Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 1. Februar 2018

Es heißt, sich für eine Rolle zu entscheiden

Hier weist der kanadische Psychoanalytiker und Psychologe (und Philosoph, wie er sich andernorts auch bezeichnet, irgendwo trifft das auch zu) Jordan B. Peterson auf eine entscheidende Tatsache hin. Was es nämlich heißt, erwachsen zu werden. Anders als beim Kind bedeutet nämlich Erwachsenheit, sich auf eine Rolle zu beschränken. Den kindlichen Traum aufzugeben, "alles" sein zu können. Nur mit einer festen Rolle, die man ergreifen und letztlich "spielen" muß, läßt sich eine Welt überhaupt aufbauen.

Dies ist der Gedanke des Ortes, den der VdZ hier immer wieder vorzustellen versucht. In dem das Wesen - auch des Menschen, der ihn ergreift - vorbeschlossen ist. Und sich erschließt in dem Maß, als sich jemand auf diesen Ort hin transzendiert, also tut, was sachlich für und an diesem Ort zu tun ist. Nicht, wonach ihm gerade ist. Wie das Kind es macht.

Und wie es heute sogar als "Ideal" vorgegaukelt wird. Wo sich alle als "gute Menschen" fühlen, wenn sie dazu in der Lage sind - auch durch "Ironie" - ihre Position je nach Belieben aufzulösen, sollten sie irgendwo auf jene Probleme stoßen, die alles Schaffen mit sich bringt: Das immer ein "Hineinpressen in die Welt" ist, also durchaus etwas von Gewalt hat. (Wenngleich immer nur als "Gehorsam" aufgefaßt werden kann, als Hören auf das, was einem Ort fehlt, was ihn weiter erfüllen, ausbauen, was also einen Ort, eine Situation weiter ausfalten könnte, etc.) Ein Hineinpressen, Eindringen, das dort auf Widerspruch stößt, wo Form als Bedrohung erfahren wird - wie bei invertierten Personen, die alles, was sie aus sich herausholen könnten, ablehnen, die sich lieber in ihre Mutterbauchhöhle zurückziehen. Die nie erwachsen werden wollen. Die nie Identität annehmen können. Wo alle Berufe (weil Identitäten) zu "Jobs" werden, die man beliebig wechseln kann.*

Deshalb baut Menschsein, weil Weltsein darauf auf, daß sich alle für eine feste Rolle entscheiden. Dort erst beginnt das "Prinzip Verantwortung" - als verantwortlich sein für diesen Ort, an dem man steht. Ohne Wenn und Aber, im wesentlichen also ohne Kompromisse. Deshalb baut Menschsein auf der Bindung auf, die allem was dann entsteht, vorausgehen muß. Deshalb ist es der Ehe so anverwandt, weil ohne Bindung und der Treue dazu keine Welt möglich ist. Erst innerhalb eines solchen Bindungsgefüges kann sich Freiheit bilden. Die man auch als das "spielende Verhältnis" zu einem Ort sehen kann. (Und Spiel verlangt unbedingte Regeltreue.) Deshalb ist Welt ohne Ehe unmöglich. Sie wird nie mehr sein als ein ständig verschwimmendes Irgendetwas, das nie zu einem Etwas wird.**









*Damit setzt alles Weltsein (als späterer Erwachsener) in der Familie an. Es ist Ausdruck einer Geistesstörung zu meinen man könne ein Bildungssystem aufbauen, das damit beginnt, allen ihre Identität zu nehmen, um sie später "zu finden". So ein Bildungssystem MUSZ scheitern, macht alle krank, und nimmt einer Gesellschaft, einer Kultur ihre Lebenskraft. So nebenbei zeigt es die prinzipielle Problematik und Verfehltheit einer Volkswirtschaft, die Mann und Frau, Vater und Mutter in "Berufe" stellt. Was ist dann die Familienidentität, in der die Kinder aufwachsen?

**Was ein direkter Seitenhieb gegen die heute so verbreitete Quatscherei von "Beziehung" ist, die nichts ist, eben kein "Etwas", sondern ein "Irgendwas, an das man höchstens einige, meist der Ehe abgeschaute technische Bedingungen knüpft. Einer Ehe, die man aber denn doch scheut, weil sie Erwachsenheit bedeuten würde, Bindung, Entscheidung. Das wird deutlich, wenn man mit betroffenen Menschen über "Beziehungsprobleme" spricht. Denn worüber spricht man dann? Woran hat sich jemand zu halten, was darf er, was muß er? Das weiß niemand, es bleibt beliebig. Was also soll "daran" gelingen, wenn gar nicht klar ist, was Gelungenheit bedeutet, weil es kein Etwas gibt, das es sein soll? 

Das Problem wird umso schlimmer, wenn aus solchen Beziehungen gar Gefüge werden, die mit Kindern, Haus und Garten eheähnliche Strukturen schaffen. Wenn wie heute üblich also Menschen nicht mehr heiraten, sondern "in Beziehungen" leben. Es ist nur der Verwirrtheit der Gegenwart zuzuschreiben, der "Umwertung aller Werte", die nicht erkennen läßt, was speziell für Kinder verheerende Auswirkungen hat, die aus solchen Beziehungen hervorgehen und keine feste, natürliche Struktur mehr als Matrix erfahren. (Im übrigen ist es auch dasselbe Problem der meisten Scheidungskinder.)

Das Unfinanzierbare, Falsche an unserem heutigen "Sozialstaat" ist, daß er solche Probleme nicht nur mildert, sondern sie sogar noch fördert. Weil er die Konsequenzen aus einer Gesellschaft zu tragen versucht, in der das Ideal aller geworden ist - lebenslang Kind zu bleiben. Das kann keine Gesellschaft finanzieren.






*120118*