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Samstag, 3. Februar 2018

Der Samstag-Nachmittag-Film

Leider gibt es diesen Film nicht in deutscher Sprache auf Youtube, um ihn hier kostenlos präsentieren zu können. Als "Reich mir die Hand mein Leben" (in Englisch heißt er hier enttäuschend prosaisch "Life and Loves of Mozart") hat der VdZ, er gesteht, in jungen Jahren darin oft geweint. So bewegt hat ihn die Geschichte um die letzten Monate im Leben des Wolfgang Amadeus Mozart, in dem seine Musik plötzlich so bewegend, fast sentimental klingt. (Aber was hat in den Nachkriegsjahren, aus der Stimmung der Seelen heraus, die so viel erlebt hatten, nicht bewegt geklungen und gewirkt?)

Später hat er den Film aus anderen Gründen geschätzt. Einmal, weil er einer der schönsten Musikfilme - mit wunderbaren Stimmen! - ist. Und anderseits, weil darin der Schaffensprozeß bei Werken, vor denen wir heute andächtig knien, so dargestellt wird, wie er wohl auch war: Als ganz normales, natürliches Wirken eines Arbeiters der Musik. Und das war ja Mozart ganz gewiß, der immer wieder und meist sogar unter hohem Erwerbsdruck stand. Mußte er doch einerseits den hohen Finanzbedarf einer anspruchsvollen Ehefrau befriedigen (über deren häufige Absenz er aber ganz froh gewesen sein dürfte, auch wenn sie ihn so schamlos betrog), und war er doch andererseits nicht gerade das, was man als Sparmeister bezeichnen könnte. Das war mit Gewißheit der Wesentlichste der Gründe, warum Mozart so viele Werke geschaffen hat. Er brauchte immer Geld.

Geld. Nach heutigen Maßstäben hat Mozart mit seiner Musik Millionen verdient. Dennoch war er immer in Geldnöten und hat sein Talent (das in seinem epochalen Rang so gut wie niemand erkannte, ja andere galten als ihm überlegen, von deren Hervorbringungen heute niemand mehr etwas kennt) wo es nur ging verkauft. Was uns daran erinnert, daß die Musik aller der Heroen, die wir heute bewundern, samt und sonders Gebrauchsmusik war, einem Zweck zugeeignet, und gebraucht! 

Gebraucht. Das ist das Zauberwort der Kunst überhaupt. Sie braucht Auftrag! Deshalb schon ist Kunst nie von der Zeit zu trennen. Denn sie braucht Auftrag, sie braucht Gebrauchtheit. Hat sie das nicht, fällt der Künstler in sich und auf sich zurück. Viele Verirrungen und Verwirrungen der Kunst sind der Beweis dafür. Sie wären nicht entstanden, wenn die Künstler gebraucht worden wären.

Eine Zeit muß die Kunst brauchen. Tut sie das nicht, erhält sie keine Kunst. Im doppelten Sinn.

Damit ist genug gesagt, um ein weiteres und wichtiges Fazit zu erkennen. Wie hoch zu veranschlagen nämlich die Gestimmtheit einer Kultur auf die Deutung und das Erkennen von Kunstwerken und damit die Wechselwirkung mit den Künstlern ist. Sie ist der Schleier, durch den in jeder Zeit durchgefunden werden muß, um das Zeitlose, auf das jeweils etwas anders hingewiesen, das jeweils hinter anderem Vorhangtextil verborgen liegt, zu erkennen. Dafür ist auch das Historisieren (etwa "Spiel mit Originalinstrumenten" etc.) eine seltsam untaugliche Methode. Denn selbst wenn die Instrumente gleich sind - die Rezeption MUSZ völlig anders sein.

Dem entgeht nur eine Kunst, die sich auf immer gleichbleibende, auf hohem Niveau abstrakte Symbole eingefunden hat - wie es die sakrale Kunst tut. Um nicht den Irrtum zu verbreiten, daß Gott und (faktische, historische) Welt in eins fallen. (Einer der Grundsätze der Kunst der meisten orthodoxen Kirchen, übrigens.) Vielleicht stimnt es nämlich wirklich. Daß man nur bei dieser Sakralkunst überhaupt von Kunst sprechen kann. Während alles andere lediglich eine Vorstufe dafür, ein Verweisschild dafür ist, wie Abbé Bremont tatsächlich einmal meint. Zumindest erfüllt sich der Sinn einer Kunstphilosophie erst, wenn man Kunst so denkt.

So, nun zum Film. Vorangestellt ist der einzige Ausschnitt in deutscher Sprche, den der VdZ fand, ein Ankündigungsfilmchen (heute nennt man das Trailer.) Darauf folgt der gesamte Film in englischer Sprache, aber mit - natürlich - deutschem (Original-)Gesang.












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