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Sonntag, 20. März 2022

Gedankensplitter (2005c)

Der Tempel in Jerusalem als Stufe zur Kirche. Die Zerstörung des Geschmacks. Technikgewinn als Verlust der Lebensqualität - Damit hat sich aber gar nicht so sehr eine noch weitergehende Ablösung vom Judentum Christi vollzogen. Das hat sich nie getrennt, Jesus Christus WAR das erfüllte Judentum, ein anderes hat es nie gegeben. (Was sich später so bezeichnete, war eine neu gegründete Religion.) Diese eine und einzig wahre Religion hat sich lediglich VERÄNDERT, weiter in die Geschichte hinein entwickelt, und ausgefaltet, das ist alles.

Und das hat sich im Kirchenbau gezeigt. Der sich von Anfang an auf die Architektur des Jerusalemer Tempels bezogen und diese nachgeahmt hat. Und DORT war der Ort der Opferhandlung IN EINEM EIGENEN RAUM. Ja, hinter idesem war noch einmal ein Raum - das eigentliche Allerheiligste, das nur einmal im Jahr beim Paschafst von einem jährlich wechselnden Priester betreten wurde. Selbst wiederum Symbol der Bundeslade, die sich darin befunden haben soll.

Das wurde im Barock durch die Gestaltung der einen Rückwand - "umschreitbar" durch die beiden Türen, links und rechts - dadurch ausgedrückt, als sich der Tabernakel etabliert hat, wie wir ihn aus vielen Kirchen kennen. Dieser Raum des Allerheiligsten des Jerusalemer Tempels ist nun zum Tabernakel geworden.

Und dieser Raum Gottes ist im Barock mit der Symbolik der Gottesmutter in einer nächsten Dimension der symbolischen Darstellung zusammengeflossen. Als in vielen Kirchen zu findende Darstellung (oft sind es direkt so positionierte Statuen) die die Gottesmutter als über dem Tabernakel sitzend zeigen. Sodaß sich der Tabernakel als die Verlängerung ihres Leibes sehen läßt, dem die vom Heiligen Geist gezeugte Leibesfrucht entsprossen ist - der Erlöser und wahre Gottmensch Jesus Christus.

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Der Opferstein ist der eigentliche Altar. Sowohl ein Grab, das Grab Christi sozusagen war, als auch die Opferstelle. UND die Bundeslade symbolisiert hat. 

Es waren aber auch die Gräber der ersten Christen, als Weiterführung des Grabes Christi, verschlossen durch den Stein die Altarplatte. "Hinabgestiegen in das Reich des Todes" ist der DARAUS dann Auferstandene, so heißt es im Credo. Aus diesen Katakomben haben sich insofern die berühmten Katakomben der Christenverfolgungen gebildet, als es einem normalen Römer (wie uns ja auch) eher gruselig war, und er nicht gerne hinabgestiegen ist. Man hat diese Stellen also auch gemieden. Und den Ahnen lieber Tempel oder Tempelchen gebaut, wo man sie verehrte. 

Nur einmal im Jahr ist man an die wirklichen Gräber gegangen. Dazu hat man Essen und Trinken mitgebracht, das alles man dann gemeinschaftlich verspeist hat. Die Portion des Toten wurde praktischerweise aufs Grab geschüttet. 

Es gibt in der Aenaeis von Vergil diese herrliche Szene, wo sie vor wichtigen Wettkmpfen stehen und am Tag davor zu den Ahnen beten. Und dabei den herrlichsten Wein liter- oder amphorenweise auf ihre Gräber schütten, um sie möglichst gnädig zu stimmen. Wohl eher aber in Laune kommen sollen, um dann die Wettkämpfer DURCH IHREN GEHOBENEN GEIST zu unterstützen. Und was würde den Geist mehr beflügeln als ein kräftiges Räuschlein? 

Mit allem Verweis auf die Kunst des Trinkens. Denn der Alkohol wirkt nur dort und nur dann auch wirklich erhebend, wo er punktuell genossen wird. Also "zu bestimmten Zeiten" und das heißt Anlässen (den die Anlässe schaffen Zeit, nicht umgekehrt! 

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Es ist die Kultur, die die Zeit schafft, nicht die Zeit die Kultur. Dieses heute vorherrschende (technizistische) Mißverständnis ist ebenfalls in der erwähnten Ära des Mittelalters entstanden. Und wurde mit der Einführung der Kirchturmuhren begonnen, die halt die höchsten Gebäude waren, die zur Verfügung standen. Sodaß eine ganze Ortschaft oder Siedlung ihr Leben mehr und mehr TAKTEN weil auf einen künstlichen Rhythmus eines technischen Vorgangs - der Abläufe im Uhrwerk - abstimmen konnte. 

Sehr richtig schreibt auch Siegfried Giedion in seiner großartigen Kritik der Technik darüber. In der er zeigt, wie sehr alle Dinge des Alltags, vom Brot bis zur Kleidung, an Qualität und also das Leben selbst DURCH DIE HERRSCHAFT TECHNIK ÜBER DAS LEBEN an Lebensqualität EINGEBÜSZT hat. (Heute sind ja die meisten der Meinung, es sei umgekehrt. Dazu muß man sich nicht mehr äußern, es ist alles gesagt.) 

Giedion aber schreibt, daß diese scheinbar simpelsten Dinge es waren, die durch ihre Gleichschaltugn der Lebensvorgänge das Leben der Menschen mehr und mehr zu beherrschen und zu verarmen begonnen haben. Und begonnen hat alles mit der stumpfsinnigen Kastration des Zeitbegriffs. Der Mensch konnte sich allmählich Zeit gar icht meht anders vorstellen, als durch Vorrückungen am Ziffernblatt! Das hatte enorme Konsequenzen für die gesamte Art und Weise, wie man mit der Welt umgegangen ist. Weil es die Stellung des Menschen UMGEKEHRT hat.

Womit wir wieder beim Altar  und bei der Liturgie wären, übrigens! Nicht alleine, weil die Richtugn sich geändert hat, wie Klaus Gamber oder D. v. Hildebrandt als URSACHE festhalten möchten. Diese Umkehrung SELBST war bereits eine FOLGE einer viel ursächlicheren, tieferen und NATÜRLICHEN UMKEHRUNG der Stellung des Menschen im Kosmos. 

Ganz konkret wurde der Welt ihre Schwelle zum Jenseits genommen, ja still und leise entwendet. ndem man ihren Ablauf, die Zeit, auf einen weltimmanenten, technischen Vorgang reduziert. Zwar war der Welt dann noch weit, bis sich das zum Durchbruch der Technik im Alltag im 19. Jahrhundert verdichtete, aber wie bei so vielen, wenn iht bei allen Vorgängen in der Welt ist auch diese Vorgangskurve exponentiell verlaufen. Erst  langsam, lange und scheinbar unverändert und geduldig, hat alles dann immer mehr Fahrt aufgenommen, und ist schließlich explodiert. 

Als die verheerenssten Vermassungsvorgänge hat Giedion dann die Einführung (weil Erfindung) der Elektrizität gesehen. Der der Einbau von Wasserleitungsnetzen parallel verlief. Deren Stellung im Nidergang haben ja shcon die Römer bewiesen, als sie von Brunnenversorgung auf Leitungen umgestiegen waren. WEIL es ja so vorteilhaft war ... Ach ja, was an der Technik ist NICHT "vorteilhaft" ... 

Sehen Sie, da haben wir den faulen Zahn. Geht es denn im Leben überhaupt um Steigerung bestimmter Tempi, fälschlich "Effizienz" genannt? Gewinnen wir etwas, wenn wir die Lebensvorgänge BESCHLEUNIGEN können, wie es im 19. Jhd. immer mehr geschehen ist? 

Liegt nicht auch in den Verrichtungen - Anzünden es Lichtfeuers, des Herdes, Zubereitung des Essens über Stunden, Zeiträume für die Besorgung der Lebensmittel - alles LEBENSRÄUME, und keine unnötigen Zeiten und Verrichtungen, wie es dann zu heißen begonnen hat.
Aber schließlich haben wir alles, was unser Leben praktisch ausmacht, auf solche technischen Schienen gestellt, und untereinander in einer Taktung verbunden, die es nicht mehr möglich macht - ohne den Zusammenbruch des Ganzen zu riskieren - irgendwo Tempo und Anschluß und Maschinen selbst herauszunehmen. Wer kann ohne Telephon und Handy noch sein Leben organisieren? Wieviel baut nur noch darauf, DASZ es diese Technik ALLERORTEN und ALLSEITS gibt?

Der Tod des Lebens begann definitiv, schreibt Giedion, als die Eisenbahnen gebaut wurden. Denn nun begannen sich die Kulturen weltweit AUF DIE FAHRPLÄNE abzustimmen. Die Fahrpläne also haben begonnen, das Leben er Menschen zu bestimmen. Die Arbeitszeiten, einfach alles. Nicht mehr die Sonne, nicht mehr die Natur im Jahreslauf.

Dann war das ständig verfügbare, leicht in Sekunden (sic!) bedienbare und "ungefährliche " (weil unbeachtet bleiben sollende) Licht an der Reihe, um da Leben von den Jahreszeiten unabhängig zu machen, der eletrische Strom, die Kalkulierbarkeit der Maschinen, der Verbrennungsvorgänge im Dampf, der Automobile, die "Zeit sparten" (die die Zunahme der techhnischen Verrichtungen, übrigens, locker wieder verbrauchte.

Mit einem einzigen Nachteil, sozusagen: Es gab immer mehr Verrichtungen, die "bedeutungslos" waren, und aus unserem eigentlichen Leben VERSHWUNDEN sind und verschwinden sollte. Was wiederum das Verhältnis zum ausgelösten Ereignis - Licht, Bewegung von Ort zu Ort, usw. - mitgezogen hat. Auch die Orte wurden immer ausnahmsloser und einander befeuernd zu Übergangsorten.

Erst zu "Bahnhöfen", aber noch als eigene, abgeschlossene Welten die NICHT in der normalen Welt waren, die also Zwischenwelten waren. ABER NOCH WELTEN, immerhin. Die dann aber zu den heutigen Haltestellen als pure technische Anschlußstellen an Netze geworden sind, die man (Rolltreppen!) möglichst schnell wieder verlassen sollte.

An denen sich deshalb auch niemand aufhalten will und kann, weil sie kein Lebensraum mehr sind, an dem sich jemand aufhalten will. Wie blutet mir das Herz, Bahnhöfe wie den in Eisenstadt (einer Landeshauptstadt!) oder den von Deutschkreuz zu sehen, wo es nicht einmal mehr ein richtiges Restaurant gibt, das VON DEN REISENDEN EXISTIEREN kann. Ich kenne noch Zeiten, in denen selbst eine Bezirksstadt wie Amstetten deren sogar ZWEI hatte. Dabei war die Zahl der sogenannten Fahrgäste sicher weit niedriger, als heute. Und in Soporon, einer Stadt mit 65.000 Einwohnern, gibt es gar keines mehr. D

Dabei hatte es noch vor fünfzehn Jahren eines mit einem riesigen Gastraum, der sich sogar über die Balustrage hin zog, sodaß man vom Tisch nach unten sehen konnte. Kein Ort konnte zu klein sein, um nicht noch ein Gasthaus an seinem Bahnhof zu haben. Dort stehen heute Glashütten mit elektrischen Türen und Fahrkartenautomaten. In meiner Kindheit hatte der Bahnhof Amstetten drei oder sogar vier FahrkartenSCHALTER, die an Wochentagen allesamt GEÖFFNET waren.

Die architektonische Botschaft ist heute eindeutig. Verlassen Sie so rasch wie möglich wieder das Gebäude, die Hütte. Die sich - alleine über die (also die Lebensrhythmen formenden) verwendeten Materialien, etwa über das Glas - sogar selbst schon weil in Gestaltlosigkeit auflösen. Irgendwann wird deshalb ein Handy genügen. Und ein Flugdach, für die Unentwegtesten, die sogar noch warten wollen. Wie nostalgisch.

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Tektonik der Welt - Das Sakramentenhaus, der sogenannte Tabernakel, ist gar nicht (wie oft gemeint wird) Symbol des leeren Grabes ist. Es war seitlich, und manchmal sogar in einer eigenen (meist winzigen) Kapelle oder modellartigen "Kirche". Das Grab ist der Altar, wie gesagt. Und zu allen Zeiten hat man auch an den Grabstätten der Ahnen GEGESSEN, soweit zum "Tisch" als "Speisetisch". Widerliche Vorstellung, was für Banalisierung: Ich esse an jenem Altar, an dem ich kurz zuvor das Opferlamm geschlachtet habe. Der Tabenakel ist Symbol für etwas andrees: Symbol des Leibes der Mutter Gottes! 

Also DER KIRCHE generell, in deren Leib Christus lebt und anwesend bleibt. Einerseits durch das Zeichen des Brotes und damit "im" Brot 

Aber nicht MAGISCH zu verstehen! wie ein reines Technikum! sondern als Verbindung dessen, worauf es Luther dann aber kurzerhand reduziert hat, den Geist als Bewußtsein. Nein, es ist die Verbindung von Geist UND Materia. Also in hypostatischer Union! Anders kann und darf das nicht vorgestellt werden, sonst ergibt sich - wie auch sonst - ein derartiger Rattenschwanz an Widersprüchen, daß sich die Katholizität in Staub auflöst. Wie alles, was sich aber in seine Atome auflöst, bleibt dann NICHTS. Eigenschaftsloses NICHTS. Kein Quark ist bestimmbar ALS etwas. Es ist reine Potenz, die durch den Geist erst zu ETWAS wird: Zu Materie, zu einem Stoff, der zu einem Ding, 

und so weiter.


Erstellung 13. März 2022 - Ein Beitrag zur