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Sonntag, 28. Oktober 2012

Schöpfung als Opfer

Das Opfer ist die reinste Form der Liebe, und diese Liebe ist überhaupt das, was die Schöpfung im Sein hält. Nur die Liebe macht wirklich. Sie treibt die reinen Urbilder in ihre Abbildhaftigkeit des Seienden. Die Schöpfung ist also Opfer, das nur einen Nutznießer kennt: den Menschen. Macht Euch die Erde untertan.

Alles hängt also am Opfer. Gott opfert sich selbst, indem er sich selbst (in der Person Jesu, in der Schöpfung) opfert. Denn der wahre König ist der, der kein Lob des anderen braucht, der sich selbst in seiner Glorie darstellt: der die Welt als Schmuck trägt, als Krone.

Im Blickpunkt der Religionen steht gar nicht Gott, der ewig Unerkennbare, der nie Ausschöpfbare, als Sein selbst alles Umfassende, alles Seiende (das im Maß seines Seiendseins an diesem Sein teilhat) als Analogie (Ähnlichkeit) herausstellend. Denn alles hängt an ihm, geht von ihm aus, im Heiligen Geist, dem Geist der Liebe.

So, wie alles in der Natur sich selbst hingeben muß, sterben muß, um Raum für das Leben zu schaffen. Da sich kein Lebewesen selbst geben kann, ist das Geheimnis der Präsenz des Lebens das Selbstopfer. Keine tote Materie erwacht aus sich zum Leben. Es muß das Leben empfangen, indem es zuvor stirbt.

Gnadenbild Sonntagberg (NÖ)
Es ist das Opfer, als eben jene Darstellung des Aktes der reinen Liebe, und DARIN Darstellung Gottes unter den Menschen. Keine Religion, die deshalb nicht am Opfer ansetzt, von diesem Wissen und Ahnen ausgeht. In ihm wird die Erde dem Zweck, allem Schacher entrissen, in ihm ist das Leben auf Erden quasi "eingeladen" und präsent.*

Weil die Schöpfung im Menschen vollendet ist, in ihm alle Form enthalten ist, ist Jesus Christus Zentral- und Angelpunkt des Geschöpflichen, in seinem Selbstopfer als Opfer an den Vater (im Atem des Heiligen Geistes). Er schmückt sich als König selbst mit seinem Diadem.

In ihm ist der Kosmos in das Göttliche Leben hineingenommen, in ihm nimmt sie daran teil, indem sie seiner Liebe und damit dem Leben Raum gibt. Und in diesem Erkennen gewinnt das Kreuz seine zentrale Bedeutung, deshalb ist es das Zeichen, das zeigt, was hinter allem steckt, von dem alles ausgeht, zu dem alles hinstrebt. Denn in dieser Liebe ist die ewige, alles übersteigende Freude des Lebens selbst.

Im OPFER ist Gott gegenwärtig, der die Liebe ist. Der Mensch, der opfert, schließt also den Kreis, und trägt Gott das Opfer zurück. Denn die Schöpfung ist das Opfer Gottes für den Menschen, in der reinen Liebe. Aber der Mensch macht in dieser Opferbereitschaft, in dieser Liebe Gott selbst das Geschenk „zurück“, berufen zur Teilhabe (er kann sie sich also nicht selbst geben!) an der Königswürde der Sohnschaft Gottes. Sodaß die Schöpfung an allen Enden erfüllt wird von der reinen Liebe, der Kosmos** ein einziges Opfergefäß ist, mit der Erde als Altar, der auf seinen Säulen ruht.





*Ausgangspunkt des prometheischen Betrugs ist ja die heimliche Selbstnutzung des Opfers, das ihm seine Heiligkeit, seine Lebensstiftung nimmt, und den Menschen sich selbst vergotten läßt, in der Geste des Gottes. (Das "eritis sicut Deus" der Erzählung der Genesis, dem Ursündenfall.) Weshalb Prometheus für die menschliche Hybris steht, die Opfergaben nicht zu empfangen, sondern selbst der Erde zu entreißen, sich selbst das Opfer zu bringen. Was das Wesen der Sünde exakt beschreibt: als Aneignung, als Fragmentierung des Naturganzen. In Folge, in der Versuchung an das Weib - Pandora, so der Mythos, in deren Hände Zeus als Rache das Übel der Welt gestellt hatte, verpackt in die "Büchse", rast, weil Pandora nicht widerstehen konnte und den Deckel der Büchse hob, Leid und Übel über die Erde. Nur die Hoffnung blieb.

**Kosmos heißt nicht nur "Ordnung" und "Weltall", sondern seit jeher wird es auch in der Bedeutung für auszeichnenden "Schmuck" verwendet.



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