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Samstag, 12. März 2022

Was aber werden die sich nun denken (2)

Wir leben in einem Raum der letztendlich das Ganze ist. Wer den Teil schädigt, schädigt sich selbst. Oder wie Herman O. Witaschwyler einst schrieb: Wer Sühne verlangt, muß selbst zu sühnen bereit sein. Und: Rußlands Unternehmen - Auch Rußlands Unternehmen (im globalen Handel natürlich sehr stark durch Rohstoffe tätig, allen voran Öl und Gas) waren darin eingebunden. Gazprom lieferte Gas in das in Osteuropa "offene" Pipeline- und Speichernetz (aus dem sich dann auch Deutschland bediente), als Beispiel, und erhielt dafür Dollar. Gleichzeitig bezog Rußland Waren aus Japan oder den USA, und rechnete mit diesen SWIFT-Guthaben global gegen.

Es gab mehrmals Versuche von Ländern, aus diesem Dollar-System auszuscheren. Sie haben es immer teuer bezahlt. Libyens Gadhaffi etwa wurde dafür gepfählt, weil - so die Fama - er immer konkreter an einem zweiten SWIFT-System arbeitete, indem er das Öl seines Landes in ein 'System einspeiste, das letztendlich seinen Wert aus einem dauerhaften Euro- oder sogar "Amerikanische Goldwährung"-Bezug bezog. Daselbe hat der Iran versucht, und auch Saddam Hussein sagte man das für den Irak nach. 

Das hätte für die USA bedeutet, daß es auf Dollar "sitzengeblieben" wäre. Und damit hätte Amerika Dollar zurücknehmen müssen, die von immer mehr Ländern und immer größeren Warenmengen nicht mehr benötigt würden, deren Geldäquivalente nun in anderen Clearingsystemen zirkulierten. Damit aber hätten die USA immer mehr Schulden "decken" müssen! Denn sie hätten zwar Waren liefern müssen, dafür aber kein ZUSÄTZLICHES Geld mehr erhalten. Der Staat als Garant des Systems hätte immer weniger Geld zur Verfügung gehabt, weil er es an Unternehmen abgeben hätte müssen. Das kann eine Katastrophe für einen Staat und dessen Wirtschaft bedeuten. 

Es ist, als würden immer mehr Gläubiger ihr Geld zurückfordern, man selbst also Schulden bezahlen, die man aber nicht bezahlen kann. Denn Tatsache ist, daß die USA diese Schuldgelder natürlich ausgegeben haben. Zwar nicht nur verkonsummiert, sondern "investiert", aber doch eben auch einfach ausgegeben. Für Beamtengehälter, für die Army, für den Gehaltsscheck des Präsidenten, für Spitäler oder für Autobahnbrücken.

Sie hatten (oder hätten) dieses Geld nicht, und würden es immer weniger haben, je mehr die Weltwirtschaft in anderen Währungskreisen Wirtschaft betrieben hätten. Ja, die USA hätte nun sogar selber solche andere SWIFT-Geldanteilsscheine "kaufen" müssen. Vielleicht von Europa, oder einer westafrikanischen Bank, wie Gadhaffi es vorschwebte, und wofür er schon eine Reihe von afrikanischen Ländern (Muslime unter sich, sozusagen) Ländern als Interessenten hatte. Auch Irakudn Iran hatten Euro-Pläne, und haben zuweilen sogar damit gedroht. Sadam Husein ist genau das dann zum Verhängnis geworden, wie manche Gerüchte verlauten lassen. 

Denn über allem wäre Öl, das weltweit sagen wir in Euro gehandelt würde, eine Katastrophe für die USA. Sehr wahrscheinlich würden die USA dann wirtschaftlich (weil finanziell) sogar zusammenbrechen, prinzipiell vergleichbar mit dem Banken- weil Immobilienmarkt-Zusammenbruch (der ja so ein Wertzusammenbruch war) im Jahre 2008, von der Dimension aber unvergleichlich größer. Öl würde außerdem alle die übrigen Waren mitziehen! Auch sie würden nun in Euro abgeglichen werden können, und damit auch so gehandelt werden. Alles hängt wie gesagt zusammen, und eins hängt am anderen.

Wir leben in einem Raum der letztendlich das Ganze ist. Wer Teil schädigt schädigt sich selbst. Wer Sühne verlangt, muß selbst zu sühnen bereit sein - In all den Meldungen über Sanktionen gegen Rußland war auch eine enthalten, in der es hieß, Rußland sei vom SWIFT-Verkehr ausgeschlossen worden. Diesem Thema will ich mich nun mal widmen. Denn es ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich der Westen durch diese Sanktionen nicht nur selbst schädigt, sondern sich sogar in Gefahr begeben hat, daß sein gesamtes Währungs- und Schuldensystem kollabieren könnte. Auf jeden Fall wird meines Erachtens nach vom Bürger unterschätzt, was diese Einzelsanktion bedeutet. Und zwar gar nicht so sehr für Rußland! Nein! Sondern - für die USA, und für dieses gesamte Gefüge des Westens aus USA und EU-Raum. Denn auch das ist ein Gefüge. Das sich verschieben, verlagern wird.

Ich werde das an einem Beispiel illustrieren, das - klein aber fein - zeigt, was gemeint ist. Und wo sich der Schaden, den der vermeintliche Schädiger einem Zu Schädigenden AUFERLEGT HAT, in Wahrheit den Schädiger getroffen hat.

An dieser Stelle möchte ich auf eine tiefe Weisheit verdeuten, die einer meiner Lieblingsdichter, der Schweizer Philosoph und Gottesdeuter Herman O. Vitesvyler (1654-1757) in einer seiner Schriften so zu lesen gibt:
Der Bruch der Harmoney eins teyls (und alls ist ei teil von ebbes) treft stäts das ganz zererst, oach wenns anders aussähe mag. Desshalb ist immer zerst de kerch geschadiget, wenn wer sündigen tet. Desshalb ist immer zerst das verletzet, was alls umschliesset. Deshalb hat der Herre Jesu Christ auch an der ganzen welte geleiden vermocht.
(Ich setze in einer unseren Ohren zugängigeren Übertragung fort:) Wer straft muß sich also dessen gewiß sein, daß die Sühne, die er dem Übeltäter auferlegt, ihn in gleicher, ja ob der größtere Einsicht noch schwerer trifft. Denn der Einsichtigere vermag auch immer den größeren Schmerze zu leiden. Wer nunmehr also zu strafen bereit und dazu sogar im Namen des Ganzen verpflichtet ist, muß dessen gewahr sein, daß er es zuerst ist, der leiden wird. Kein Richter mbaut also seine Gefängnisse nur für andere. 
Das aber muß auch klar machen, daß jeder, der denn straft, es sich gut überlegen sollte, ob sein Grund gerecht und gut ist.  Und ob erbereit ist, FÜR DEN ANDEREN, der übel getan hat, auch MIT zu leiden, oder gar FÜR IHN IN LIEBE ZU SÜHNEN. Was dadurch erleichtert wird als dem Geschädigten (der wir also, als Strafende, dann sind) ohnehin Schmerz auferlegt ist, solange eine Sache nicht gesühnt ist. 
Wenn wir also als sehr Weltganze nun Rußland mit Sühne soll heißen Strafe belegen, wird das Ganze leiden, in dem auch wir stecken, und an dessen Unvollkommenheit wir selbst leiden. 
Wenn aber wir es nicht gerecht tun, dann werden zuerst wir es sein, die leiden. Einmal weil wir dann übel tun, und dann, weil wir sühnen müssen. In der Hoffnung, es gibt einen Strafenden in einem uns übergreifenden Ganzen. Denn das wird auch die Frage sein - ob es ein Übergreifendes gibt, das (/das kleinere, weniger weltganze) Rußland mit uns umfaßt

Die Illustration - Der Zusammenbruch der russischen SBER-Bank in Österreich - von der Dimension her nicht so groß, also vom österreichischen Bankensystem "verkraftbar" (aber wunderschön verheimlicht; keine Zeitung hat darüber ernsthaft berichtet) - hatte nämlich in meinen Augen die Symbolkraft eines Menetekels für die EU, und natürlich die USA, das ist selbstredend. Er zeigt, was speziell uns in Europa durch die "Sanktionen für Rußland" blüht, ohne daß Rußland (wie man so sagt) ein Ohrwaschel rührt.  

Den wir haben ja schon gezeigt, was passiert ist. Der Schaden des Verbots jedweder Geschäftstätigkeit im Lande war völlig AUF SEITEN ÖSTERREICHS. Und den Ausfall anderer Geschäfte wird die SBER-Bank kompensieren können, ich habe da keine Zweifel. Sie wird u. U. viele Kunden ganz einfach mitziehen. Aber dieser Spaß hat bereits kurzfristig den österreichsichen Steuerzahler fast eine Milliarde Euro gekostet - und das nur aus den Sparguthaben! Was sonst noch an Verbindlichkeiten der SBER-Bank ungedeckt blieb, also von der Volkswirtschaft irgendwie "geschluckt werden muß", wissen wir gar nicht. 

Ein Schaden, den wir uns selbst zugefügt haben, weil WIR es waren, die dieser Bank den Schließungsbescheid ausgestellt haben, udn die SBER-Banken-Mutter in Rußland sicher nicht generös das Scheckbuch gezückt hat, um im goodwill-Verfahren Schäden zu decken. 

Wie es zu anderen Zeiten und Bedingungen, etwa wenn die SBER-Bank aus anderen Gründen pleite gegangen wäre und so hohen Schaden verursacht hätte, bei einem guten diplomatischen Gespräch zwischen dem wunderbar charmanten Kanzler Nehammer, der dem russischen Amtsfreund sogar das Fischen mit der Fliege gelernt hatte, und eben diesem Vladimier Putin anläßlich des gemeinsamen Angelausflugs an die Ybbs bei Göstling in Niederösterreich im Namen einer guten Freundschaft ausgehandelt hätte werden können.

Morgen Teil 3) Von "Was wird nun in Rußland passieren?" bis zu "Warummen sich die EU-Außenminister so klug verhalten". Samt der Frage, warum meine Mutter wieder einmal so Recht hatte


Erstellung 05. März 2022 - Ein Beitrag zur