Es reicht im Grunde schon, wenn die Menschen aufhören, sich etwas vorzulügen. Sondern genau hinhören, was sie sagen (und damit denken), und sich fragen, ob sie das wirklich glauben. Wenn sie aufhören all die Floskeln wiederzukäuen, die heute durch die Landschaft fliegen. Wenn sie endlich beginnen, ernsthaft über das nachzudenken, was sie da so vor sich her sagen. Sich zu prüfen, ob es mit ihrer Wahrnehmung wirklich übereinstimmt.
Um zu entdecken, daß es sehr wohl eine Wahrheit gibt, und daß sie - auch sie, ja gerade sie - sich ständig darauf beziehen, daß also diese für uns irgendwie erkennbar und zumindest in Näherungen erreichbar ist. Und um auf diesem Weg der Selbstprüfung zu sehen, daß die Welt keineswegs irrational ist, sondern daß diese behauptete Irrationalität nur eine Ausrede dafür ist, daß man in Wahrheit an einem Verhalten festhalten möchte, das der Vernunft widerspricht.
Zwar kann sich niemand einbilden, die Wahrheit vollständig erfaßt zu haben, sie ist unendlich weiter und größer als der Mensch. Aber sehr wohl ist eine Aussage insofern wahrer als eine andere, als sie sich stärker an dieser Wahrheit orientiert, und damit an ihr teilhat. Denn sie durchdringt die Welt von ihren tiefsten Grundlagen her, in immer gleicher Matrix, nur in jeweils anderer, je nach Nähe zum Geistigen weitergehender, immer wörtlicherer Ausgeformtheit. Keine dieser Ebenen aber steht im Widerspruch zur vorigen wie zur nächsten.
Man kann man dem erklärten Katholiken Jordan Peterson aus Kanada nicht in allem zustimmen, das sagt der VdZ gleich. Und zwar vor allem dort - so könnte man es sagen - wo er in scheinbar "Gewußtem", also "wissenschaftlich-inhaltlich Sicherem" festsitzt. Wenn er etwa alles von einer angeblichen Evolution her begreifen möchte. Was in Wahrheit ohnehin nie gelingt, ja dort werden seine im Einzelnen oft so klaren Sichtweisen - die sichtlich umso klarer sind, je mehr sie in seiner Lebenserfahrung und -wahrnehmung gründen - auch wieder dunkel.
Seine gedankliche Spur ist also oft unterbrochen, sein an sich weitgefächertes Denken in sich nicht wirklich geschlossen und widerspruchsfrei - das "sicher Gewußte" ist ihm dabei im Weg. Da muß er dann irgendwie doch liberal sein, und das ist auch das sicherste Indiz für eine gewisse Seinsschwäche, um es so zu sagen, die denn doch den letzten Konsequenzen des Menschseins als Gestalt-sein (ein Ist-Zustand einerseits, der aber anderseits durch ein "Auf-hin-zu" erst entsteht, also immer ein "Noch-nicht - aber auf-hin-zu-Transzendieren" ist, welchen ständig dynamischen Zustand Y Gasset deshalb "utopisch" nennt) ausweicht.
Aber er zeigt in seinen Äußerungen doch ein beachtliches Reflexionsvermögen, das für hohe Lauterkeit spricht. Deshalb lohnt es zuweilen, seinen Videos Aufmerksamkeit zu schenken.
Interview mit Jordan B. Peterson vom April 2017
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