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Dienstag, 13. Februar 2018

Ausdruck einer Volksseele

Wie so viele standen sie an der untersten Sprosse der sozialen Leiter - die Schiffstreidler. Männer, die nichts sonst hatten als ihre Körpermasse und -kraft. Und sie zogen die Donau die Schiffe gegen die Strömung wieder hinauf. Noch heute gibt es die "Treppelwege", überall. Auch an der Wolga. 

Nirgendwo aber gibt es ein Lied, das dieses Lebensschicksal, das immerhin ein Überleben ermöglichte, so in seiner Tragik darstellte als in Rußland. In "Ej uch njem", und in dem berühmten Gemälde von Ilja Repin "Die Wolgatreidler". Eine Volksseele spricht sich da aus. Eine Seele, die nicht jammert, die das Leben sieht wie es eben ist, und deshalb weiß, daß sie auch in aller Letztstufigkeit noch alle Möglichkeiten des Menschen besitzt, auch die zum Bösen, wie es Dostojewskij so großartig erfaßt hatte: Die Welt ein vallis lacrimosa. Für jeden. Für alle. Dem nur noch der pausenlose Ruf der Kirche nach Erbarmen entspricht. Gospodin, pomiluij nas! Ein Leben aber, das abends dennoch gefeiert wird.


Ilja Repin: Die Wolgatreidler




Detail bis ins Letzte. Eine Linie. Parallel entstand der große russische Roman, der jede Figur bis in den letzten Seelenwinkel zeichnet. Denn die Welt ist im Großen erst, weil sie sich aus den kleinsten Charakteren zusammensetzt. In ihnen wirkt das Große, nichts vermag auf das Kleine zu verzichten, sonst wäre es nicht.


Ilja Repin: Detail aus "Die Wolgatreidler"









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