Was Yuri Bezmenov hier in einem Film aus 1983 als Methode
demonstriert, wie eine Gesellschaft zerstört werden kann, und zwar: jede
Gesellschaft, ist kein theoretisches Geschwafel. Es stammt aus seiner
Ausbildung. Denn Bezmenov war dereinst als KGB-Mitarbeiter Spezialist
für Presse und Öffentlichkeitsarbeit.
Und er weist darauf hin, daß
Geheimdienstarbeit keineswegs ihren Schwerpunkt auf Agententätigkeit und
Spionage gelegt hat. Das sind romantische Vorstellungen aus
Schundromanen und -filmen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.
Der wirkliche Kampf spielt sich auf der psychologischen Ebene ab. Und
Ziel sind immer Gesellschaften, die nach außen offen sind, die sich
nicht abschotten, wie es manche Länder historisch getan haben und tun.
Wir
gehen hier deshalb intensiver auf seine Vorträge ein, weil sie -
wiewohl 30 Jahre alt - ein über die Zeit gültiges Schema offenbaren. Aufgerollt von einer Seite, die der Praxis entstammt. Denn theoretisch ist natürlich nichts neu an dem, was der ehemalige KGB-Agent da aus seiner Erfahrung mit dem sowjetischen Geheimdienst da entrollt.
An
dem wir selbst wie auf einer Skala das Stadium unserer Zersetzung
ablesen können. Und davon ausgehen können, daß diese Zersetzung nicht
einfach automatisch erfolgte, sondern einer Logik folgt, die gewolltem
Einwirken entspricht, die also beabsichtigt ist. Und die etwa Sun Tsu
schon vor 2500 Jahren als Kriegskunst definierte.
Gleichzeitig
helfen diese Gedanken, zu verstehen, was in anderen Ländern passiert ist
und passiert. Auch, wo und wieweit sich Länder gegen solche Zersetzung
wehren. Letztlich aber sollte es uns doch stutzig und vielleicht darüber
nachdenken machen, ob das, was sich in unseren Ländern abspielt, nicht
auffallend einer Methodik entspricht, wie sie Geheimdiensten seit langem
als Art der Kriegsführung nicht nur bekannt ist, sondern auch gezielt
angewendet wird.
Bezmenov meint, daß es keine 25 Jahre
dauert, um das Ziel zu erreichen. Getreu der alten chinesischen
Kriegslehre wird dabei nicht "gegen" eine Gesellschaft agiert, sondern
MIT ihr. Einem mächtigeren Gegner, der zuschlägt, sollte man nämlich nicht
mit Gegenwehr begegnen, sondern ... seine Bewegung verlängern, sie noch
weiter verstärken. Der größte Sieg wird nicht auf den Kampffeldern
errungen. Viel klüger ist es, eine Gesellschaft von sich aus dazu zu
bringen, sich dem Feind anzuschließen.
Die Methode
erfolgt in vier Stufen. Die erste dauert ca. 15 bis 20 Jahre. Denn so lange
braucht es, um eine Generation mit neuen Ideen zu infiltrieren, die
diese dann selbst vertritt und weiterverbreitet. Ziel ist es, diese
Generation von den allen Menschen gleichen natürlichen Haltungen
wegzubringen - weg vom Patriotismus, weg vom gesunden Menschenverstand,
weg von den alten Moral- und Glaubenssystemen, die die Gesellschaft
bislang stabil hielten. Nach und nach wird so die Aufmerksamkeit von den
eigentlichen Vorgängen auf Scheinvorgänge gelenkt.
Anstelle
von Mathematik, Physik, Chemie wird der Fokus auf "biologische
Ernährung", "Sexualität", "Probleme der Kriegsführung in antiken
Vorstädten" gerichtet. Solide Institutionen werden so geschwächt und
durch "bedeutendere" Scheininstitutionen ersetzt. Persönliche Bindungen,
Verantwortungen werden vom Individuum weggenommen und durch künstliche,
bürokratisch kontrollierte Körperschaften ersetzt. Soziales Leben,
Freundschaft und Nachbarschaft werden durch "Sozialarbeiter" ersetzt,
durch Menschen, die auf der Gehaltsliste der Bürokratie stehen. Sodaß
deren Interesse in erster Linie sein wird, monatlich ihr Gehalt von der
Regierung zu bekommen. Was bei ihrer Arbeit herauskommt ist von
untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist, daß die natürlichen sozialen
Bindungen aufgelöst werden.
Nach und nach werden vom Volk
gewählte (oder von diesem traditionell akzeptierte) politische
Vertreter durch künstliche Organe ersetzt, besetzt mit Personen, die nie
jemand gewählt oder "gewollt" hat. Ja, oft sind das Personen, die
niemand mochte, und die nun doch nach oben kommen. Medien sind eine
dieser Gruppen, die sogar monopolartige Macht bekamen und dann allen
Menschen und der Politik vorschrieben, was gut und was nicht gut sei.
Auf einem Niveau der Mittelmäßigkeit bildet sich eine Schichte von
"Snobs" heraus, die glauben, sie wüßten alles besser. Dort gibt es
keinen Wettbewerb mehr, gute Journalisten haben es sogar viel schwerer. Es werden vor allem die gebraucht, die alles freundlich lächelnd
akzeptieren.
So werden die offiziellen Machtstrukturen
durch eine Schichte der Mittelmäßigen ausgehöhlt, und bald verdankt die
Macht sich sogar diesen künstlichen Organen - also haben diese bald
tatsächlich Macht.
Das Vertrauen in die Gesetzesorgane
und vor allem die Exekutive wird zerstört. Das ist an Filmen gut
erkennbar. Heute werden Polizisten fast nur noch als psychotisch, dumm
und korrupt dargestellt. Während der Gesetzesbrecher zum Sympathieträger
wurde, der kreativ und einfach toll ist, und der nur deshalb unproduktiv
ist, weil ihn die Gesellschaft unterdrückt hat. Das Vertrauen in die
öffentliche Ordnung schwindet, nach und nach werden grundsätzliche
moralische Prinzipien durch eine neue Moral verdrängt, weil die Straftat
immer weniger ein Verstoß ist, sondern berechtigte Gegenwehr.
Die
Zersetzung der Moral der Arbeiter erfolgt über das Zerstören des
Vertrauensverhältnisses Arbeitnehmer - Arbeitgeber ebenso wie Konsument -
Produzent. Immer mehr wird direkter Austausch zwischen diesen Gruppen
durch eine dazwischengeschaltete Verteilungsinstitution ersetzt, die
ideologisch handeln und durch jeden Konflikt noch mehr Macht
konzentrieren. (Das betrifft v. a. die Entwicklung der Gewerkschaften.)
Der Einzelne verliert Entscheidungskompetenz, Preise, Löhne sind nicht
mehr eine Sache individuellen Bedarfs, sondern ideologischer Vorgaben
wie Gleichheit oder Klassenkampf, die letztlich nur in eine Forderung
münden: So viel wie möglich, und immer mehr, und allen dasselbe.
Persönliche Exzellenz wird so immer unbedeutender.
Es war
eines der konkreten Ziele des KGB, den Glauben an "Gleichheit" im
Westen zu bestärken, erzählt Bezmenov. Aber nur eine Gesellschaft der Ungleichen kann sich
ausdifferenzieren, ihre Bedürfnisse decken. Warum also soll ein krimineller
Zuwanderer aus Kuba (damals; Anm.), dessen erster Weg zum Sozialamt
führt, dieselben Rechte haben wie ein ordentlicher Bürger, der alles
unternimmt, um sich mit egal welcher Arbeit über Wasser zu halten?
"Soziale
Gerechtigkeit" als Gleichheit aber kennt keine Differenzierungen. Mit
der Zeit weiß niemand mehr, was richtig und was falsch ist. Die Begriffe
verschwimmen in einer Situationsethik.
Dieser ersten
Stufe der Zersetzung kann man im Wesentlichen nur durch die Stärkung der
Rolle der Kirche entgegenwirken. Nur sie ist in der Lage, der
Erodierung der Werte durch Stärkung der individuellen Gewissen und
Wissenslage (sic!) zu widerstehen. Jede Gesellschaft, jede Kultur ist
historisch belegbar in dem Moment zusammengebrochen, wo sie ihre
Religiösität verlor. Nur so kann der gesellschaftliche Zusammenhalt
bewahrt werden. Eine Gesellschaft kann nicht durch weltimmanente
"Wahrheiten" (wie 2x2=4) überleben. Sondern nur, wenn sie ihre Erfüllung
in einem transzendenten Ziel sieht, wo alles der Ehre Gottes dient. Nur
Glaube kann effektiv vor ideologischer Unterwanderung schützen.
Zugleich
muß aber auch konkret gehandelt werden. So muß der Zustrom durch
ausländische Propaganda unterbunden werden. Das Argument, daß man doch
dadurch nicht höre, was alternativ gedacht würde, ist deshalb hinfällig,
weil diese Propagandisten gar nicht denken, sondern nur sagen, was den
Interessen ihrer Ideologie dient. Sie versuchen deshalb nur zu
manipulieren, nicht einen offenen Diskurs zu nähren. Wenn auf dieser
Stufe bereits eine Gesellschaft mutig handelt, kann die ganze weitere
Kette der Subversion verhindert werden. Und hier muß noch keine Gewalt
einsetzen, hier genügt entschlossenes Handeln.
Dazu
gehört auf jeden Fall auch die Stärkung der lokalen, inländischen
Kulturproduktion, wie Musik, Film, Theater, und die Beschränkung des
Imports solcher ausländischen Provenienz. Die Verwirrung, die etwa
Hollywood-Produktionen in Indien - Bezmenov hat dies dort direkt
beobachten können - anrichten, ist gewaltig, hier werden komplett neue,
fremde Verhaltensmuster und Wertelandschaften propagiert. Was die
Sexualisierung dieser Produktionen anrichtet, haben auch andere Autoren
längst eingehend behandeln. (Bezmenovs Aussagen und Beobachtungen decken
sich mit denen von E. Michael Jones, über dessen Bücher und Sichtweisen
auf diesen Seiten schon eingehend berichtet wurde.)
Morgen Teil 2) Die nächsten Stufen der Zersetzung einer Gesellschaft
*010218*