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Freitag, 26. Oktober 2012

Edgar Selge lügt ...

aus 2007) In einem Radiointerview erzählte der Schauspieler Edgar Selge, daß er immer unter einem enormen Glaubwürdigkeitsproblem zu leiten gehabt habe. Man nahm ihm nichts ab. Also hat er umgestellt - und akzeptiert sie, sieht sie (unausgesprochen) als seinem Beruf zugehörig.

Den er bemerkenswert beschreibt: Der Schauspieler, meint er, sei jemand, dem es an "allem" fehle. Er leitet das aus der Frage des Moderators ab, ob jemand wie er, der in bestimmten Gegenstände in der Schule ja gar nicht gut gewesen sei, dann als Nachhilfelehrer arbeite könne (wie Selge es getan hatte.) Selge meinte, daß das gerade dann gut möglich sei. Er habe oft dann die Erfahrung gemacht, daß jemand, der etwas nicht könne, umso besser darin sei, genau das zu lehren (oder zu kritisieren)

Man muß das wohl etwas genauer ausführen, und möglicherweise hat Selge es auch so gemeint wie ich es sehe. Daß ein wichtiger Aspekt der künstlerischen Tätigkeit aus der Unfähigkeit entstammt, in der Welt als man selbst eine Rolle zu spielen. Insbesonders bei Schauspielern zeigt sich dieser Mangel an eigener Figur oft deutlich, die nur die geliehenen Identitäten der Figuren besitzen, die sie spielen.

Zu kurz greift der Gedanke dann, wenn man nicht zwischen Narzißmus, Eitelkeit und dem unterscheidet, das ich mit "Wollenslosigkeit" bezeichne. Das pathologische Bild der Persönlichkeitsschwäche, der Willensschwäche, die aus dem Willen entsteht, allen alles zu sein, um damit allen Erwartungen entsprechend geliebt zu werden, sieht dieser Ich-Losigkeit täuschend ähnlich, ist aber das völlige Gegenteil. Das Ideal des Schauspiels ist erst in dem Maß erreichbar, als völliges Staunen eingesetzt hat zu beobachten, was man den anderen denn sei.


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