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Mittwoch, 2. März 2022

Weil wir alle brauchen (1)

Wenn es eines Beweises bedürfte, der das Schlechte des Sozialismus und des Sozialstaates moderner Prägung belegte, dann hätten wir ihn hier. Wenn es einen Beleg bräuchte, der die Kälte der Gegenwart bezeugte, dann wäre es das. Wenn es eines Kriteriums fehlte, das direkter das Wesen der Liebe begreifen lassen würde, dann hätten wir es damit. Wenn es eine Beschreibung bräuchte, die das Soziale am klarste definierte, dann wäre es diese. Wer wissen wollte, was das Universum am Vortrefflichsten beschriebe, der müßte dieses da begreifen lernen. Und wer das Schlimmste kennen lernen wollte, das man dem Nächsten antun kann, dann müßte man dessen absichtliche Leugnung und Verweigerung nennen.

Die Rede ist vom Wesen des Brauchens, und von der Güte des Gebrauchtwerdens als jener Sonne, die jedes Lebendige, ja überhaupt alles was da isset, sein, wachsen und blühen weil selbst sein läßt. Denn alles, was da ist, ist weil es auf etwas HIN ist, also sich durch sein Tun AM ANDEREN erfüllt. Während alles, was da isset, nur ist, weil es etwas gibt, das von ihm gebraucht wird. So hält die Schöpfung Gottes zusammen, das ist ihr Leim der Ganzheit, wenn man es beschrieben haben will. Ersichtlich an Gott, dem Sein selbst, dem der da "isset" (Jahweh), und ohne den nichts (ihm ähnlich wie alles, was geschaffen ist, dem Schöpfer ähnelt) isset.

Kaum eine Sünde, die sich nicht in einer Verfehlung in diesem Verhältnis aller Dinge der Schöpfung zueinander beschreiben ließe. Und allem voran steht die Liebe als die Erfüllung dieser Wesensbestimmung alles Seienden. Die Liebe, die man da "zu haben" habe, die ein Gebot ist, das erst in dem und welches nur in diesem gelingen kann, was wir denn als "Soziales", als Beziehung ZWISCHEN zwei (und mehreren) Dingen und Lebendigen beschreiben.

WIR BRAUCHEN EINANDER. So wie alles einander braucht. Nicht wahllos, sondern jeweils in seinem Ort, in seinem Beziehungsknotenpunkt. Das Soziale als die Beschreibung der Art und des Wesens eines Zueinander ist somit der Ort, an dem das Angesprochene und Hineingesandte EINANDER BRAUCHT.

Das ist so vielfältig und kaum je zu beschreiben, es greift über so viele Ebenen und in so viele Dimensionen über, und alles gleichzeitig, daß wir es niemals ausreichend beschreiben könnten. Wir könnten es somit auch nicht - nicht wirklich, nicht erschöpfend, ja nicht einmal annähernd erschöpfend - in Einzeltaten und Teilgegebenheiten auflösen. Oder gar durch solche einzelne Taten dieses Ganze der Art einer Beziehung KONSTRUIEREN. Für die wir aber eine ungeheure Menge an Beziehungen haben. Denn fast jeder, wirlich fast jeder Begriff ist nur deshalb ein Begriff, weil er solche sozialen Beziehungen und damit auch Gebrauchtheiten erfaßt, meint, bedeutet.

Gleichzeitig zeigt eine Nicht-Gebrauchtheit sich dadurch an, daß es KEINEN Begriff erfüllt und damit hat. Gleichzeitig zeigt ein Begriff, der diffus bleibt, der nichts Konkret meint und konkret macht (und dabei doch vorgibt, alles und etwas zu beschreiben) - und das alles hat mit Bewußtheit nichts zu tun, ja es wäre ein schwerer Fehler, es dort zu suchen - zeigt also solch ein Scheinbegriff an, daß er weder wahre Beziehungen* und damit auch keine Gebrauchtheiten (die hier wie so oft synonym zu verwenden sind) in sich birgt.

Selbst das Geld ist eine Manifestationsform von Beziehungen, die durch klare Ansprüche auf die Erfüllung von Verhaltensformen festzumachen sind. Wo diese fehlen, wo auch nur die Klarheit und deren Verbindlichkeit fehlt, ist Geld sinn- und wertlos. Und wird dann zum Mittel für Zwang und Gewalt, die auf jemanden ausgeübt wird. Denn es ist das Geld, das die Basis für die Sklaverei bildet, diese Lebensform der Beraubung aller sozialen Beziehungen, das den Betroffenen hingeben wie ein Ding FÜR BEZIEHUNGEN ANDERER verwendet, damit also als Form von Geld.

Wie verkehrt diese Zeit ist erkennt man daran, daß sie sämtliche Heilsversprechen daran knüpft, Gebrauchtheiten aufzulösen. Der Einzelne soll autonom, nein, authark sein, und alles was er an Organisationsformen und Organismen betreibt soll das ebenfalls. Als Ideal wird gesehen, niemanden mehr zu brauchen. Und allerhöchstens noch da, was man von anderen braucht, sich in jedem Fall NEHMEN zu können. Also von niemandes Gebebereitschaft, in der er Gebrauchtheit in Freiheit beantworten könnte, abhängig zu sein. 

Dazu dient eine Organisationsform des sogenannten Sozialstaates - schon im Begriff: Was für eine Lüge! - in der sämtliche Gebrauchtheiten definiert, und auf ein abstraktes, technisches Erfüllungsgebäude umgelegt werden. In dem sich jeder nimmt, was er zu benötigen meint oder was ihm andere als Gebrauchters zusprechen, indem er einen "Anspruch" darauf hat. Und zwar einen Anspruch, der ihm jede Beziehung zu einem anderen Menschen erspart. 

Die Folgen sind gravierend und ganz deutlich sichtbar. Sie sind Identitätsdiffusion und damit Identitätslosigkeit, damit Immunschwächen und Autoimmunerkrankungen mangels Bindung der körpereigenen Integrationsfähigkeit eines "anderen" Außen. Sind überhaupt alle möglichen psychischen Erkrankungen und Deformationen, allem voran die Depression und der Narzißmus. 

Sie alle sind Folgen nicht vorhandener Verbindlichkeiten und damit Bindungen. Sind Sinnlosigkeitsgefühle und Verwirrtheiten. Sind schließlich auch steigende Verbrechen, mit der Tendenz der Gesetze der Staaten, diese Verbrechen Zug um Zug zu Nicht-Verbrechen zu machen, weil man ihrer nicht mehr Herr wird sie aber immer häufiger werden (man denke nur an Abtreibung.)
Jeder wird gebraucht, und es gibt keine schlimmere Peinigung als jemandem diese Wahrheit über ihn selbst durch eine umgeformte Realität vorzuenthalten.
Niemand lebt für sich selbst, und Selbstentfaltung bedeutet immer und ausschließlich FÜR ETWAS bzw. JEMANDEN zu leben. Selbstwerdung heißt, nicht in den eigenen Bedürfnissen also, von sich und irgendwelchen subjektiven (objektiv praktisch niemals objektivierbaren oder im Anspruchsmaß auch nur zu stabilisierenden) Gewolltheiten auszuehen, sondern von dem, was ich am anderen tun kann. An dem, mit dem mich ein Begriff verbindet, in dem das Wesen Mensch eine Kultur aufgebaut hat - welch Begriff schon dadurch beschreibbar ist, daß die Güte und Höhe einer Kultur sich aus der Zahl und Gestalt und Differnziertheit von Beziehungen darstellen läßt, die ALLE von einer einzigen ersten Beziehung ausgehen, die von Anfang an war (und sonst noch nichts): Die Beziehung zu Gott, und zwar ALS eheliche Menschen. Weil Menschsein heißt, Mann UND Frau zu sein.

In die Welt gestellt, die diesem Ehepaar zugeordnet war (der Krone der Schöpfung, untertan), differenzierte sich dieses Zueinander explosionsartig. Schon gar, als die ersten Nachkommen auf die Welt kamen. Was in dieser ersten Beziehung (Ehe) noch alles enthalten, aber undifferenziert, faltete es sich mehr und mehr und mehr auseinander. Was immer später kam, war im Vorigen bereits enthalten, aber erst amorph.  Amorpht weil nur als Möglichkeit da, noch nicht als Realität. Was immer später kommt hat in dieser Welt deshalb diese Verbindung zu einer Vergangenheit, ind eren Strom es sich bereits findet, der sie somit also treu bleiben muß, die sie aber weiter ausgefaltet hat.

Immer aber in der sozialen Gefügtheit des Einander-Brauchens. Denn das Entfalten war die Antwort auf ein durch das Ausfalten des Vergangenen neu entsteheneden neuen Gebrauchtwerdens. Das die Nachkommen beantworten können, auf dem sie dann als Nachgeborene aufsetzen. Und somit immer etwas "Neues", anderes haben und sind, als es die Eltern waren. 

Wäre nicht dieses Gebrauchtwerden, würde nichts. Selbst diese Gehirnerweichugn des Evolutionismus geht von exakt diesem, der Schöpfung tiefstens ins Gesicht geschriebenen Tatgsache aus, daß alles ist, WEIL ES GEBRAUCHT wird. Und sei es (hier scheiden sich bereits die Wege des technizistischen, materialistischen "Brauchens" vom Kastraten-Irrweg des Evolutionismus) daß es Kategorien braucht wie die sich materiell gar nicht finden! Weil die ersten Kategorien, deren alles was da sein sollte bedurfte NICHT materiell waren, sondern GEISTIG. Wort, Schönheit, Bild. Licht.**

Wie krank sind wir geworden, daß wir meinen, es wäre wünschenswert, NICHTS zu brauchen. Denn das heißt zugleich, das Soziale abzulehnen und gar nicht zu wollen. Das heißt, diese Schwäche, die der Bedürftige zeigt und erkennbar haben muß, verbergen zu wollen, um nur ja nicht vom andern als unterlegen erkannt zu werden. Welch Vertrauensverlust ist hier bereits geschehen, und ich wage sogar die Behauptung, daß dies eine Folge der Weltanschauung des Kapitalismus ist (der selbst wieder eine Wirkweise der Sichtweisen der Physik ist) In dem der, der braucht, der Bedarf hat, von dem, der Geben kann, benützt wird (nicht: gebraucht). Somit ist jedes verbindliche, nicht mehr "frei lassende" soziale Zueinander eine Gefahr. Schon gar, wenn darin Ungleichheit herrscht, wo der eine den anderen braucht, will etwa an ihm real werden. 

Das sich dann Wege sucht, die er selber nicht wirklich kennt (nur erfährt), und zwar weil in der Hingabe die Offenheit besteht, "was immer sei" geschehen zu lassen. Nur so wird das Zueinander dann schöpferisch, und nur so werden - keineswegs zufällig in dieser Analogie zu allem Schöpferischen -  Kinder gezeugt und empfangen. Das ist der Grund, warum jede Form der Empfängnisverhütung auch eine Sünde, ein Verstoß gegen das Wesen der Natur ist: Weil die liebende Begegnung nur in der Offenheit möglich ist und Liebe Offenheit bedeutet. 

Diese Liebe sich aber immer in ein konkretes soziales Gefüge als ETWAS bzw. JEMANDEN LIEBEN ergießen will, einerseits, und anderseits erst dort entsteht. Dieses Jemand aber nur ein Jemand ist, weil es ganz konkrete Merkmale der Wahrhabe von sozialen Verbindlichkeiten trägt weil erfüllt und erfülen soll. Identität, die in der eigentlichen Form (erst) nur der Mann hat, und an der dann die Frau teilhat, die sie also übernimmt. (Frauennamen sind immer bzw. waren immer Anweiblichungen von männlichen Formen.) Ehe heißt deshalb Selbstübereignung: Ich gehöre (buchstäblich) Dir, mach mit mir, was Du willst. Du bist MEINE Frau, Du bist MEIN Mann.

Das Schwinden, das Herauserziehen der Liebe, zu dem sich unsere Lebensformen degeneriert haben, so muß man das nennen, bewirkt somit auch das Auflösen aller Beziehungen, ist aber auch die Frucht der Auflösung der aus der Natur dieser Beziehungen hervorgehenden GEBRAUCHTHEITEN. 

Morgen Teil 2) Der Stolz. Der Haß, und der Tod. Wen Gott nicht will? Den läßt er nicht gebraucht sein. Wer seine Kinder haßt, macht sie unnütz und braucht sie nicht. Die Wahrheit der Gegenprobe



Erstellung 28. Februar 2022 - Ein Beitrag zur