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Sonntag, 27. März 2022

Ein Sinn. Ein Werk. Ein All. Und viele kleine Stücke.

Vielleicht nirgendwo sonst kommt das Wesen der menschlichen Arbeit so zur Deutlichkeit wie im Überarbeiten einer "alten" Arbeit, eines bereits bestehenden, einmal herausgegebenen (also auch verkauften) Werkes. Das man damals natürlich für gut und zumindest als "das Beste" ansah, das unter einer bestimmten Idee herauszuarbeiten war. 

Herauszuarbeiten, weil Arbeit immer heißt, aus einem amorphen "Allesmöglichen" ein konkretes "Dies" zu machen. Das im Falle des Künstlers - oder wie hier: Des mehr als Schreibenden, nämlich des Schriftstellers. - zu einem für sich stehenden, einzelnen Werk wird. Ein Werk, das im Laufe seines Lebens aber immer umfänglicher, immer allumfassender, immer komprimierter und immer endgültiger wird.

Also dessen, der wie der Gewerbetreibende auch die Idee zu seinem Werk herausschält, nicht eine "fremde" Idee (weshalb bis in die Renaissance erstensder Künslter als reiner Handwerker gesehen wurde, und zweitens es nie "dessen" Werk war, sondern das Werk des Auftraggebers. Der in diesen Zeiten, wo die Gesellschaften keine Kunst mehr BRAUCHEN, und also auch nicht mehr in Auftrag geben, der Künstler noch spezifischer und gequälter wurde. Er muß sich nun den Auftrag gewissermaßen SELBST auch noch herausarbeiten. Er muß in sich und aus sich und seinem Leben jene Botschaft finden, zu der er GEWORDEN ist. 

Erstmals entstand dieses Problem eines gewissen Müßiggangs (und da bestehen Zusammenhänge, zweifellos, und das sind Gefahren) mit der Renaissance bzw. als Zerfallsprodukt der zuuvor noch existierenden kulturellen, gesellschaftlichen Geschlossenheit des Mittelalters. Künstler wird nun nur noch der, der sich "sonst umbringt", wie es Fritz Muliar einmal so unvergleichlich ausdrückte. "Ummm...", das zog er so. 

Er tut was er schließlich und in der Regel erst nach langen Jahren der Niederlagen in der Welt tut, und zwar als ultimo ratio schließlich zu tun wagt, weil alles sonst versagt,und er nun sagt: Pfeif drauf, jetzt ist mir alles egal, ich mach das jetzt.

Eine Ermunterung, es VOR diesem Zeitpunkt zu tun, etwas durch eine "Förderung", wie es diese dumme Zeit dann nennt, ist der größte und neuerlich werkverzögerndste wenn nicht bereits verhinderndste Fehler, den man begehen kann: Diese Zeit KANN NICHT abgekürzt werden, der Künstler MUSZ bis zu diesem Punkt bluten und reifen. 

Was zu tun? Seine Tätigkeit. Schreiben, malen, singen, pfeifen, tanzen, Figuren schnitzen. Dieses Material geht voran. Die Fähigkeit, daraus etwas herauszuschälen, die kommt erst dann. Und sie kommt mit dem Tun, als Übung Beim Musiker in der Regel nach Ausbildugn und Studium der Techniken, sonst bringt er die Idee nicht ins Werk, beim Schriftsteller und Dichter durch die Sprache, wie immer sie sich äußert. Im Reden und bisher Geredeten (wo es sich schon gezeigt haben sollte), im Lesen vor allem. Das Denken ist ja dann eine Tätigkeit, die sich erst im Schreiben ablöst. Der Schriftsteller kann nur denken, wenn er formuliert, an Sätzen feilt, schreibt, oder im Kopf an Sätzen so unbarmherzig und endlos hämmert, daß die Umwelt sein "Denken" (das nur ein Sprechen ist) oft sogar hören kann. 

Mit einer Eigenheit, die alle charakterisiert - sie alle arbeiten nur an EINEM Werk. Und sie arbeiten sich dazu hoch, von den kleinen Formen ausgehend, den Aufsätzen, den kleinen Erzählungen, den kleinen Anlaßgedichten, was auch immer sich eben so bietet und aufdrängt. Daraus entsteht mit der Zeit eine immer umfassendere Form. 

Sie werden es auch in diesem Blog gemerkt haben - und zwar in der Länge der Beiträge. Wobei man berücksichtigen muß, daß das Blog eine ganz eigene Form udn Gestalt ist, ein Medium also, mit eigenen Gesetzen, und eigenen (auch technischen) Anforderungen. Waren die Beiträge vor fünfzehn Jahren noch oft wenige Sätze oder Absätze lang, so lasse ich die Tastatur heute meist erst liegen, wenn ich dann 

Und das ist der Abscluß der Tätigeit, das "Verwahren", das in dieserm Fall "veröffentlichen", also auf die Planliste setzen, außer ich schiebe es dann doch noch auf die Wartebank der "Entwürfe", auch das kann manchen langen Arbeitsstunden blühen - es kam nichts heraus, das ich nun hinausstellen, als Werk sehen wollte. 

Das alles hier würde ich aber nicht schreiben, wenn ich nicht das durch Erfahrung grosso modo "immer frecher" gewordene Selbstbewußtsein hätte, daß meine Arbeit "für alle" gelten würde. Daß meine Erfahrungen mit dem Material des Textes - das die eine, die  jene, die diese Aussage dann immanent birgt, was von den Tageszufällen abhängt, vom Motto des Tages also, das ich fürs Blog jeden Tag neu suchen und finden muß - so gereinigt und herauszuarbeiten sind, daß pars pro toto steht: Daß die Texte etwas sind und beschreiben, das jeder für seine tägliche Arbeit GANZ GENAU SO erlebt. 

Ich schäle es nur heraus, sodaß er selber sich seines Lebens und Tuns besser bemächtigen kann. Weil ihn das chthonisch, also in der Tiefe bewegt, ohne daß er es (iin meinem Fall) zur Sprache bringen könnte. Denn er hat seine Aufgabein der Werkstatt, im Büro, am Schneidetisch oder in der Garderobe zu bewältigen. 

Das ist es dann, was ich nur posthoc konstatieren konnte, früher einmal, und mir mit der Zeit bestätigte, daß eine grundlegende Bedingung vorhanden ist. Daß ich nämlich "etwas zu sagen" hätte. Und immer wieder und immer neu sagen will. 

Diese Aussage nun ist wie gesagt eines der Hauptkriterien, ohne die von einer künstlerischen Existenz, ohne die aber - und das ist ja das heute so Verlorene! - auch eine ganz andere, "normale", bürgerliche berufliche Tätigkeit nicht möglich ist. Will das menschliche Tun nicht zu einer Art Sklaventätigkeit verkommen, oder/und zu einer bloßen "Nützlichkeit", etwa "weil ich ja irgend etwas brauche, um mein eigentliches Leben zu leben  und dsa fängt um fünf Nachmittag an - mit der Phase des Konsumierens. (Denn ein Hobby, eine Amateurtun könnte bereits unter die Haupttätigkeit eines Künstlerischen, WErkhaften, Aussageerfüllten fallen, dem die Zeit davor, in der "Arbeit" nur dient.) 

Ob es aber eine Tätigkeit an der Drehbank oder am Würstelstand oder in der Beratugn für Versicherungen ist, ist völlig gleichgültig. Wer so lebt und ist, dem fehlt der Fokus seines Lebens. Jene Gerichtetheit, an der jeder Mensch als seiner Hauptaufgabe arbeitet, solange noch Luft hinter den Rippen ist und er ermüdet zum Senex wird. Der sein Leben getan udn gelebt hat. Der nichts mehr zu sagen hat, weil alles für ihn gesagt ist. Diesen Punkt fürchte jeder Künstler. Denn ihm bleibt kein bürgerlicher Rückhalt, wie dem Schreiner oder dem Bäcker. Seine Arbeit war nie "nützlich", sie war immer QUER zur der Nützlichkeit gewidmeten "Normalität." Womit wir aber schon beim Einzigen sind, das Künstler und Bürger unterscheidet. 

Aber doch so unterscheidet, daß der Künstler in Zeiten, wo eine Gesellschaft GESUND ist, eine Kultur Kraft hat und lebt, VERACHTET und GEHASZ wird. Das sollte man sich vor Augen führen, wenn man die Hinterlassenshcaften der Vergangenheit bewundert. Sie sagen etwas aus! Und sind nur im Dialog mit der Kultur und der Gesellschaft, in der der Schaffende gelebt hat, zu sehen. 

Allmählich wird nun erahnbar, worauf ich aber eigentlich hinaus will. Und das ist der Umstand, daß die jeweilige Aussage des Künstlers zu Anfang seinerLaufbahn noch vielfältig und voneinander unterschieden ist. Das muß auch so sein, das geht gar nicht anders. 

Diese Vielfalt aber führt sich mit den Reinigungsprozhessen, die jedes Werk sind - ein Werk ist immer ein Herausnehmen, ein Wegnehmen, kein Hinzufügen, also ein Sterben, ein Aufgeben, ein Verzichten auf einzelne Teile - immer mehr zu einer einzigen Gestalt zusammen, der die Handgriffe des Wegnehmens dienen. Immer mehr wird weggeschnitten, immer mehr wird als unnötig erkannt, immer weniger scheint es zu brauchen (was mit bloßer Quantität nichts zu tun hat, um Mißverständnisse auszuschließen: Ein Roman wird immer tausend Seiten haben) um die Zentralausage zu verdeutlichen und als das Beste darstellen zu können, dessen man fähig ist. #

Dieses Zusammenführen macht schon erkennbar, daß das worauf jede künstlerische Existenz hinausläuft, das Universale, das Allumfassende ist. Es ist das Durchstoßen durch alle die Teile der Welt hinaus in die (von Aristoteles in seinem Modell vom Kosmos so schön dargestellt; Sie finden das in diesem Blog, vor vielen Jahren habe ich es einmal vorgestellt) in jene alles umfassende Hülle des ALL(E)S, dem alleine er sich nun widmen will. Weil er gleichzeitig zur Liebe gefunden haben muß, will er dorthin gelangen. Zu jener Liebe, die alles Sein umschlingt und umfaßt, und aus Liebe aus sich heraustreibt, damit es Welt werde.

Welt, wie sie jedes künstlerische Werk sein will. Aus sich heraus. Aus der Intention es Künstlers heraus. Er will den Kosmos darstellen, er willdie Ecclesia, die Versammlung, die in der Ordnugn des Seins ein einziger Lobpreis ist. 

Somit stehe ich auch hier im Blog immer mehr (was sich in der Häufigkeit äußert, in der mir die Frage vor die Augen kommt) die Frage, in welche Form es überzuleiten sein wird. Um so in mein EINES Werk eingegliedert zu werden. Denn selbst wenn ich eine nächste, übergreifende Form vorerst gefunden habe - die Enzyklopädie der Welt- und Lebensdinge war ja bereits ein Quantensprung, aber er war im Grunde viel zu spät, ein hübscher posthoc-Begriff also - so ist auch die Enzyklopädie nur Teil des einen Werkes, an dem mein Leben angeschmiedet ist wie Prometheus an den Kaukasus.

In dieser Überlegung erscheitn mir nun auch Doderers Vorgangsweise, in der er in einer sehr späten Phase eigentlich, erst bei udn nach den Dämonen, dazu überging, wie die Musiker seine Werke zu numerieren. Die "Wasserfälle von Slunj" sind somit zwar noch mit Titel versehen, aber der Titel ist bereits umfaßt von "Roman Numero 7".

Ganz widmen - So nähern wir uns der Ganzhingabe. Und so nähern wir uns der (möglichen) Tatsache, daß als Zielpunkt jeder künstlerischen Tätigkeit das (analogiehafte, also diesem nur ähnliche - das Geschöpf kann NIE wie sein Schöpfer sein, dieser ist dem Werk immer kategorial - als andere Dimension - überlegen) SEIN WIE GOTT steht. 

Weil die Wortdimension als erste Stufe der Schöpfung und göttlichen Zeugung - IM ANFANG WAR DAS WORT, UND DAS WORT WAR BEI GOTT, UND DAS WORT WAR GOTT - Ausgangspunkt die Zielpunkt der menschlichen Existenz ist. Somit muß etwa für dne Schriftsteller die geistliche Arbeit am Ende seines Schaffens stehen. Alles wa zuvor ist, is tnur ein Freischaufeln, ein Freilegen, ein Geläutertwerden AM MATERIAL hin zum REINEN WORT. Der Schriftsteller WIRD also zum Wort selbst!

Nur wenn das Material ganz im Fokus steht, kann es gelingen, und deshalb muß das Material immer mehr in seinen Mittelpunkt kommen, bis ALLES Material ist, er in allem die Sprache sieht.

Erst DAS unterscheidet den Laien oder Amateur, vom berufhaften Künstler, nichts sonst: Diese Ganzhingabe an sein Material. Nicht einmal irgendwelche Fähigkeiten. Ja die schon deshalb nicht, weil die Fertigkeit gewaltig täuschen kann: Beim Nicht-Künstler ist sie bloße VIRTUOSITÄT.

Ich bin deshalb auch überzeugt (und habe es auch schon oft gesehen) daß es viele Talente gäbe, viele die das Zeug zum Künstler hätten, wenn man die Talente betreachtet. Aber sie werden es nie werden, weil ihnen das eigentliche Fundament fehlt: Die Alleinigkeit der Konzentration und der Lebensaufgabe. Der Laie zeigt sich dann darin, daß er sich im mehr oder weniger privaten Kreis oft zu richtig guten Darbietungen aufwirft. Während der Künstler im privaten Kreis meistens sehr verstummt. 

Das Publikum also - als die NICHT-Künstler-Seiende Menschheit (und auch hier gilt es gleichermaßen für ALLE Künste, bis hin zu den Handerksarbeiten, in denen sich ein Handwerker zum Künstler entwickelt hat) - bezeugt dem Laien deshalb viel rascher seine Ovation, und verachtet oft den wirklichen Künstler im privaten Kreis. Weil der doch "gar nichts könne", "der Grießenberger Hermann kann es viel besser."

Mit nichts kann sich deshalb ein Künstler MEHR ruinieren, als durch die falsche (meist aus Schwäche getroffene) Wahl seiner menschlichen Umgebung. Die ihn ZUM LAIEN MACHT (also ihn mit diesem ALS JEMAND UND DIESER gleichstellt), ihn mit unerbittlichem Faustgriff nach unten zerrt, in die Publikumsreihen. Wo er dann herumstolpert, weil er sich in einem für ihn fremden Situationsganzen befindet.

Es ist eine der schwersten Lektionen, die ein Künstler zu lernen hat. Die, daß er Ausgestoßener ist und sein muß. Deshalb erkennt man einen Künstler auch daran, daß er SO GERNE NORMAL LEBEN würde, bürgerlich, als Handwerker in der Sailergasse, oder als Chef einer Tropfenfabrik. 

Niemand ist selbstmordgefährdeter, niemand wird leichter zum Alkoholiker und Drogenkranken als der, der in einer für ihn nicht zutreffenden Welt feststeckt. Und nicht den Mut hat und den Schwung findet und die Ausdauer und Geduld hat, sich in DER EINEN SEINEN WELT aufzustellen. Und so, allmählich dann, sich eine neue Umgebung zu versammeln. Auch wenn die quantitativ nicht groß sein könnte. Ja auch, wenn sich KEINE solche zugehörige Welt findet. 

Oh ja, ich habe (im Obdachlosenheim) Leute kennengelernt, die das (vor mir, für sich selbst) begriffen haben, und sich mit Händen und Füßen gegen die Sozialarbeiter gewehrt haben, die sich durch Gleichheitsideologie gehirntot geprügelt haben oder das wurden, und nun alle Klienten (oh, das heißt ja nun "Kunden") in irgendwelche Gruppen und Kategorien einzugliedern bemüßigt gefühlt haben. 

Weil die armen Gequälten wußten, daß sie genau deshalb süchtig geworden waren udn fliehen hatten wollen, WEIL sie in einer falschen Umgebung feststeckten. Und so in eine falsche, inadäquate Identität gedrückt wurden, die sie loswerden, die sie töten wollten - mit Gift, mit Suchtstoffen außer Gefecht setzen wollten. Und damit den Falschen - ihren eigenen Leib, diesen Träger der falschen Identität - trafen. Doch die Kraft der Umgebung gebraucht hätten, sie selbst zu sein, die Kraft nicht hatten, GEGEN DIE UMWELT ihr eigenes Selbst aufzustellen. 

Und - wer kann das schon? Muß der nicht schon apriori ... pathologisch sein? Weil er ... nicht Gott ist.

Kann sich jemand vorstellen, WIE EINSAM JESUS GEWESEN SEIN MUSZ? Warum wohl stand am Anfang seines Hinaustretens in die Welt ALS SOHN GOTTES, ALS PROPHET (sozusagen; es ist nur als Metapher gemeint, den er war mehr als ein PProphet) der 40tägige GANG IN DIE WÜSTE? 
Wie oft erzählt deshalb die Schrift, daß Jesus IN DIE EINSAMKEIT GING UM ZU BETEN. Nur dort konnte er mit Gott als seinem Vater sprechen, der ihn zu seinem Sohn in dieser Welt werden ließ. Somit WAHRER GOTT UND WAHRER MENSCH sein, weil auch wahrer Mensch werden konnte.

In eine falsche Umgebung gestellt, konnte nicht einmal ER Wunder tun. In einer falschen Umgebung kann also nicht einmal Gott als er selbst in die Welt kommen. In einer inadäquaten Umgebung muß sich also auch ein Gott kostümieren, um nicht ganz verachtet und hinausgeworfen zu werden.

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QR Profil - E. Jelinek (2004)

Sie mögen sich nun wundern, werter Leser. Aber das Interview mit Elfriede Jelinek , das das Profil-Magazin am 27. November 2004 abgedruckt hatte, ist empfehlenswert. Es zeigt eine Abgeklärtheit, die bemerkenswert ist. Damals hatte die Wiener Autorin gerade den Nobelpreis für Literatur erhalten. 

Sehr ehrlich, sehr abgeklärt, sehr zur Sprache gekommen. Was ihr fehlt, um zu einem Werk zu kommen, weiß ich nicht, und es ist bedauerlich, weil ihre sogenannten Werke keine sind. Ihre Stücke sind keine Stücke, ihre Gedichte keine Gedichte. Sie ist und bleibt in sich wie jemand gefangen, der sich nie transzendierend nie ins Außen fand. Das ist der durchgängige Faden bei ihr, und ich vermute, daß ihr Gefängnis die Ideologieen sind. Allen voran wohl die des Feminismus, in sich bereits dumm. Dabei liefert ihr ihr eigenes Sprechen und Schreiben doch den schlagendsten Hinweis, was ihr fehlt, stell sich das gequälte Innen als Außen vor, fordert sie auf zu handeln! Aber sie wehrt sich pausenlos und mit ungeheurer Intensität und Kraft gegen den Vater, also den Mann. 

Damit aber wehrt sie sich gegen die Aufgabe als integraler Bestandteil einer Identität, die wie im Fall des Künstlers eben (fast) nur ihr bekannt ist. Und damit gegen eine Aussage, die ihr Herausgeschältes in die Ordnugn eines Ganzen stellen könnte. 

Sie selber sagt es ja - sie räumt weg, aber es bleibt nichts Positives, es bleibt kein Sein mehr. Ihr Schreiben ist somit nur die Wiedergabe und im Schreiben, dem bereits Herausgestellten aus dieser Distanz erst entstehende Reflexion des Wegräumens. Bis sie nackt, ja bis sie aufgelöst ist (und sich verletzen muß, um noch wenigstens ETWAS aus sich herausstellen, als in der Welt seiend kogniszieren zu können.) Dann, erschöpft, ist ihr Schreiben zu Ende. Am Ende des Tunnels steht ... nichts. Am nächsten Tag muß sie wieder von vorne beginnen. (Nur - in diesem Schicksal ist sie nicht allein.)

Vor diesem Hintergrund wird ihr Satz erhellend, in dem sie sagt, daß sie NICHTS POSITIVE SCHREIBEN KANN. Ohne zuerst Frau zu sein, ohne über den Mann (und das heißt: Vertrauensvoll zulassen, und wie sollte das anders gehen als über das Wissen, daß es in Gottes innerstes Leben hineingenommen ist - IM SAKRAMENT?) zu einer Identität gekommen zu sein, kann auch kein Schaffen eines (positigen; und etwas anderes als positiv ist kein Werk) gelingen. 

Dann hat sie nicht einmal etwas, aus dessen Widerstand heraus sie (wie in einem hautengen Gummmianzug; apropos, diese Form der Perversion hat DORT ihre Wurzeln: Im Zu-sich-Kommen-wollen durch Begrenzung!) zu einem EIGENEN kommt.

"Und deshalb muß der Mann Vater und Mutter verlassen" und sich eine Frau nehmen, und eine (je nachdem und mehr oder weniger; ganz AUTONOM wird auch eine Familienicht, sie steckt immer in einer übergeordneten Ebene, und sei es die eines Volkes, wie beim Herrscherhaus) eigene Familieneinheit gründen.

Somit hatte auch Martin Mosebach recht. Dabei weiß Jelinek es selber: Sie ist sehr dumm. Wo immer sie sich von dem wegbewegt, was sie wissen kann - sich selbst - ist alles Unsinn. 

Ihre Thesen, unter deren Licht sie "Werke" schreibt, Stücke verbricht (weil vorlügt oder die Lüge zuläßt, sie seien solche), an denen sich dann "kunstbeflissene Regissuere" nicht einmal abarbeiten, sondern die sie als Hintergrund für ihre eigenen Stücke (die nie welche werden, die sie nie schaffen können, das mit Jelinek-Texten zu versuchen ist also auch in ihrem Sinn ein Irrtum) nehmen, mit dem groen Vorteil, daß sie mit Geld zugeschüttet werden, das man einem Stück von der Jelinek als Budget nachwirft.


Erstellung 14. März 2022 - Ein Beitrag zur