aus 2008) Einer der markantesten Züge gelungener Propaganda ist die Schaffung von Schlagworten, noch mehr aber von Mythen, mit denen eine Politik, eine Zeit, eine Gruppierung, Menschen, Führergestalten identifiziert werden. Einer der hartnäckigsten Mythen, wo die Propaganda der Nationalsozialisten - ihr auch von ihnen, ja von der ganzen damaligen Zeit so verstandenes modernes Machtmittel der Politik (und hat es sich heute verändert?) - ein "historisches Faktum" schuf, das sich bis in die Gegenwart hält, lautet: Wenigstens habe Hitler die Autobahnen gebaut, und die Arbeitslosen von der Straße geholt.
Tatsache ist, daß es schon 8-10 Jahre vor Hitler deutschlandweit zu Planungen von Autobahnen kam. Sonst wäre die Inangriffnahme niemals so rasch möglich gewesen. Aber man zögerte, mit Schulden Investitionen in die Infrastruktur durchzuführen. Aufgrund der Währungskrise zuerst, sowie der Weltwirtschaftskrise später kam es nur zu ersten zaghaften Baubeginnen, z. B. in Rheinland-Pfalz. Gegen 1932 war aber längst die allgemeine Auffassung, der Krise nur mit solchen staatlichen "Konjunkturmaßnahmen" beizukommen. In Deutschland nicht anders, als in den USA.
Hitler's Erfolge litten zudem auffällig - auch in Zeiten des Aufstiegs der Partei - in dem Moment, wo den salbungsvollen Worten und Versprechungen nicht sofort Taten folgten. Aber das ist ein Gesetz der Propagandafundierung einer Politik. Er wußte deshalb, daß er immer unter Druck war, und achtete fast hysterisch auf Stimmungsumschwünge. Der letzte, Ende 1932, machte ihm besondere Sorge: erstmals hatte die NSDAP bei Wahlen keine Stimmen dazugewonnen, ja sogar verloren. "Keine Zeit" zu haben war, so schreibt u. a. J. C. Fest, einer seiner auffälligsten Charakterzüge, er fühlte sich immer unter Zeitdruck.
Sobald er am 30. Jänner 1933 an die Macht kam, und sich nach und nach und geschickt die absolute persönliche Macht (übrigens: auch in völliger Desorganisation der Kompetenzen; ein nächster Mythos: der von der Wohlorganisiertheit der "Teutschen") erwarteten die Menschen deshalb, daß sich nun rasch etwas ändern mußte.
Hitler's Erfolge litten zudem auffällig - auch in Zeiten des Aufstiegs der Partei - in dem Moment, wo den salbungsvollen Worten und Versprechungen nicht sofort Taten folgten. Aber das ist ein Gesetz der Propagandafundierung einer Politik. Er wußte deshalb, daß er immer unter Druck war, und achtete fast hysterisch auf Stimmungsumschwünge. Der letzte, Ende 1932, machte ihm besondere Sorge: erstmals hatte die NSDAP bei Wahlen keine Stimmen dazugewonnen, ja sogar verloren. "Keine Zeit" zu haben war, so schreibt u. a. J. C. Fest, einer seiner auffälligsten Charakterzüge, er fühlte sich immer unter Zeitdruck.
Sobald er am 30. Jänner 1933 an die Macht kam, und sich nach und nach und geschickt die absolute persönliche Macht (übrigens: auch in völliger Desorganisation der Kompetenzen; ein nächster Mythos: der von der Wohlorganisiertheit der "Teutschen") erwarteten die Menschen deshalb, daß sich nun rasch etwas ändern mußte.
Also wurden mit größter Eile Massenbeschäftigungsmaßnahmen in die Wege geleitet, u.a. mit der Organisation "Toth". Darunter die Aufnahme des Baus des Autobahnnetzes. Das längst geplant in den Schubladen lag. Das aber sah jeder, das merkte jeder. Und tatsächlich waren binnen eines Jahres eines der größten Probleme gelöst: Plötzlich bekam jeder Arbeit, der allgemeine Wohlstand stieg, alle glaubten wieder an die Zukunft.
Es wurde möglich, weil die Volkswirtschaftslehre unter dem Eindruck der hartnäckigen Weltwirtschaftskrise mehr und mehr dem "deficit spending" (Keynes) Vorzug vor dem strikten Konsolidierungskurs der Währungssysteme gab. Wenn man so will: Das geplante Schuldenmachen, um einer Volkswirtschaft "Initialzündungen" zu geben, begann, als man die Wirtschaft eines Landes als zweckorientierte Maschinerie umzudeuten begann. Nur so war die absichtsvolle Budgetpolitik des Landes überhaupt erst darstellbar, nur so konnte die Politik vollenden, was sie versprochen hatte: Durch Vorwegnahme der Zukunft beseitigen gegenwärtiger Probleme. Mit dem (langfristigen) Ergebnis einer Zentralplanungswirtschaft.
Aber Kredite aus dem Ausland aufzutreiben war nahezu unmöglich. Hjalmar Schacht, Hitler's Finanzminister, hatte also die "geniale" Idee von staatlich garantierten Wechseln, mit fünfjähriger Laufzeit. So konnte der Geldumlauf über den Weg eines eingeführten dritten Geldkreislaufs um fast ein Viertel erhöht werden, ohne daß die Notenpressen heißlaufen mußten. Kurzfristig gaben die Maßnahmen Hitler sogar recht: Die deutsche Wirtschaft "sprang an", die Konjunktur schoß binnen weniger Jahre wieder auf ihr Niveau vor der Weltwirtschaftskrise, und höher. (Es wurden aber insgesamt ohnehin nur etwa ein Drittel dieser Wechsel je zur Diskontierung eingereicht. Es roch nach "Landesverrat", dies zu tun.) Niemand stellte Fragen, warum.
Die Konjunktur sprang übrigens auch nicht einfach an, weil Hitler "die Rüstung hochkurbelte", wie es vielfach heißt. Man glaubte im Deutschland der 1930er Jahre einfach wieder an eine Zukunft, investierte und konsumierte mehr: nach den Bedrückungen der letzten zwei Jahrzehnte war man ausgehungert nach Lebensfreude, hinterfragte nicht gerne, was nun so angenehm schien. Sogar nach außen galt man wieder etwas, die Welt bestaunte das aufstrebende Deutschland. Niemand wollte wirklich die Zusammenhänge sehen.
Noch bis 1939 hatten die (erst ab 1938 sprunghaft steigenden) Rüstungsausgaben bei weitem nicht das Niveau der übrigen wohlstandsfördernden Staatsausgaben. Hitler schuf einen Sozialstaat modernster Prägung. Wer zur Volksgemeinschaft gehörte, profitierte davon. Eine der Spezialideen Hitlers, die er gerne zum Ausweis seiner "Genialität" heranzog: Es war der Schrecken und die Volksstimmung im 1. Weltkrieg, die Hungersnöte, denen er die Schuld am Zusammenbruch und dem revolutionären Potential von 1918 gab. Bis 1943 weigerte sich Hitler deshalb, eine "Kriegswirtschaft" wie im ersten Weltkrieg, den totalen Krieg einzuführen. Was nichts daran änderte, daß die deutsche Volkswirtschaft längst zentral gesteuert und gelenkt wurde, es nur noch Scheinunternehmertum, vor allem in der Industrie, gab: man garantierte den Unternehmen einfach einen bestimmten Gewinn. Dafür wurde die Freiheit des Wirtschaftens gar nicht immer ungern aufgegeben. Erst nur "kriegswichtige" Güter betreffend, weitete sich das System sehr bald aus. Alles war letztlich wichtig.
Noch bis 1939 hatten die (erst ab 1938 sprunghaft steigenden) Rüstungsausgaben bei weitem nicht das Niveau der übrigen wohlstandsfördernden Staatsausgaben. Hitler schuf einen Sozialstaat modernster Prägung. Wer zur Volksgemeinschaft gehörte, profitierte davon. Eine der Spezialideen Hitlers, die er gerne zum Ausweis seiner "Genialität" heranzog: Es war der Schrecken und die Volksstimmung im 1. Weltkrieg, die Hungersnöte, denen er die Schuld am Zusammenbruch und dem revolutionären Potential von 1918 gab. Bis 1943 weigerte sich Hitler deshalb, eine "Kriegswirtschaft" wie im ersten Weltkrieg, den totalen Krieg einzuführen. Was nichts daran änderte, daß die deutsche Volkswirtschaft längst zentral gesteuert und gelenkt wurde, es nur noch Scheinunternehmertum, vor allem in der Industrie, gab: man garantierte den Unternehmen einfach einen bestimmten Gewinn. Dafür wurde die Freiheit des Wirtschaftens gar nicht immer ungern aufgegeben. Erst nur "kriegswichtige" Güter betreffend, weitete sich das System sehr bald aus. Alles war letztlich wichtig.
Hitler wußte (was durch viele Äußerungen belegt ist), daß man nicht gegen sein Volk herrschen kann. Er wollte deshalb, daß es den Leuten "gut ging" - an ihrem Wohlstand, ihrem Wohlgefühl sollten sie ihn einschätzen. Deshalb war die Einbeziehung des gesamten Volkes so wesentlich, niemand durfte die Stimmung trüben - was ja fast das Einzige am Nationalsozialismus ist, was man diesem "programmatisch" auslegen könnte. Seine Ideen sonst blieben immer sehr vage, wechselten, widersprachen sich, jeder interpretierte seinen eigenen Nationalsozialismus (was bis heute anhält), er blieb eine Aneinanderreihung von Schlagworten. Und ... Mythen.
Und hat er damit nicht recht behalten? Bis zum heutigen Tage wird Nationalsozialismus und Wohlstand, ja Wirtschaftswunder gleichgesetzt. Sogar die Autobahnen. Aber das deficit spending Hitlers war nicht mehr als der rücksichtslos durchgesetzte Versuch, die Volkswirtschaft des Landes technisch-rationalistisch zu beherrschen um sie politisch instrumentalisieren zu können. Auch darin war er aber nur modern.
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