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Sonntag, 13. März 2022

Was aber werden die sich nun denken (3)

Von "Was wird nun in Rußland passieren?" bis zu "Warummen sich die EU-Außenminister so klug verhalten". Samt Antwort auf die Frage, warummen meine +Mutter (r.i.p.) auch hierin richtig lag  - Sicher wird das Land die einen oder anderen Schwierigkeiten - die aber im wesentlichen nur Umständlickeiten sind - wegen diesees Ausschlusse vom SWIFT-Verfahgen haben. Aber möglicherweise viel weniger, als gedacht. Denn wie wir vor fünf Jahren etwa erfahren haben, haben Rußland und China - um nur dieses Beispiel zu nennen - ein eigenes Clearingverfahren (sicher eine Art des SWIFT) eingeführt. Das heißt, daß Rußland und China einander NICHT IN DOLLAR beliefern! Sie werden ihre Preise vielleicht in Beziehung zu Dollarpreisen setzen, aber dazu reicht eine Financial Times-Ausgabe. Hier wird es also zu keinen Verwerfungen kommen, was immer sich der Westen och einfallen läßt.

Wird Rußland sein Erdöl und Erdgas nicht mehr verkaufen können? Also das können wir ausschließen. Es wird vielmehr dazu kommen, daß die Abnehmer russischer Rohstoffe - die ja gar nicht anders können, als es von Rußland zu kaufen, denn Rußland hat rund ein Achtel des gesamten Welthandels, der Förderung ebenso wie des Bedarfs in der Hand. Eine Weltwirtschaft ohne russische Rohstoffe ist also gar nicht möglich, die Weltwirtschaft würde dramatisch ins Stocken geraten. Denn wenn dieses Angebot ausfällt, steigt nicht nur der Preis bei den anderen Lieferanten möglicherwiese dramatisch. Denn so ist ja der Kapitalismus, der nützt immer die Schwäche des anderen. Sondern es geht um die Fähigkeit, zu produzieren, und dazu braucht es Öl, Gas, und so weiter. Man kann es sich kaum ausmalen, denn Öl und Gas stecken in so vielen Produkten, daß die Warenwelt mehr oder weniger völlig verschwinden würde, könnte man nicht mehr über ausreichend Öl verfügen. 

Was aber könnte, ja was wird passieren? Es wird zu neuen Systemen kommen, in dem die Länder mit Rußland bzw. russischen Unternehmen ihren Handel treiben und Zahlungen abwickeln. Was immer den Russen nun genommen wird, wird sich andere Wege bahnen, um dann doch wieder - nur mehr oder weniger anders - abzulaufen. So, wie ein Bach, den man hier aufstaut, sich neue Ersatzbecken sucht, ein Rückstau also nur kurze, ganz sicher aber nicht abslute Wirkung, ja im Gesamten gar keine Wirkung hat. Unter Umständen aber Schäden anrichtet, mit denen noch gar nicht gerechnet werden kann. Weil niemand weiß, wo sich die Wasser letztlich ihren Weg finden werden. Mittel- udn langfristig wird es also überhaupt keine Wirkung haben, was immer wir uns jetzt einfallen lassen. 

Aber es wird ganz sicher dazu kommen, daß sich russische Abnehmer andere Lieferanten, russische Lieferanten andere Abnehmer suchen werden. 
Und es stehen ihnen sogar am Energiesektor mit China und Indien, ja mit dem ganzen Südosten Asiens, gigantische Abnehmer zur Verfügung. Vielleicht erst mal mit gewissen Einbußen beim Preis, aber über kurz oder lang auch das nicht mehr. 

Dafür wird es zu einem neuen Preis- und Versorgungsdruck für andere Lieferanten- und Abnehmerländer kommen. Manche Länder - man denke an Ost-Mitteleuropa, man denke an dei Ukraine selber! - KÖNNEN noch dazu gar nicht anders als von Rußland zu beziehen. Das heißt daß hier der Schaden überhaupt nur einseitig ist, und zwar zur Gänze auf Seiten des Westens. 

Und wohin will Europa seine Halb- und Fertigwaren schicken, wenn Rußland sie nicht mehr abnimmt, sondern sich in China bedient? Wo sollen Märkte mit ähnlichen Bedingungen wie Rußland gefunden, wie aufgebaut werden? Zumalen die USA alles andere als interessiert daran ist, europische Waren überhaupt anzunehmen, sondern alles selbst produzieren will - wir haben das in den letzten fünf Jahren teils dramatisch erlebt. Wo so viele europäische Produzenten wie noch nie in den USA so hohe Fertigungskapazitäten aufgebaut haben, daß ein Betreiben solcher Stätten in Europa teilweise nur noch aus Sentimentalitätsgründen oder gewissen politischen Absprachen - zu denen auch Subventionen gehören, also Geld, das von der einen in die andere Tasche gesteckt wird, aber alle snur nicht produktiv eingesetzt wird - erfolgt.

Und noch etwas würde passieren. Etwas, das vielleicht die allergrößte Katastrophe für den Westen und vor allem die USA wäre. Und das wäre der Vertrauensverlust. Denn mit dem Ausschluß der Russen vom SWIFT-Verfahren wurde eine ungeheure Botschaft vermittelt. Wann immer ein Land etwas tut, was den USA nicht paßt, kann es vom Welthandel ausgeschlossen werden, bzw. können ihm solche Schwierigkeiten zugefügt werden. 

Was werden nun diese Länder tun? Was wird China tun? Was Indien, Pakistan, was Brasilien mit seinem Bolsonaro, und und und? Sie alle werden beginnen, Alternativen aufzubauen. Sie alle werden beginnen, einen globalen Austausch von Waren in einem System OHNE DOLLAR weil ohne USA aufzubauen. Amerika könnte (und ich glaube sogar: wird!) mittelfristig in enorme Probleme kommen. Weil der Dollar als Weltleitwährung auslaufen wird, das ist absehbar. Damit werden die USA ihre gigantischen Schulden zurückzahlen müssen. Geld, mit dem man Kredite tilgt, ist aber dem Wirtschaftsfluß entzogenes Geld! Also müssen sich die USA etwas einfallen lassen, wie sie nun so kreditwürdig werden, DERARTIG MONSTRÖSE KREDITE aufzunehmen. 

Hm. Seltsamerweise steigt mir, während ich dies nun abschließe, ein eigenartiger Gedanke auf. Der Gedanke, daß das die USA dazu ZWINGEN könnte (natürlich indirekt "zwingen"), die ganze oder die halbe Welt ... militärisch zu unterwerfen. 
Um so Handel mit IHREN KOLONIEN zu betreiben, die mit vorgehaltener Pistole ihre Waren mit dem Kolonialherren austauschen. Aber das ist sicher eine Vorstellung, die einer Paranoia zuzuschreiben ist, nicht wahr, werter Leser?

Begnügen wir uns deshalb einmal damit, uns vor Augen geführt zu haben, daß das, was wir jetzt Rußland zufügen, weil wir meinen, Putin (noch dazu! wir meinen Putin, und gar nicht Rußland!) bestrafen zu müssen, etwas tun, das meine Mutter, wenn sie einmal aus pägadogischen Gründen ein Kind schlug (was selten aber doch vorkam), immer so begleitete: Es tue ihr mehr weh, als dem bestraften Kind.

Nur - im Fall der Sanktionen für Rußland (die noch dazu jedes Sinns entbehren, weil sie ihr Ziel, die "Bestrafung Putins", gar nicht erreichen) ist es nicht als Metapher gemeint. Sondern ganz real.

Aber diese Selbstbeschädigung, die mit dem Beschädigen des anderen erfolgt, hat ihren wahren Grund in dem, was ganz zu Anfang dieses Artikels aufgeführt war. Darin, daß nichts nur für sich steht, nie, und unter keinen Umständen. Stattdessen hängt alles so eng zusammen, daß was einem Teil zugefügt ist, auch den anderen zugefügt wird. Daß wer am anderen schlecht oder böse handelt - oder gut- auch an sich böse oder schlecht - oder gut - handelt. Denn wie es dem anderen geht, so geht es auch mir. 

Den das Ich entsteht erst im Du, um wieder einmal an diesen Grundsatz des Menschseins zu erinnern. Das heißt, daß ich mich im anderen nicht einfach wiederspiegele, sondern durch dessen Eigenschaften mehr oder weniger geformt werde. Ist der andere schlecht, werde auch ich es sein oder werden. 

Und das heißt, daß eine Bestrafung Rußlands jedes Sinns entbehrt, wenn dem Bestrafende nicht klar ist, daß er sich damit auch selbst bestraft. Ja, daß er sich damit sogar schwerer bestraft, weil es eine Gesundung durch Strafe nur durch Sühne gibt. Der Bestrafte, der zur Sühne Bestimmte, fehlt aber meinem Lebensraum. Er fehlt damit auch dem Selbstsein und -werden. 

Ob uns das aber klar genug ist? Und - ob es wirklich an uns liegt, Rußland zu bestrafen? Ob es wirklich an uns liegt, und ob wir dazu wirklich in der Lage sind, Täter und Opfer klar zu bestimmen? 

Könnte es nicht außerdem sein, daß wir genau für diese Unterscheidung von der Qualifizierung von Tagen - Krieg! - ausgehen, die der objektiven Wahrheit gar nicht entspricht, indem es zu einem Grundsatz greift, der nicht wahr ist, daß nämlich Krieg "immer schlecht", somit auch die Bestimmung des Übeltäters immer ganz einfach ist: Der, der den ersten Schuß mit dem Gewehr abgibt?

Warummen sich die EU-Außenminister aber ziemlich klug verhalten - Zum Abschluß darf jedoch eine Prise Humor nicht fehlen. Man gönnt sic ja sonst nichts. Wie in Zeitungen zu lesen stand, waren sich Europas Außenminister nun darin einig, DEN ENERGIESEKTOR VON DEN SANKTIONEN GEGEN RUSZLAND AUSZUNEHMEN. 

Welch weise Entscheidung, welch kluges Vorgehen, welch gemessene Sittlichkeit, dieses Gebiet selbstlos vom Boykott auszunehmen. Wäre ich Rußland? Ich würde diesmal dankend verzichten, und den Boykott ausnahmsweise von selbst aufnehmen, gewissermaßen als Selbstgeißelung.

Oder den Preis für Gas, geliefert über die Ukraine, also durch heiß umkämpftes gefährliches Terrain, wegen des nötigen Gefahrenzguschlags - immerhin ist eine ganze Russische Armee notwendig, um die Pipelines zu schützen - verfünf- oder verzehnfachen. Ungarn natürlich ausgenommen. Denn da sitze ja ich. Und ich bin mit Viktor Orban ausnahmsweise einer Meinung. Nämlich der, daß ich nichts sähe, das mich veranlaßte, mich in den Krieg Ukraine - Rußland aktiv einzumischen.


Erstellung 05. März 2022 - Ein Beitrag zur