Wo der Mensch nicht konkret gebraucht wird, wendet sich seine Wirklichungsenergie auf das System, das alles Überspannende. Was bei alten, lebenssatten Menschen mehr und mehr die Form der Weisheit annimmt, bewirkt bei Jüngeren Politisierung. Davon lebt unsere Form der Demokratie (genauer: der Parteiendemokratie, denn Mitsprache gab es immer und überall, sie ist gewissermaßen der Naturzustand). Sie lebt also im Grunde davon, daß der Mensch nicht Mensch werden kann, sondern in einen Lebensersatz gedrängt wird.
Deshalb braucht auch diese Demokratie die Autonomisierung des Menschen, die zugleich seine Isolierung bedeutet. Zugleich wird sie damit direkt abhängig von der Maßgabe durch die Eliten. Die Bedeutung der Medien wird quasi existentiell, der Mensch braucht den Wortschleier, er braucht nominelle Parteiung, weil bewußte Identifikation (denn nur dort besteht sie noch), um sich überhaupt noch in der Welt zu finden. Weil also der vereinzelte, isolierte Mensch, der keine Grundeinbindungen mehr hat (die ihm immer verbindlich sind und ihm vorausgehen: Familie, Vorfahren, Kultur, Religion etc. etc.), sich nur noch einem anonymen, gigantischen Großsystem gegenübersieht, sucht er (wie beim Islam) das diesem System einzig noch gewachsen Seiende - die (real erfahrbare) Macht der Religion, die (streng sanktionierte) Moral. Sie ist dem System immer noch übergeordnet, und soweit ist diese Aussage auch tatsächlich wahr.
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Lebenssättigung läßt sich aber nur erreichen, wenn die gesamten zwischenmenschlichen Kleinräume (in ihren Abstufungen, von der Familie, der Gemeinde, bis hin zum Volk) bestehen und in Subsidiarität funktionieren. Nur so lassen sich Aufgaben, also Gebrauchtheiten - die immer ganz konkret und zwischenmenschlich begründet sind, oder sie sind nicht! - identifizieren, sie sind im alltäglichen Begegnen enthalten. Nur so bildet sich auch Identität, die den ganzen Menschen umfaßt (und nicht einfach ein leerer, bewußt gefaßter wie nur bewußt zu haltender Begriff - das Wesen von Ideologie - ist.) Und nur so wendet sich die Energie ins Schöpferische der Weltwirkung. Nur so, im unhörbaren Säuseln, sättigt das Tun, wird der Mensch Mensch.
Denn der Mensch lebt nicht, weil er bewußt "leben will", sondern er lebt, weil und soweit er in diese Gewohnheit zu leben still lächelnd verliebt ist. Sodaß ihm das Leben zum Spiel, sein Bewegen, sein Handeln, alles Vollziehen zum Tanz wird.
Denn der Mensch lebt nicht, weil er bewußt "leben will", sondern er lebt, weil und soweit er in diese Gewohnheit zu leben still lächelnd verliebt ist. Sodaß ihm das Leben zum Spiel, sein Bewegen, sein Handeln, alles Vollziehen zum Tanz wird.
*260118*