Wie aber könnte eine Segregationspolitik hinsichtlich des Problems so vieler Zuzüglinge aus fremden Kulturen aussehen? Die Sache ist einfacher, als sie scheinen mag. Und beruht auf Problemen, die man ohnehin bereits jetzt zu lösen hat - Wohnraum, No-Go-Areas, kulturell geschlossene Viertelbildungen in unseren Städten und Orten. Man muß außerdem damit einmal anfangen, weil so die Sache ihre eigene Dynamik bekommen wird. Sie wird, so nebenbei, auch jene trennen, die sich vorbehaltlos eingliedern möchten, und jene, die das nicht möchten.
Erst in diesen Jahren hat Wien zwei große diesbezügliche Chancen vertan, oder ist dabei, sie zu vertun. Denn es standen zwei Areale zur Rückwidmung im Bebauungsgebiet, die "zufällig" früher Verkehrsflächen waren - worin wir eine Symbolik erblicken hätten können. Es geht um den früheren Flugplatz Aspern und um das Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs, der durch einen Neubau im Süden Wiens obsolet wurde. Auf beiden Flächen entstehen derzeit neu ganze Stadtviertel, in Aspern bereits im Baustadium, am Nordbahnhof steht der Baubeginn noch aus.
Das bestehende Konzept der Stadt Wien verdrängt wie immer die Kernfragen und ignoriert im Namen einer Utopie die Realität. Es setzt auf ein "Integrationskonzept", wie es wohl überall auf der Welt (nicht zuletzt durch die UNO) forciert wird. Obwohl wir dessen Scheitern gerade vor unseren Augen in der Frage der Zuwanderer erleben. Heute sollen, geht es nach den Köpfen im Wiener Rathaus, sozial, kulturell und ethnisch "bunt gemischte" Viertel entstehen. Wo alle friedlich nebeneinander wohnen. Der reiche Deutsche mit seinem Penthouse hier, der Türke nebenan, mit seiner Vierzimmerwohnung, fünf Kindern und Grillbalkon.
Natürlich wird das nicht funktionieren. Und es wird innerhalb zweier, dreier Jahrzehnte zu slumähnlichen, wilden, ungeordneten Verhältnissen kommen, in denen sich die eine oder andere ethnisch-religiöse Gruppe als dominant erweisen wird und die (inoffiziellen) Spielregeln festlegt. Damit wird alles unbeherrschbar und zufällig.
Die linke, menschenwidrige Phantasterei einer sozialen, klassenlosen Durchmischung hat sowieso noch nirgendwo funktioniert. Das wird sich auch bei diesen Neubauvierteln schon weit früher aufhören. Vielmehr muß man alles tun, um die Bildung von spezifizierbaren, abgrenzbaren Kleinräumen (reich, arm, Berufsgruppen, Religionsgemeinschaften, etc. etc.) zu begünstigen. (Weshalb auch die Bebauungsform solcher Viertel geschlossen, stark strukturiert sein und allmählich individuell bzw. lokal durch Wachstum in die Tiefe erweiterbar sein muß.)
Der Mensch ist wesentlich ein Kulturwesen! Das heißt, daß er auch einen ethnisch-religiös geschlossenen Kulturraum braucht, in den er sich einbringt und eingeborgen, nie in Frage gestellt weiß. Nur auf dieser Grundlage kann er weltoffen werden. Und friedlich. Und sich hinterfragen, weil er weiß, daß er im Grunde verwurzelt immer stehen kann. Hier bilden sich dann Solidaritäten, ganz automatisch, bilden sich soziale Bindungen, Wertelandschaften, die nicht aggressiv sind. Hier bilden sich auch stabile Kleinwirtschaftsräume, was man seltsamerweise fast immer zu erwähnen vergißt.
Stattdessen hätte man also auch in Wien den Stier bei den Hörnern packen sollen. Indem man beide Gebiete zu muslimischen Vierteln erklärt. Vielleicht Klein-Istanbul, vielleicht Wien-Marrakesch, je nach Zielgruppe.* Diese Gebiete anfanghaft noch bebaut, durch die üblichen Zentralbauten wie Kirchen, Moscheen, Verwaltungsgebäude, Polizeistuben, spätere Baumaßnahmen aber nicht mehr selbst trägt. Weil alles sonst einer (vermutlich muslimischen, jedenfalls starken, homogenen) Gruppierung zur konkreten Verwaltung unterstellt. Speziell was Bau -und Erhaltungsmaßnahmen anbelangt.
Eine Selbstverwaltung, die auch für die praktische Infrastruktur, Straßenreinigung, für Gewerbeordnungen und gewisse Berufsregelungen zuständig ist, und nach Steuerproporz Budgetmittel erhält, also Sitz und Stimme im Rathaus Wiens hat. Alles muß dann dort selbst organisiert werden. Ja, vermutlich hätte man das alles auch nicht aus österreichischen Steuergeldern finanzieren müssen, sondern unter Umständen hätten sich Investoren aus diesen Gruppen (oder auch aus den Herkunftsländern) gefunden. Und die ersten Arbeitslosen wären bereits beim Bau dieser Viertel von der Straße geholt, die an ihrer eigenen Zukunft bauen.**
Es ist im Grunde das Konzept, nach dem die USA entstanden und gewachsen sind, und dort bis zum 2. Weltkrieg eine ungeheure Entwicklungsdynamik getragen hat. (Dann wurde die Politik radikal geändert, wir haben darüber schon berichtet.) Denn Amerika wurde auf der Grundlage starker Herkunftsidentitäten gegründet, und hätte sich auf dieser Grundlage gesund entwickeln können. Anders als heute, wo es keine Verwurzelung mehr gibt, sondern ein positivistischer, voluntaristischer Amerikanismus Platz griff, der nur Verwüstungen anrichtet und gesunde Identitätsbildung, Solidarität etc. etc. durch Verwurzeltheit verhindert.
Nur verwurzelte Menschen sind über kurz oder lang auch in der Lage, sich in einem Staat ihren Platz zu finden. Den ihnen auch niemand streitig macht. Gerade Wien hat damit doch seine Erfahrungen! Das im 19. Jahrhundert seine Einwohnerzahl vervierfacht hat - durch Zuwanderung. Die sich auch weitgehend in ethnisch-religiös geschlossenen Vierteln einwurzeln konnte.
Und eine solche Verwurzelung muß auch das Ziel einer tragfähigen Migrantenpolitik sein. Dazu wird man zukünftig aber zu Wegen greifen müssen, die vielleicht zwar Mut verlangen, aber wenigstens in seinen Prinzipien den Menschen gerecht werden. Linke UNO-Utopien tun das sicher nicht.
So wie es heute passiert, laufen zwar die Dinge kaum anders als in dem oben angerissenen Vorschlag. Aber sie passieren wild, zufällig und oft auch noch im Gefühl, erkämpft worden zu sein. Also gar nicht wirklich legitim zu sein. Verwurzelung, die Basis eines friedlichen Lebens und einer gedeihlichen Entwicklung, passiert so gut wie gar nicht. Voneinander abgegrenzt, aber nicht mehr ständig in Frage gestellt, kann sich über lange lange Fristen (sehr sicher: Jahrhunderte) wieder so etwas wie ein Miteinander in einem Staat, mit dem sich jeder identifizieren kann, herausbilden. Gerade Österreich hätte hier eine lange Tradition. Die gälte es eigentlich nur wieder aufzugreifen. Und: sie war nie eine Tradition der Integration im Sinne der Schaffung eines Einheitsmenschen, sondern ein Zusammenleben vieler unterschiedlicher Gruppen und Völker.
*Wenngleich in jedem Fall gilt, daß eine Politik der Bewältigung der Zuwanderung nur möglich ist, wenn ein strenger Zuwanderungsstop in unsere Länder verhängt wird.
**Auch hierin hat Wien ja eine wunderbare Tradition, die sich in den "Tausend-Stunden-Häusern", die in den 1920er Jahren - damals hatte man noch Einfallsreichtum, auch bei den Roten! - im Osten Wiens entstanden, entwickelt hat. Dort mußten die Hauskäufer nur einen Teil des Hauspreises in Geld erlegen. Den Rest konnten sie mit Arbeitsleistung - den tausend Stunden - bewältigen.
*140218*