Wie auch immer man Volkswirtschaften für sich sehen mag, wie auch immer man aus ihnen Eckdaten herausrechnen kann, wieviel ein Land leistet und wie sich diese Leistung entwickelt, und wieviel "wirklicher Reichtum" der jeweilige Landesbürger hat (oder nicht), darf nicht übersehen werde, daß Volkswirtschaften nie für sich alleine gesehen werden dürfen. Denn wie alles, was es in dieser Schöpfung gibt, gibt es kein Ding "für sich". Das sind nur theoretische Abstraktionen, die gewissen Wert haben. Aber sie sind keine Realitäts- und Praxisbegriffe.
Nicht einmal Wertgrößen können "für sich" bestimmt werden, sondern stehen in einem immensen Beziehungsfeld ("Raum"), das die Grenzen des Einzelnen weit überschreiten. So weit, daß man sagen kann, daß es kein einzelnes Ding gibt, und sei es noch so klein, daß nicht mit dem gesamten Universum zusammenhängt, und ohne dieses sogar nicht einmal existieren könnte, nie über eine angelegte Idee eines Schöpfers hinauskäme. Der dann im übrigen ziemlich dumm sein müßte, und das kann man von Gott ganz sicher nicht sagen. Im Gegenteil, ohne Allwissendheit und Allklugheit und Allmächtigkeit (usw.) wäre sogar jedes Denken von Gott sinnlos.
Auch kein Preis wird nur in einem Land bestimmt. Diese Gefüge sind sogar so unglaublich (und dabei faszinierend) vernetzt und eingewoben ins Weltgeschehen, wie es nun mal am Menschen aufgehängt ist, daß die Preise bei uns direkt mit den Preisen in (sagen wir) Papua-Neuguinea zusammenhängen. Und zwar nicht WEIL wir dorthin wirtschaftliche Beziehungen haben, sondern weil diese Beziehung indirekt in jedem Fall besteht, und zwar shcon alleine durch die Nachbarn des Landes, die wieder Nachbarn haben, die wieder Nachbarn haben ... bis sie am Stephansplatz in Wien stehen und fragen, wo die Oper ist.
Behalten wir das im Hinterkopf, wenn wir das Folgende betrachten. 1945 habern die Amerikaner, die großen wirtschaftlichen Sieger der Geschehnisse der Jahre vorher, die Rolle der Leitwährung von England übernommen. Nicht mehr das Britische Pfund hat nun dafür gesorgt, daß sich die Zahlungsbedingungen weil Währungsverhältnisse weltweit halbwegs stabil und berechenbar verhielte, sondern der Amerikanische Dollar.
Das hat augenblicklich zu einem immensen Nachfrageboom nach Dollar geführt. Denn fortan wurden auch viele Weltgüter - allem voran Öl, aber überhaupt Metalle, Edelmetalle, Rohstoffe aller Art, Lebensmittelgüter wie Getreide, Viehfutter, Genußmittel (Kaffee und Tee dabei als deren größte), Gummi, weiß der Herrgott noch alles - wurde nun in Dollar gehandelt. Warum? Weil somit die Preis- und Wertverhältnise berechenbar waren. Und man beim Dollar davon ausging, daß die amerikanische Wirtschaft nicht nur die leistungsfähigste der Welt ist, sondern auch deren stabilste.
Wer einen Dollar besitzt bzw. besaß, konnte sich also HALBWEGS sicher sein, daß er dafür IMMER eine bestimmte Warenmenge erhalten würde. Daß dafür auch die amerikanische Regierung sorgte war gleichfalls Glaubensgut. Immerin waren die USA mit ABSTAND die mächtigste Militärmacht (und sind es bis heute). sodaß man nur ihnen auch zutrauen konnte, nötigenfalls mit Gewalt für Stabilitäten egal wo auf der Welt zu sorgen.
Zu alledem herrschte damals noch die Ansicht, daß Geld nur durch eine gewisse Golddeckung auch immer Geld bleiben würde. Und diese Golddeckung haben auch die USA garantiert. (London konnte und wollte das nach den Erschütterungen 1914/18 nicht mehr leisten, deshalb hat es diese Rolle ja aufgegeben.) Sie haben garantiert, daß 1 Dollar immer gegen einen bestimmte Menge Goldes, das zu einem bestimmten Preis fixiert wurde (der rd. 30 Dollar pro Unze betrug)
Das blieb alles so, und zwar bis zu Anfang der 1970er Jahre. Denn da hatten einerseits die Franzosen begonnen, ihre Dollar gegen Gold einzutauschen, und damit Vorbildwirkugn ausgeübt. Anderseits hatte der Vietnamkrieg so große Budgetlöcher gerisse, daß die Amerikaner ein "flexibleres Schuldensystem" brauchten. Sie mußten mehr Dollar "drucken", sozusagen, weil sie mit den vorhandenen nicht merhauskamen, und diese Menge durch die Golddeckung begrenzt war: Es war nicht mehr genug Gold da, um eine bestimmte Prozentmenge am Umlaufgeld zu sichern. (Drucken? Es ist eine Metapher. Tatsächlich wird nur zu einem kleinen Teil "gedruckt". Das meiste ist Buchgeld, das als Schuld (credit) per Federstrich entsteht, und umgekehrt mit fiktiven Werten oder vor allem Zukunftspotenz "besichert" wird.)
Eine der Folgen dieses Daseins als Leitwährung, auf das sich die Weltgemeinschaft 1945 in Bretton Woods geeinigt hatte, läßt sich so beschreiben. Es begann in dieser Zeit eine ungeheure Nachfrage nach Dollars. Denn alle Länder der Erde (das heißt hier: Deren Unternehmen) brauchten Dollar, um ihre Geschäfte zu tätigen. Um Öl zu kaufen, um Sojabohnen zu verkaufen, um Weizen zu handeln, oder um Kautschuk aus dem Kongo und Kaffee aus Brasilien ins Land zu holen. Das wiederum hieß, daß "Geld" - gar keine Ware! - Exportschlager Nummer 1 in den USA war.
Geld, das die USA auch ausgaben, auch tatsächlich wie eine Ware in alle Welt lieferten (so kann man es sich bildlich vorstellen), und gleichzeitig damit immer gigantischere Buchwerte als "Verbindlichkeiten" hatten. Den sie gaben ja nicht nur bedrucktes Papier aus, sondern bedruckte Papier, das durch Übereinkunft "Wert" hatte. Und dafür nahmen sie "Bezahlung", Wert für Wert, also Gelder (Währungen) der jeweiligen Länder für die eigene Währung.
So wurden die USA zum größten überhaupt nur denkbaren Schuldner der Welt. Gleichzeitig hieß das, daß ein Abweichen von diesem Dollar als Leitwährung undenkbar wurde, wenn die Amerikaner nicht in der Lage wären, diese Verbindlichkeiten auch wieder zu begleichen. Sie mußten also immer in der Lage sein, für diese Kredite auch Waren und Leistungen zu bieten. Defacto ist das freilich unmöglich. Aber wenn, dann könnte man nur den USA zutrauen, dank ihrer Militärmacht dafür zu sorgen, daß der Dollar immer im Spiel bleiben würde, wertstabil wäre, und überall akzeptiert würde. Es würde sich also nie etwas ändern müssen, und konnte sich nun auch nicht mehr. Gepriesen sei die US-Army.
Die Nationalbanken der Länder all der Unternehmen, die nun global eifrig Waren austauschten, die sie in Dollar fakturierten und bezahlten, regulierten ihre Dollarbestände, die die Unternehmen brauchten oder einnahmen, in einem sogenannten SWIFT-Verfahren. Das heißt, es wurden nur in bestimmten zeitlichen Abständen tatsächlich (sagen wir) Pesos oder D-Mark (oder später Euro), Francs, Renminbi etc. etc. in Dollar konvertiert. All die Geldbewegungen wurden vielmehr in einem fließenden Verfahren gehandhabt, einer eigenen Bankenwelt und Geldebene sozusagen. Ein Land hatte ein (gedachtes) Konto, und sorgte in bestimmten Abständen oder bei bestimmten gravierenden Veränderungen (z. B. wenn sich ein Trend abzubilden begann, daß ein Land immer mehr importierte, aber immer weniger exportierte, also die eigene Wirtschaft an Leistungskraft verlor, warum auch immer) dafür, daß diese Verbindlichkeiten (oder Guthaben) in Dollar gedeckt wurden. Kauften oder verkauften also Dollar.
Zu diesem SWIFT-Verfahren wurden natürlich zuerst nur Länder zugelassen, die eine bestimmte Glaubwürdigkeit und Potenz hatten. Erst mit der Zeit, als diese Kernländer auf immer weniger Absatzmärkte verzichten konnten, wozu es je eigene Abhandlungen zu verfassen gäbe, wurden so gut wie alle Länder der Erde in diese SWIFT-Verfahren eingebunden. Vor allem, weil sie Öl brauchten, diese in der Welt meist gehandelte und allen unbedingt nötige Ware.
Morgen Teil 2) Wir leben in einem Raum der letztendlich das Ganze ist. Wer den Teil schädigt, schädigt sich selbst. Oder wie Herman O. Vitesvyler einst schrieb: Wer Sühne verlangt, muß selbst zu sühnen bereit sein. Und: Rußlands Unternehmen