Dieses Blog durchsuchen

Montag, 8. Oktober 2012

Nationalsozialismus I

aus 2007) Der Nationalsozialismus hat es in seinen Vertretern, die die Bewegung selbst lediglich gebrauchten (so wie es jede Bewegung in ihren Führern erleidet), geschickt verstanden, all jene Kräfte aufzugreifen, die aus der Katastrophe Europas heraus, dem 1. Weltkrieg, das Abendland noch einmal aufbauen wollten. Was nahezu ausschließlich Rekonstruktionscharakter hatte, was eine contradictio in adjectio für eine Kultur, also scheitern mußte. Weil das Gut nicht den Charakter einer Ideologie annehmen kann, wie es der Faschismus europaweit und fast verzweifelt versuchte. Der Nationalsozialismus hat somit auch den Faschismus lediglich benützt, ging mit ihm eine nützliche Allianz ein.

So war er wirklich zunehmend Emanation des Bösen, der Vernichtung, weil damit sämtliche Substanz des Abendlandes mit in Verruf geriet, nach dem Kriege mit entsorgt wurde. Zugleich hat er also die Identifikation europäischer Kultursubstanz mit ihm selbst erreicht. Unterstützt vom Kommunismus, der den Faschismus (und die Reaktion) - der anfänglich keineswegs ein Naheverhältnis zum Nationalsozialismus hatte, dessen weltanschauliche Grundlagen diametral dem Faschismus gegenüberstehen - als seinen eigentlichen politischen Feind im selben Ressentimentfach hielt.

So sind auch Aussagen verständlich, die darauf abzielen, daß "nicht alles im Nationalsozialismus schlecht" gewesen wäre. Und zu bedauern, weil hier dieselbe Identifikationsfalle vorliegt. Eine Falle, die kaum noch zu verlassen ist, ein Netz, aus dem sich die Substanz politisch kaum noch befreien kann, geht sie nicht das Risiko ein, tatsächlich vergangene Gespenster zu wecken.

Auf der Grundlage einer Zerstörung unserer Kultur richtete also der N. das Banner deren Wiedererrichtung, der Bewahrung auf. Diese Metaziel, das doch so diffus war, und das er doch zu erklären, zu begründen vorgab, wurde alles untergeordnet. In seinem Namen wurde das "Gute" auch durch "Schlechtes" zu erreichen vorgegeben.

Die heutige Gefahr heißt nicht nominell "Nationalsozialismus" - wer wäre so dumm, diesen furchtbaren Fehler der Öffentlichkeitsarbeit zu begehen? Die innere Struktur einer Weltanschauung, auf der Grundlage eines solchen Metazieles, das alles andere rechtfertigt, das Leben zu gestalten, ist der eigentliche Feind. Dazu gehört vor allem auch das emotional (mit nachzuschiebenden Vernunftargumenten) zu schaffende Faktum, daß sich alle in einer möglichst sogar die ganze Welt, den Erdball, ja den Kosmos umfassenden Notlage wähnen, die "geringere Übel" akzeptiert.

Längst sind solche Werte aufgerichtet, die Schlagworte bestehen längst: Feminismus ("positive Diskriminierung"), Menschenrechte ("Recht auf Abtreibung", "Antidiskriminierungsgetze"), Gewalt im Namen der Gewaltlosigkeit, Rohstoffknappheit (bis heute ist das in den 70ern gemalte Schreckensbild nicht eingetroffen, sieht man vom "höheren Wert" ab, der Sicherung der Resourchen), Terrorismus (Abschaffung der Freiheit) und nun vielleicht das ultimative, weltumspannende Ziel: von uns verursachte, aber natürlich beeinflußbare Klimakatastrophe, das unsere gesamten Lebensumstände betrifft und längst alle Grenzen zur Irrationalität überschritten hat.

Allen ist gemein, daß sie sich bestimmter wahrnehmbarer Probleme annehmen, sie sehr rasch vereinnahmen.

Das, was einer Kultur, die sich so nennen darf, also immanent ist, löst sich bei deren Auflösung - die immer als eine Auflösung der äußeren Form beginnt, an ihrem Kopf, ihrer Haut - als "Verwesungsgeruch" ab. Was aus Haltungen entstand, die sich verflüchtigen, wird für sich gestellt, phänomenologisiert, und vorgeblich durch Verhalten erreichbar gemacht. Das "Sündenbockdasein" ist dafür lebensnotwendig, die genaue Definition des Gegners, sonst ist Glaubwüdigkeit nicht zu erreichen.

Aus diesem Grund hinkt übrigens Substanz politisch immer dem Aktuellen hinterdrein, ja geht anfänglich gerne Allianzen ein.

Nichts anderes passierte im Nationalsozialismus.


***