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Samstag, 12. März 2022

Von Verbrechen, die wir begrüßen (1)

Kreuz und quer läßt sich das Argument feiern, daß man Rußland mit Sanktionen belegen müsse - wir reden von Rußland, vom Land Rußland, also von der als Rußland formierten Völkergemeinschaft - UM PUTIN ZU ZWINGEN. Zu zwingen, den Krieg zu beenden, die Krim zurückzugeben, den Donbas zu räumen, Zelensky huckepack zu nehmen und mit einem Lederriemen im Mund als dessen Pferd einmal um den Roten Platz zu laufen, oder was auch immer. 

Die Begründung für diese Maßnahmen wird von allen dabei für gutgeheißen. Trifft man Rußland, trifft man dessen Wirtschaftskraft udn damit die Lebensvollhzüge der Bevölkerung, trifft man auch Putin. Warum? Das ist nicht so klar. Denn es ist bekannt, daß der Effekt völlig ins Gegenteil schlagen kann, zu einer Solidarisierung des Volkes mit der Regierung führt, sodaß die Sanktionen mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar ins Gegenteil umschlagen könnten.  

Ist Rußland und Putin aber überhaupt ein und dasselbe?

Oft wird ja sogar genau das bestritten, zumindest herrscht darüber wenig Einigkeit. Trifft man dadurch, daß das Volk ärmer wird, überhaupt Putin? Und selbst wenn das der Fall wäre, Putin also zukünftig mit einem Roller zur Arbeit fahren muß, oder die U-Bahn benützt, weil es zu nicht mehr reiht, sich durch alte, ausgewaschene Jeans kleidet, Sardinen aus der Dose mit hartem, altem Sägespänebrot zum Abendmahl nimmt, und sich dann in eine einfache Hütte verzieht, um im Schlafsack eingerollt ins Land der Träume segelt - kann so ein Ziel des individuellen Opfers überhaupt rechtfertigen, ein ganzes Land an den Bettelstab zu bringen?

Oder ist Rußlands Armee mit Rußland identisch? (Die von Österreich? Die von Deutschland? Die der Schweiz? Letztere - was ist das Wesen des Unterschieds zu uns?) 

Oder ist es nicht einleuchtend, daß Armee und Volk immer zwei eigen Ding sind. Daß der Soldat immer unter Parametern zu sehen ist, die auf den einfachen Bürger sicher NICHT zutreffen. Daß der Soldat Dinge tun kann, die dem einfachen Bürger (normalerweise, UND wenn die Regierung nicht zum Guerillakrieg aufruft, was IN DER UKRAINE VON DER DORTIGEN REGIERUNG geschehen ist) sogar verboten sind. Ein Verhalten zeigt, das sich von dem im Alltag so gravierend unterscheidet, daß man jemanden, der sich im Alltag wie ein Soldat benehmen würde - etwa beim Kauf von einem Viertelpfund Butter salutiert, und die Bestellung eines Vierterl Wein in der Gaststätte als "Befehl" hinausbrüllt - sogar als verrückt ansieht.

Vielleicht ahnen Sie, werter Leser, welches Thema bereits jetzt hereindrängt. Denn wir haben es in der Frage nach der Ukraine-Krise und dem "Kampf gegen den Krieg" mit einer völlig deckungsgleichen Frage wie im "Kampf gegen die Corona-Pandemie" zu tun, und in der Klima-Weltrettung schon vor der Tür steht.

Es geht um die scharfe Restriktion der Lebenweise eines Volkers oder ganzer Völker, um eine Beschneidung deren alltäglicher Lebensvollzüge bis hin zu einer Folter gleichen Zwängen, UM EIN GROSZES ÜBEL zu bekämpfen. Ein Übel, dessen verursachtes Leid in dieselbe Kategorie gestellt wird, wie die Maßnahmen gegen dieses Übel. 

In allen diesen Fällen werden also die Leiden aus dem Übel (ob es stimmt oder nicht, ist ja ebenfalls ein Streitthema, das mit dem Verweis auf "die eine, alles wissende und in diesem Wissen völlig einige Wissenschaft" oder der "einen, absolut richtigen Moral" als ENTSCHIEDEN gilt) durch Maßnahmen gegen eben jenes Übel mit jenen Maßnahmen gleichgestellt, die dieses Übel direkt bekämpfen.

Ob im Fall der Rußland-Sanktionen oder im Fall der Corona-Pandemie (und wie gesagt droht dasselbe in der Frage nach dem Weltklima) werden also die Leiden der Bevölkerung, deren völlige Niederschlagung der Lebensvorgänge, der Lebensrhythmen, des Alltags, mit dem Leid aus der Corona-Krankheit und den durch Kampfhandlungen verursachte Leiden und Schäden jenen Schäden und Leiden ÜBERgeordnet, die das eigentliche Leiden BEDEUTEN KANN. 

Und jetzt haben wir uns dem Kern des Themas so weit genähert, daß wir seine innerste Kammer betreten. Denn wir stellen nun die Frage, ob in beiden Fällen - Ukraine/Maßnahmen und Corona/Maßnahmen - eine Gleichsetzung von Lebenssphären erfolgt ist, die erstens getrennt zu betrachten sind (und das ist auch der Fall gewesen), und zweitens mit einer Bewertung durchgedacht werden müssen, die die Entscheidung über "Maßnahmen" auf jeden Fall zu Fragen der Anthropologie und der Menschenwürde, ja nach dem Sinn des Lebens selbst führen. Wir sehen nun, daß die Entscheidungen für die Maßnahmen AUF JEDEN FALL politischer und NICHT SACHLICH-DINGLICHER Natur sind. 

Denn werde hat das eine mit dem anderen zu tun, sondern es werden Zusammenhänge HERGESTELLT, die genau darin fraglich sind: OB ES ÜBERHAUPT LEGITIM IST, SOLCHE ZUSAMMENHÄNGE HERZUSTELLEN:

Ob es legitim und nicht ein schwere Verbrechen ist, die Menschen dermaßen zu karniefeln wie es bei uns schon zwei Jahre und mehr der Fall ist, UM CORONA ZU BEKÄMPFE, und ob es legitim ist, EIN VOLK SCHWERSTENS ZU BEDRÜCKEN, und dessen Leben (das wird ja sogar angestrebt!) 

Wie ernst das Thema ist zeigt sich aus Fällen, die noch gar nicht lange zurückliegen, also wohl auch Ihnen, werter Leser, noch frisch im Gedächtnis sind. Man nehme etwa den Fall von Serbien Anfang der 1990er Jahre. Wo die NATO ein Land in Schutt und ASche bombardiert hat, zehntausende Leben genommen hat - ZIVILE LEBEN, nicht einmal Soldaten, denn die Armee hat man gar nicht bekämpft! - UM MILOSEVIC ZU STÜRZEN. Die Frage, ob DAS gelungen ist, ist dabei vollkommen irrelevant. 
Genau so wie im Fall des Irak. Den man viele Jahre mit schwersten Embargos belegt hat, die nachweislich EINE MILLION MENSCHEN - darunter gut die Hälfte Kinder, darunter sehr viele Ältere und Alte, und darunter vor allem viele viele Kranke - das Leben gekostet haben, und die das Land an den Rand eines Lebens in der Steinzeit gebracht hat, WEIL MIT DIESEM EMBARGO AUCH DIE MEDIZINISCHE VERSORGUNG IM GANZEN LAND ZUSAMMENGEBROCHEN IST.

Nichts anders will man nun offenbar über die Völker der Rus verhängen. Offenbar will man 150 Millionen Menschen das alltägliche Leben nehmen, viele und viele an den Rand (und darüber hinweg) der ärmsten und bittersten Lebensführung bringen, viele viele Kinder, Kranke und Alte so schwächen, daß sie sterben. UM PUTIN ZU STÜRZEN. UM DEN UKRAINE KRIEG ZU BEENDEN (das heißt: Den Angriff der Russen zu stoppen, und diese zu zwingen, aus dem Land zu gehen.)

Morgen weiter, morgen noch drängender: Warum der Krieg das Leben der Völker nicht änderte. Und wann. Und wann er auf jeden Fall zum Verbrechen wird. Und warum wir schon zwanghaft mit Kanonen auf Spatzen schießen, und lieber in Ruinen leben, als in blühenden Landschaften.


Erstellung 03. März 2022 - Ein Beitrag zur