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Montag, 19. Februar 2018

Die Putin Interviews (Oliver Stone) - 6

Zu Rußlands Verhältnis zu China

Daß die beiden Länder sich um gute Nachbarschaft bemühen hat nichts Ungewöhnliches - beide Länder haben die längste bilaterale Grenze zweier Staaten auf der Welt. Das Problem Chinas kann nicht sein, daß sie Weltmacht sein wollen, es ist es. Die Frage kann nur lauten, unter welchen Bedingungen findet das statt - in freundschaftlichem Klima, oder nicht. Rußland hat solche Beziehungen zu seinem Nachbarn. Es braucht auch keine weiteren Landflächen, es ist das bei weitem größte Land der Welt mit riesigen Rohstoffvorkommen. 

An den Bestrebungen das eurasische Territorium zu stärken ist nichts Neues. Deshalb ist auch nichts Ungewöhnliches daran, daß Rußland Öl-Pipelines nach China baut, und China umgekehrt die Seidenstraße wieder aktivieren möchte. An beidem haben beide Länder Interesse. Aber auch wenn sich europäische Länder für gemeinsame Projekte interessieren, oder in Rußland investieren wollen, sind sie gerne gesehen.

Zur Macht

Zu sagen, daß Rußland eine Weltmacht sei, ist von der Aussage, daß es eine regionale Macht sei, nicht wirklich zu trennen, denn wo liegt die Definitionsgrenze? Auch wirtschaftlich, obwohl Rußland 40 Prozent seiner Produktionskapazitäten nach dem Zerfall der Sowjetunion verloren hat. Anderseits war das auch die Chance, sich sehr grundsätzlich zu reformieren. Aber Rußland legt keinen Wert darauf, als "Super-Macht" angesprochen zu werden, darauf kann es verzichten. 

Den Vorwürfen, daß Rußland zu technokratisch-totalitär organisiert sei, meint Putin, daß Rußland eine 1000jährige Geschichte als Monarchie hat. Diese Tradition hat auf eine Weise auch die kommunistische Zeit aufrechterhalten, denn die Partei hatte alle Macht. Man kann solche Strukturen nicht so rasch ändern, erstens, und zweitens will das auch niemand wirklich. Doch muß man sehen, daß es im russischen Parlament vier Parteien gibt. Wieviele Parteien gibt es in den USA? Zwei! Man könnte da fast auf den Gedanken kommen, daß Rußland demokratischer ist als die USA. Auch die amerikanische Verfassung zeigt eigenartige Tendenzen zur absoluten Macht, denn es legt alle Macht in die Hand des Wahlsiegers - aus zwei Parteien. Daß die regierenden Parteien auch in Rußland ihre Möglichkeiten dafür einsetzen, sich in Parlamentsabstimmungen durchzusetzen, ist doch auf der ganzen Welt so? Immerhin wird auch der Präsident direkt vom Volk gewählt, was vielleicht sogar demokratischer ist als das amerikanische System (das nach Wahlmännern geht, nicht nach absoluten Gesamtstimmen; Anm.)

Zu den Gesetzen die LBGT-Minderheiten betreffend meint Putin, daß Homosexualität schon lange außer Strafe steht - das ist nicht einmal in den USA so, wo diese Angelegenheit den Einzelstaaten unterliegt und keineswegs einheitlich geregelt ist (auch wenn es Bundesgesetze diesbezüglich gibt; Anm. Putin weist aber darauf hin, daß die Lage in den USA zwischen Bund und Staaten in diesem Punkt keineswegs ausjudiziert ist.) Das Parlament in Moskau hat ja nur die Propaganda für diese Minderheitsausrichtung untersagt, und möchte damit seine Kinder schützen. 

Zur Arktis

Man darf nicht vergessen, daß nach wie vor russische wie amerikanische Raketen aufeinander gerichtet sind. Und die Flugbahnen dieser Raketen verlaufen über den Nordpol. Deshalb hat er große strategische Bedeutung. Das ist der Grund des russischen Interesses daran, nicht Rohstoffe, wie oft behauptet wird. Außerdem wurde der Raum als Transportstraße immer bedeutender, denn anders als früher sind heute diese Gewässer schon zwei bis drei Monate eisfrei. 

Zu Muslimen

In Rußland sind 10 bis 12 Prozent der Bevölkerung Muslime. Freilich ist die absolute Zahl der Muslime im Anwachsen, und der Anteil an der Gesamtbevölkerung steigt, weil insgesamt die Geburtenrate sehr niedrig ist. An sich aber war das nie ein Problem, weil Rußland immer ein Land mit vielen Religionen war. Deshalb gibt es auch keine Probleme, wo Menschen beider Religionen im selben Raum leben. 

Zum Kyoto-Protokoll

Rußland hat es immer unterstützt. Anders als die USA, die mit dem Sudan und Afghanistan die einzigen Länder waren, die das Kyoto-Protokoll nicht unterzeichnet hatten. Rußland weiß, daß es riesige Wälder hat, die eine Lunge für die Welt darstellen und deshalb geschützt werden müssen.


Morgen Teil 7)













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