aus 2007) Malraux schreibt: Ingres verlangte von seinen Schülern, daß sie die Elemente idealer Schönheit isoliert zeichnen sollten. Und er meinte, daß das Talent darin bestehe, sie harmonisch zusammenzufügen. Wie ein vollkommener Körper ohne Arme die Vorstellung eines vollkommenen Armes hervorrufe, den man sich selbst nicht vorzustellen brauche. Filter für die Welt sei zuerst die Idee (der klassischen Schönheit), dann der Zustand des Werkes. "Der Künstler betrachtet die Welt durch die Lücke, welche die unvollendete Partie seines Zusammensetzspiels offen läßt. Doch seitdem an die Stelle klassischer Schönheit ein beliebiger anderer Wert getreten ist, sieht der Künstler immer nur duch diese Lücke."
Aber er wähle nicht zufällig. Delacroix meinte, daß die Natur ein Wörterbuch sei, mit Wörtern aber, die eine eigene Syntax besäßen, die nicht die Syntax der Kunst sei. Es sei Aufgabe des Künstlers, daraus Entlehnungen zu machen - um so die Welt (seinem inneren Gesetz nach) zu ordnen, dem Chaos zu entreißen - im schöpferischen Prozeß.
Der buddhistische Künstler (siehe z. B. Gandhara) entdeckte, daß die Figur Sammlung gewann, wenn er die Lider der Augen schloß. Er hat diesen Ausdruckswert jedoch nur gefunden, weil er innerhalb des lebendigen Formenkreises nach Möglichkeiten suchte, das griechische Antlitz (das Vorbild) zu verwandeln. "Er betrachtet das Schauspiel des Lebens wie einer, der den Schlüssel verloren hat und nun rundherum nach einem Instrument sucht, die Tür aufzubrechen. ... Die Welt ist nichts anderes als die weiteste dem Künstler an die Hand gegebene Möglichkeit zur Verwandlung seiner Kunst."
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