aus 2007) Tagebucheintragung Henry Sanson, Henker von Paris, 18. Prairial 1794:
"Die Tage folgen und gleichen einander. Wer da meinen sollte, daß man sich an das Blutvergießen gewöhnen könne, der irrt. Ich rede nicht einmal von mir, sondern nur von meinen Gehilfen, die ich, seit man uns ganze Karrenladungen von Männern und Frauen überantwortet, ständig beobachte. Zwei meiner Knechte sind seit zwölf Jahren bei mir, vier sind ehemalige Fleischer, und zwei der restlichen wären nicht einmal den Strick wert, an dem man sie hängen wollte. Trotzdem ist nicht einer unter ihnen, der bei unserer Arbeit unberührt bliebe.
Die Menge merkt davon nichts, aber ich erkenne, daß ihnen das Herz klopft und ihre Beine zittern. Ist dann alles vorbei und liegen auf dem Schafott nur noch Leichname, so sehen sie einander erstaunt und wie fragend an. Vielleicht legen sie sich über ihr Tun keine Rechenschaft ab, doch auch die Redseligsten unter ihnen sind verstummt. Erst nachdem sie Branntwein getrunken haben, gewinnen sie ihre Sicherheit zurück."
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