitritt - übrigens: ein Ort somit, der aus dem Allgemeinen kommt, hereingenommen und durchs Konkretisieren real wird - sondern auch die Zustimmung zu allen Implikationen, die sich aus der Praxis ergeben - siehe dazu Einschub*) ist die körperliche Begegnung der Ganzhingabe, der Eröffnung des Intimsten, über das der Mensch in der leiblichen Selbstdarstellung verfügt, der effektive Vollzug dieses Ja. Die beiden schlafen miteinander.
Und sie tun es voller Hingabe, und in diesem "kleinen Tod", als den man den Orgasmus bezeichnet, fällt jede Schranke. Für einen Moment verliert sich der orgasmierende Mensch völlig, und löst sich in einem nur großartig zu nennenden ganzheitlichen Vollzug auf. Zu diesem Prozeß gehört beim Mann die Ejakulation.
Die Empfängnisbereitschaft der Frau, in all dem Gerede über Empfängnis und Kinderkriegen und Sex meist völlig übersehen, ist eine Bereitschaft, die vom Orgasmus unabhängig und eine mit der in der Erregung immer stärker gesteigerten Totalhingabe, die bei der Frau noch dazu eine Zeit vorhält, selbst wenn der eigentliche Kopulationsvorgang unterbrochen ist, in eins fließt. Der Muttermund reckt sich darin tatsächlich dem Penis entgegen. (Einschub**)
Aus diesem menschlichen Akt, der in einer Selbstvergessenheit geschieht, in der der Leib in einer sonst nie mehr geschehenen Ekstase Geist und Körper bei beiden Geschlechtern verschmelzen läßt, öffnet sich somit das Tor, durch das Gott eine neue Idee in die Welt hauchen kann. (Einschub***)
Dieses menschliche Tun ist aber nicht das Geschehen selbst, um das es geht. Sondern es ist die Art und Weise, in der jenes Geschehen eingeborgen ist. Das verborgen ist, und deshalb auch nur in der Gesamtheit der personalen Begegnung Es sagen sich also nicht Ei und Same: Hey, laß uns ein Kind werden! Sondern es sagen sich Mann und Frau, daß sie sich im Ja so lieben wollen, daß sie sich einander schenken. Beide räumen dem anderen das Recht ein, über ihren Leib zu verfügen, ja sogar, sich an ihm zu erfreuen. Und IN DIESEN AKT ist dann (fast möchte man sagen: Heimlich, ist es aber nicht, sondern es ist diesem Akt der Hingabe IMMANENT) die Entstehung eines neuen Menschen eingebettet.
Gott bedient sich also des Menschen, um neue Menschen zu zeugen. (Das macht er ja schon bei Eva, die er aus Adams Rippe - also der Materia; siehe Einschub****- macht.) Dem tatsächlich er die Vollmacht über diesen Akt einräumt: Er kann verhindern. Aus sich heraus aber kann der Mensch eben nicht schaffen. Auch nicht in diesem körperlich den Menschen an seine äußerste Grenze führenden Akt der Zeugung.
Dieser Akt des Hervorgangs menschlichen Lebens durch eine Hingabe, die nicht nur die Grenze der menschlichen Existenz attackiert, sondern der auch die vollkommenste Analogie zu Wesen und Existenz Gottes darstellt, ist der Prototyp jedes schöpferischen Aktes. Der aus der möglichst vollkommenen Hingabe an die Formgebung ist, in der Materie "beseelt" werden soll.
Und jetzt ist der entscheidende Punkt erreicht. Der Punkt an dem deutlich wird, daß aus dieser Verbindung von Geist und Materia, die über die Hingabe geschieht, in der Form (männlich) und Materie (weiblich) verschmelzen, entsteht etwas, das weder vorher da war, noch durch ADDITION entstanden ist. Sondern es ist ETWAS NEUES, etwas das in der Qualität weit über den materiellen, zur Formung bereitstehenden Grundstoffen (sozusagen) steht.