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Montag, 29. Oktober 2012

Kapitalismus

Das Bild zeigt eine amerikanische Familie in der Zeit der großen Depression in den USA in den 1930er Jahren, die von Südtexas aus aufgebrochen ist, um nach Arkansas zu wandern, in der Hoffnung, auf den dortigen Baumwollfeldern Arbeit zu finden.

Die Wirtschaft als in Geldproduktion abstrahierter Mechanismus, den zu bedienen die Menschen jeden Anspruch auf Erfüllung in der Arbeit, damit auf Selbstwerdung, aufgeben müssen - das ist das Wesen der Technisierung der Welt. Wenn also auch bei uns immer noch geklagt wird, daß die Menschen "zu wenig flexibel" seien, so steht genau diese Forderung dahinter: Sich um eines an nichts als an Kapitalvermehrung orientierten Funktionierens aufzugeben, ja genau das wollen zu sollen. Das Individuum wird unbedeutend, gebraucht wird nur die Erledigung von Einzelvorgängen. Produktion wird nicht mehr durch Bedarf definiert, sondern umgelegt in theoretisch unbegrenzte Kapitalvermehrung. Sie ist nicht mehr die individuelle Antwort auf einen herangetragenen Bedarf, der innerhalb subjektiver Bezüge steht - sodaß Arbeit die Erfüllung eines Weltauftrags wird, innerhalb eines Geflechts persönlicher Beziehungen. Lebendige Bezüge zur Welt werden hingegen zum lästigen Anhängsel, der Mensch möglichst beziehungsloser Teil objektivierter Vorgänge, ortsloser Nomade, unter Androhung des Todes durch Verhungern.

Wäre da nicht der Massenmensch selbst, der seine Imperative einem objektivierten Lebensbild entnimmt, das ihm als Erfüllung eines in Teilfunktionen aufgelösen Lebensglücks vorschwebt, sodaß er in diese Entfremdung bereitwillig einstimmt. Abgestumpft, ja apathisch gegen die Grunderfahrung, daß er sich in seiner Arbeit verwirklicht, nur damit wirklicher Wert geschaffen wird, eingesogen und verwandelt von Ablaufanfordernissen, die ihn in immer rascherem Tempo von sich forttragen, blind gegen seine wirklichen, je subjektiven, je moment- und damit bodenbezogenen Lebensgeflechte und den daraus erwachsenden Anforderungen an ihn persönlich. 

In der wahnhaften Hoffnung, dieses in funktionale Teilbedürfnisse abstrahierte Glück seinem eigenen Leben stückweise zu entreißen, es außerhalb seiner elementarsten, ganzheitlichen Lebensantwort zu sehen. Sodaß er nicht merkt, daß er selbst es ist, der diese Maschinerie mit antreibt, ja gar fordert. Und damit einer schrecklichen Illusion hinterherjagt. In der sich Wert und Glück auf Geldmenge umgebrochen hat, als einziges Parameter des Glücks. Das ist der Boden, auf dem Amerika und mittlerweile die ganze Welt steht. Der Produktion des Abstraktionsmittels, Geld, dem wahren Gott, wird alles untergeordnet, die Natur der Welt kann nur noch stören, wo sie sich dieser Logik sperrt. Nicht nur bei den Aktionären.


Gefunden bei shorpy.com via Glaserei




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