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Sonntag, 4. Februar 2018

Symptome einer Pathologie der Wissenschaft

Es gibt eine ganze Menge von wissenschaftstheoretischen Klassikern, auch in unserem Sprachraum, die den Verlauf der Wissenschaft ganz anders darstellen, wie es sich der einfache Maxi von der Straße so vorstellen mag. Und wie es ihm verkauft wird. Auch letzteres gehört ja bereits weitgehend zu einer Art von Pathologie, in der sich "die Wissenschaft" mit schöner Regelmäßigkeit in ganze Massenpsychosen verrennt. Nur auf dieser Metaebene ist ja auch der Klimawahn zu verstehen. Und mit ihm eine derartige Fülle von falschen Ideen, die in religiösem Charakter ganze Geisteslandschaften der Gegenwart prägen und deformieren. 

Bei uns wenig bekannt ist der Amerikaner Irving Langmuir. Der vor über 60 Jahren anhand einiger konkreter Beispiele aus (damals) jüngerer Vergangenheit zeigt, wie sich solche Pathologien entwickeln. Das Papier ist übrigens lesenswert, wenn auch ohne Physikkenntnisse etwas mühsam, und der Autor empfiehlt selbst diese Kapitel zu überspringen und gleich zum Eingemachten im 3. Kapitel überzugehen, wenn man nicht gerade Physiker ist.

Dort faßt er die Punkte zusammen, wie sich Pathologien in der Wissenschaft seinen Studien nach entwickeln und ein Eigenleben annehmen. Das aber immer ein programmiertes Ende hat. Bis auf die wenigen, die dem unsinnigen Ansatz immer treu bleiben werden, wie ein weiterer Amerikaner, der Psychologe Ross Pomeroy, in einem thematisch ähnlichen Artikel aus jüngster Zeit analysiert hat. Auch er nimmt konkrete Fälle zum Anlaß, um seine "Sechs Stufen einer verfehlten psychologischen Theorie" vorzustellen, wie wir einem der immer lesenswerten Artikel des Statistiktheoretikers William M. Briggs entnehmen. (Dessen Buch "Breaking the Law of Averages" - über den logischen Fehlschluß, Wahrscheinlichkeiten als Basis für Ableitungen von Realitäten herzunehmen - übrigens kostenlos online zur Verfügung steht.)

Zurück zu Langmuir. Er stellt die Symptomatik wissenschaftlicher Pathologie, von denen er in den 1950er vorhersagt, daß sie in zumindest linear gleichbleibendem Verhältnis zum Umfang der wissenschaftlichen Forschung steigen werden, wie folgt dar:

1. Aus einem kaum meßbaren Effekt wird ein Maximaleffekt abgeleitet, wobei der Maximaleffekt substantiell unabhängig von der Intensität der Ursache ist. Er entsteht nämlich einfach aus einem logischen Fehler.

2. Der Effekt ist von einer Größe bzw. Kleinheit, die immer nahe der Grenze bleibt, an der überhaupt etwas meßbar ist. Oder es sind viele Messungen notwendig, weil der behauptete Effekt statistisch nicht eindeutig erkennbar ist. Aber - er paßt glänzend in eine Theorie. 

3. Somit werden trotz nach wie vor fehlender ursprünglicher eindeutiger Nachweisbarkeit von Ursache-Wirkung mit größter Genauigkeit weitreichende Schlußfolgerungen gezogen. Immer systematischer werden nach und nach immer umfassendere Daten ausgeschlossen (und es gibt immer Gründe, warum Daten nicht signifikant sein sollen), die der Theorie widersprechen.
4. Immer phantastischere Theorien entstehen, die alle zwar im Gegensatz zur bisherigen Erfahrung stehen, aber durch die entstandenen "Daten" bestätigt werden

5. Kritikern wird durch ständig wechselnde, spontane Begründungen begegnet, warum "in diesem Fall" der behauptete Maximaleffekt (noch) nicht (beobachtbar, meßbar) auftritt; die Befürworter der Theorie haben immer eine Antwort, immer.

6. Der Anteil der Unterstützer verglichen mit den Kritikern beträgt bald über 50 Prozent, fällt aber dann nach und nach, bis an die Grenze des Verschwindens. Grund? Die Ergebnisse konnten nie von den Kritikern reproduziert werden, seltsamerweise nur von den Unterstützern. Im Endeffekt freilich konnte nichts gerettet werden. Warum auch? Es ist ja nichts von dem behaupteten Effekt da, und es war nie etwas da, und das ist das Charakteristische an solcher Art von Effekt.

Wer die Entwicklung der Klimakatastrophentheorien ansieht, wird genau diese Entwicklungsmerkmale feststellen. Auch die: Als die ersten Klimakatastrophenwarnungen (in Zusammenhang mit CO²) vor circa 35 Jahren auftauchten, gab es jede Menge wissenschaftlicher Kritik, von der der größte Teil sich diesen Theorien gar nicht weiter zuwandte, weil sie einfach zu falsch waren. Bis nach einigen Jahren, fast unbemerkt gewachsen, diese Theorie als Monster an die Öffentlichkeit trat und dort mit zunehmender, bald ungeheurer Macht agierte, die Politik (und damit Geld und Medienmacht) an ihrer Seite. Wobei begründete Vermutungen bestehen, daß es zuerst die Politik war, die diese Theorien, weil besonders nützlich von der Wissenschaft regelrecht forderten bzw. kauften. 

Etwa Thatchers Anti-Gewerkschaftsprogramm der frühen 1980er-Jahre, das die gut organisierten britischen Grubenarbeiter aushebeln sollte, die damals England mit Streiks im Schwitzkasten hatten. Indem die Eiserne Lady auf Atomstrom setzte, dazu aufgrund der Folgen - 50.000 Arbeitslose durch Eliminierung einer ganzen Branche - aber die Kohle verteufeln mußte. Bereitwillig setzte die Atomindustrie sofort hohe Gelder für wissenschaftliche Arbeiten aus, die genau das beweisen sollten. Und diesem Speck folgten sehr bald immer mehr Mäuse.

Wobei nach und nach jede wissenschaftliche Fundamentalkritik, die schon im Ansatz alles widerlegt hatte und widerlegen kann, vollständig überlagert wurde und in der öffentlichen Wahrnehmung (Medien) scheinbar nicht mehr existent war.

Aber man kann aus der Geschichte, speziell aus der Analyse von Pomeroy, auch Trost beziehen. Lang wird es nicht mehr dauern, denn jede dieser wissenschaftlichen Pathologien hat eine begrenzte Lebenszeit, weil einfach die Evidenz sie mit der Zeit widerlegt. Pomeroy kommt in seinen Verlaufsschilderungen desselben Phänomens deshalb zu dem Punkt, daß solche Hysterie, in die es gesteigert wird, nach und nach unter dem Druck der Wirklichkeit abebbt. Bis auf einen kleinen Rest von Wissenschaftlern, die der These aus persönlichen (psychologischen) Gründen natürlich treu bleiben. Es gibt bis heute - als Beispiel - Anhänger der Theorie, die uns in den späten 1970er Jahren erschrecken sollten, dergemäß (der VdZ ist im Besitz eines der damaligen Bestseller, die es als vollständig bewiesen erklärten - "The debate is over, science is settled!") die Erde bald in eine neue Super-Eiszeit fällt. Wobei der VdZ selber diese Theorie (wenn schon) für stichhaltiger, argumentativ stringenter und auch empirisch fundierter hält als die von einem drohenden Wärmekollaps des Klimas.




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