Dieses Blog durchsuchen

Montag, 12. Februar 2018

Die Putin Interviews (Oliver Stone) - 2

Was hätten die Russen machen sollen?

Doch was immer Rußland gemacht hatte - Nachrüstung der Raketensysteme, was zuerst von den Amerikanern als "bedenkenlos" eingestuft worden war - war dann als Akt der Aggressivität gewertet worden. Dabei hatte Rußland sich immer an die Abrüstungsverträge gehalten! Was man von den USA freilich nicht sagen kann. Amerika hat immer reagiert, als sei Rußland nach wie vor der Feind in einem Kalten Krieg. Und Rußland hat eine Zeit gebraucht, um das zu begreifen, denn logisch war es ja nicht. Zumal die Russen ja den Iran - das vorgebliche Verteidigungsziel der USA - zu Kontrollabkommen gebracht hatten, sodaß sich ergab, daß von dort keine Raketengefahr ausging. Dennoch hat die NATO ihr Raketenabtwehrsystem (ABM) nicht geändert. Rußland mußte (!) das also als potentielle Bedrohung ansehen - und reagieren. Denn das Land hat schon aufgrund seiner Größe und seiner Geschichte eine geopolitische Verantwortung.

Wie sollte es also reagieren? Die sogenannten Abwehrwaffen der NATO in Polen oder Rumänien lassen sich binnen Stunden in Offensivwaffen umrüsten. Die Amerikaner wollen das Prinzip der "Augenhöhe" nicht anerkennen, obwohl die Russen nur so betrachtet werden wollen. Weil sie immerhin seit je in der Lage waren (Putin erwähnt den Spionagefall der Rosenbergs bzw. von Klaus Fuchs aus den 1950er Jahren) einem amerikanischen Angriff adäquat zu antworten. Diese Wissenschaftler handelten aus Verantwortung, meint Putin, um ein "Gleichgewicht der Kräfte" herzustellen. Heute aber sind die Amerikaner dabei, dieses Gleichgewicht in Frage zu stellen. Rußland, das ein Sechstel der Landfläche der Erde einbegreift, kann aber nicht zulassen, sich von den USA bestimmen oder beherrschen zu lassen.

Diese Position eines gewissen Mißtrauens geht auf historische Ursachen zurück. Die Sowjetunion konnte nicht vergessen, daß die Amerikaner unter Wilson 1919 im Osten gelandet waren, um das kommunistische Regime zu bekämpfen. Und nicht vergessen sind Aussagen westlicher Politiker, die in einer Unterstützung der UdSSR unter Stalin nach 1941 erst Sinn sahen, als die Russen in Folge des deutschen Angriffs bereits viele Millionen Tote zu beklagen hatten. Viele westliche Politiker hatten nämlich gemeint, es diene den westlichen Interessen, wenn sich Deutschland und Rußland gegenseitig ausbluten würden.

Kein Raum für Anti-Amerikanismus

Die Amerikaner haben immer schon das Konzept des "Feindes Rußland" verfolgt. Man sollte doch nicht vergessen, daß die Amerikaner erst 1944 wirklich in den 2. Weltkrieg in Europa eintraten, zu einem Zeitpunkt, wo die Russen unter enormen Opfern die Deutschen im Grunde bereits besiegt hatten: 5 von 6 deutschen Soldaten im Osten waren da schon im russischen Abwehrkampf gefallen. Und nun erst kamen die Amerikaner "als Retter". Die Sowjetunion war zu diesem Zeitpunkt ein total zerstörtes, ausgeblutetes Land. Hilfeversprechen der Amerikaner haben sich (nach dem Tod von Roosevelt) nie erfüllt.

Freilich, das Konzept einer bipolaren Welt im Kalten Krieg war zuerst ein Fehler der Sowjetunion gewesen, vor allem durch die (rasche) Entwicklung eigener Atombomben. Man hat damit die Chancen einer friedlichen Kooperation mit Europa nicht genützt. Aber auch vom Westen wurden die Signale - wie bei Finnland (1947) und Österreich (1955) geschehen, die beide aus der russischen Besatzung entlassen wurden - nicht entsprechend als Angebot einer friedlichen Koexistenz gewürdigt.



Übermorgen) Teil 3






*240118*