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Freitag, 4. März 2022

Zwischen hier und anderswo (1)

Es berührt höchst merkwürdig, dem derzeit unsere Länder überschwemmenden Purifikationswahn zuzuschauen, wie er den ganzen Westen erfaßt zu haben scheint. Was immer mit Rußland zu tun hat wird eliminiert, wenn es sich NICHT in einen totalen Rußlandhaß einfindet. Mittlerweile heizt sogar, wer mit russischem Gas heizt, "mit dem Tod", geht man von manchen Zeitugen aus. (Vorschlag, wie wäre es, mit diesen zu heizen? Steht nicht noch ein Kanonenofen im Gartenhaus?) 

Gottseidank haben wir ja amerikanisches Frackinggas. Tiefgefroren und zu Würferl komprimiert, wird es uns aus diesem unlösbaren moralischen Dilemma befreien. Denn auf die warmen Winter der Klimakatastrophe warten wir ja immer noch vergeblich. Dabei könnten wir sie gut gebrauchen.

Die Meldungen, die auf uns einstürmen, kaum öffnen wir morgends die Augen, sind so zahlreich und überschlagen sich in so wechselseitig vorantreibender Dynamik, daß ich nur willkürlich einiges herausgreifen kann. Aber es "lohnt", die Angel auszuwerfen und einzurollen, weil die Fänge viel erzählen. Ein wenig habe ich den Eindruck, daß sich nun ein Wahn entfesselt, der sich von Corona her noch einmal gesteigert hat, und härter, brutaler geworden ist. 

Als ob nun das, was bei Corona noch verdeckt, beherrscht und psychisch unterdrückt war, sich nun ebenfalls aufschaukeln würde, um den Druck nicht nur zu egalisieren, sondern überschießen zu lassen. Um sich in Ersatzzielen, in Sündenböcken umso fanatischer auszutoben, in denen "nun alle eins und dabei sind." Auch viele jener, die lange Paria waren, haben nun ein "ich bin wieder dabei." Denn ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, werte Leser, aber meinem Empfinden nach sind viele der vormaligen "Corona-Kritiker" mit wehenden Fahnen ins Lager der Rußland- und Putinverdammer übergelaufen (natürlich "differenziert", und "erst jetzt"), und stehen parat, um dem Bösen sein Schicksal zu bereiten. 

Was die Ukraine mit Corona zu tun hat? Weit mehr als man meinen könnte. Ich werde darauf noch zurückkommen. Das wahre Ausmaß des Schadens, der neuerlich  in den Gemütern und Seelen angerichtet wird, wird sich aber erst in Monaten und Jahren zeigen. Er wird nun aber sogar definitiv gemacht, weil er sich neue Kostüme überwirft, die Energie in dieses neue, wie geplant überlappend begonnene Schauspiel mitnimmt, sodaß die Peripetie aus dem Stück vorher nicht eintrat. Damit bleibt der dramatische Kern - das von Schlacken befreite Edelmetall des Erzes zuvor - unerkannt, und wird unadressierbar.
Was wirklich nun geschieht (und anders aussieht), wird sich aber früher zeigen. Ich meine es vorhersehen zu können, weil das was derzeit passiert auf eine Spitze zuläuft, die an Deutschland 1942/43 erinnert. 
Von Mitte bis Ende Januar 1943 trafen sich Churchill und Roosevelt zur ersten von dann drei weiteren (Teheran, Jalta und Potsdam) Alliiertenkonferenz. Erst dieses erste Treffen aber machte den Krieg zur ultimativen Katastrophe für das Abendland, nicht nur für unsere Länder. 
Und dort gab Roosevelt (Churchill stimmte dann ein) das Kriegsziel mit "unconditional surrender" vor.
Auch dazu muß man Erläuterndes sagen. Erstmals wurde eine "unconditional Surrender" im amerikanischen Bürgerkrieg 1861-65 eingesetzt. Nun sollten die Südstaaten nicht einfach nur besiegt werden. Das war ein historischer Bruch. 

Denn was ein Krieg war, wie er endete, und wie er enden mußte, war bis dorthin immer noch ein von jedem Menschen mit Würde und Ehrgefühl und vor allem mit Sittlichkeit klar GEWUSZTES Gefüge. Es durfte in einem Krieg nur darum gehen, den anderen insoweit zu besiegen, als die eigenen Interessen sicher durchgesetzt werden konnten. Deshalb waren Kriege im christlichen Abendland immer eine Regierungssache, die mit dem Volk und dem Alltagsleben nur wenig zu tun hatte (auch wenn das natürich durch Steuern die Kosten erarbeiten mußten. 

In den Kämpfen aber gab es immer ein mehr oder weniger befolgtes Ehrgebot, das streng prüfte, ob ein Verhalten nur Kampf, oder Sünde, ob der Feind z. B. getötet oder ermordet wurde. Und bis zum Ausgang des Mittelalters war überhaupt oft nur der Sieg wichtig, nicht der Zustand des Feindes. Natürlich mit der Tendenz, daß die Unterlegenen (oder sich so fühlenden) im Kampf eher zu unethischen Mitteln griffen. Aber man vergab im nun erfolgten Friedensschluß den Feinden alles, auch das Sündige, um nun auch in neuer politischer Bestimmung den Frieden gesichert zu haben.

Frauen, Kinder, Familien, Alte, Schwache, Kranke, Kulturgüter, die Existenzfähigkeit des anderen Landes, all das wurde selbstverständlich geschont. Wenn das nicht so war (und wir haben es natürlich in vielen Fällen gesehen, man denke an den 30jährigen Krieg) dann wußte jeder, daß das FALSCH und eine SCHWERE SÜNDE war. Es zählte das Sein vor Gott, das war das Entscheidende.

Die Nordstaaten wollten ab der sich abzeichnenen Niederlage der Süstaaten aber mehr. Sie waren voller Rachegefühle, und wollten die völlige Zerstörung der Existenzfähigkeit weil seit je schon der LEBENSFORM der Südstaaten. Sie tobten schon im letzten Kriegsjahr (Stichwort Gen. Shermans "Anaconda", der in Schlangenlinie erfolgten systematischen Vernichtung des gesamten Landes, der Ernten und Plantagen, der Häuser - und der Menschen, denn erstmals wurden gezielt zivile Orte kanoniert und ausgelöscht) nur noch Haß und Vernichtungslüste aus. Erstmals endete nun ein Krieg damit, daß der unterlegene Feind nicht einfach besiegt, sondern ein Land und ein Volk VOLLSTÄNDIG VERNICHTET worden war. Den vormaligen Bewohnern war nicht einmal mehr das Überleben möglich, sie wurden wenn nicht gelyncht, dann mit untragbaren Steuern belastet.

Die Geschehensfolgen aus damals sind uns Europäern viel zu wenig bekannt. Nicht nur, weil die Geschichte nur von den Siegern, den Nordstaaten geschrieben wurde, sondern weil von diesen die Wahrheit unterdrückt und verleumdet wurde. Warum? UM DIE EIGENEN VERBRECHEN ZU VERTUSCHEN. Aber ach, als ob das einmalig geblieben wäre ... 

Wir haben (so wie Japan) 1945 GANZ EXAKT DASSELBE ERLEBT. Nicht nur wurde die Wehrmacht besiegt, sondern Deutschland, seine Tradition, seine Wertelandschaften, seine Kultur und seine Politik wurden VERNICHTET, und eine völlig neue Politik, eine neue Kultur (und man mäßte auch sagen: neue Menschen, auch wenn das erst vierzig Jahre später so richtig Fahrt aufgenommen; es steht in dieser Linie) implementiert. Kommissionen wurden eingesetzt, die diesen "Neuaufbau" steuerten und kontrollierten, nun Unerwünschtes zensierten nd das Land purifizierten. 

Wir stehen noch heute unter dem Trauma dieser Folgen. Wir, wie der amerikanische Süden, wir nach 80, jener nach nun schon 160 Jahren. Beide mit einem völlig neu auferlegten Leben. In dem das alte noch zu führen fast oder wirklich verboten, auf jeden Fall unmöglich ist. Beide mit einer völlig neu auferlegten Wirtschaft, die sich bei uns zum Wirtschaftswunder exaltierte. (Die US-Entwicklung ist zergliederter, weniger einheitlich, und - damals auf jeden Fall, "die Amerikaner" ware noch gar nicht alle zugewandert - unfertiger, um solche Indizien aufzeigen zu können. Aber ich bin sicher, es würde sie geben, wüßte ich, wonach ich suchen sollte.)

Die Ursache für das, was wir schon ab 1943 erlebten, war aber Casablanca. Dort hat man uns Deutsche jedes Ausweges und jeder Hoffnung beraubt. Hatten viele schon  1941, mit dem Einmarsch in der Sowjetunion und schon gar beim Nicht-Erreichen des Zieles, Moskau einzunehmen, erkannt, daß der Krieg nicht mehr zu gewinnen war (wenn auch nicht mit einer Niederlage enden mußte), hofften dennoch noch viele, daß der Hitlerismus OHNE Apokalypse vorbeigehen könne. Vielleicht überhaupt der Schrecken durch einen Umsturz oder ein Attentat zu beenden wäre, deren es ja noch über 40 Versuche gab. Ab Jänner 1943 war jede Hoffnung zerstört. 

Der 20. Juli 1944 war bereits verzweifelt. Alle Beteiligten wußten, daß sie das Ende nicht "sänftigen" würde können. Die Alliierten haben auch jeden Kontakt verweigert, weil für sie alles klar war, und ihnen ein erfolgreicher Umsturz zwar Kriegsvorteile brachte, für Deutschland aber keine Nachteile verhindern konnte.

Und dieses letzte Jahr 1944/45 war nicht nur das Jahr, in dem der Krieg genau so viele Tote wie die Jahre zuvor zusammen forderte, sondern auch die Tötung unwerter Menschen nahm erst durch die im Laufe der Ereignisse 1943 - nicht nur erste schwere Nederlagen, sondern Frontzusammenbrüche im Osten, Landungen der Allierten im Süden, Anlaufen der systematischen Städte-Bombardierungen Deutschlands) Verzweiflung, die auch Hitler nachweislich befiel, so richtig Fahrt auf. Wenn sonst schon nichts mehr für ihn zu gewinnen war, sollte wenigstens das Ziel der Judenfreiheit erreicht werden.

                     Kauft nicht beim Russen (2022)               
Es hätte also enorm viel verhindert werden können, hätte man die innerdeutsche Opposition nicht dermaßen entwertet. Stauffenberg hat das auch immer wieder als seinen größten Konflikt bezeichnet, daß seit Casablanca die Vernichtung Deutschlands auf keinen Fall zu verhindern war. So wurde fraglich, ob ein Köpfen des Drachens nicht ein Spalten, Schwächen oder gar Auflösen der Armee bringen würde, in deren Folge das deutsche Volk völlig hilflos dem Feind ausgeliefert worden wäre. 

Das darf aber ein Soldat und ein Mann niemals zulassen! Deshalb zögerte er lange, wurden die Pläne zum Attentat immer wieder aufgeschoben. Es fehlte der letzte Funke Überzeugung, Deutschland etwas Gutes zu tun.
Die Amerikaner legten sich sogar schon 1942 auf "bedingungslose Kapitulation" fest. Erst damit verlagerte sich der Krieg endgültig und durch den Willen der "Guten" (um es so zu sagen) zur Hölle. Getreu dem puritanischen Größenwahn, ERITIS SICUT DEUS - Ihr werdet sein wie Gott, und SEIN Gericht über die Sünder bringen.
Was sich derzeit rund um die Ukraine-Krise abspielt erinnert immer mehr genau an diese Ereignisse 1942/43. Als sich Krieg auf die Schiene des Höllischen der technizistischen und mathematischen Kriegsführung der Moderne verlagerte. Die durch die Ausweitung auf "Volkskriege" nur noch das Ende einer "Vernichtung des Feindes" kennt. 

Hier schließt sich der Bogen zu Putin, Rußland und der Ukraine in Februar und März 2022: Mit dieser durch uns gesetzten IDENTIFIKATION VON VOLK UND FÜHRUNG, von Lebensweise und Politik, von Militär und Volkskultur.
Genau so nimmt man Rußland unter Putin (und man muß Regierung und Volk in diesem Fall in eins setzen, was umgekehrt natürlich auch für die Ukraine gilt) immer mehr jeden Ausweg, auf diplomatischem Wege aus dieser Krise wieder herauszukommen. Und einen Ausweg zu finden, der NICHT ein Ende bedeutet, das Vernichtung des Gegners bedeutet - also Rußlands - UND deren politischer Führung - also Putins. 
Und dies nimmt mit der Gleichsetzung von Volk, Kultur UND Putin, Militär und seiner Politik seinen Anfang. Mit der Purifikation von allem und jedem, das sich als russisch zeigt, und an dem Rache und Bestrafung geübt wird. Auf einmal aber wird alles politisch. Zukünftig werden wir sogar sehen, wie man politische Elfmeter schießt.

Morgen Folge 2) Alles Russische beschmutzt nun. Und eine Regierung wird von Fall zu Fall in die Enge getrieben.