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Sonntag, 25. Februar 2018

Die Putin Interviews (Oliver Stone) - 12

(Zusammenfassende Übertragung - Stunde 8)


Immer wieder ein Aufruf zu mehr Zusammenarbeit

Im Rückblick muß man doch sagen, daß Rußland immer auch für die Unabhängigkeit Amerikas gekämpft hat, wie im Zweiten Weltkrieg. Und die Bedrohungen der Gegenwart richten sich auch gegen beide Länder - Terrorismus, oder die Armut auf der ganzen Welt, oder die Gefahren der Umweltzerstörung, die Putin für die größte Bedrohung für die gesamte Menschheit hält. Nicht zuletzt haben beide Länder so viele Atomwaffen gelagert, daß schon dies eine Bedrohung für die ganze Welt darstellt. Darüber sollten doch beide Länder nachdenken?

Stone meint, daß das schwierig sei. Derzeit werde in den USA sogar behauptet, daß Trump durch den russischen Einfluß auf die Wahlen in der Schuld Moskaus stehe. Putin weist darauf hin, daß diese Kampagne mehrere Ziele verfolge. Zuerst einmal solle Trumps Legitimität untergraben werden. Dann möchte man Bedingungen schaffen, unter denen eine Normalisierung des Verhältnisses beider Länder verhindert wird. Drittens, sind diese Behauptungen ein Instrument in den innenpolitischen Kämpfen in den USA. 

Stone weist darauf hin, daß viele Amerikaner diese Vorwürfe gegen Rußland für Nonsens halten, und Julian Assange hat sie sogar entkräftet. Dennoch verstünden viele nicht, warum sich Rußland nicht aktiver gegen die Anschuldigungen zur Wehr gesetzt habe. Putin sagt, der Grund sei, daß er diese Vorwürfe für rein innenpolitische Kämpfe der USA halte, in die wolle man nicht verwickelt werden. Man sei da nicht weiter beunruhigt. Außerdem glaubt Putin nicht daran, daß man die Wahl damit wirklich habe beeinflussen können. Und was sei geschehen? Es sind Dinge an die Öffentlichkeit gelangt, die ja keine Lügen sind. Das an die Öffentlichkeit zu bringen könne aber jeder Hacker der Welt, egal von wo, von seiner Couch aus mit einem Laptop bewerkstelligt haben. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, daß man Rußland dafür beschuldigen könne, und das sei ausreichender Beweis.

Putin stimmt zu, daß die von Trump angekündigte weitere Erhöhung der Militärausgaben der USA gewisse Sorgen bedeuteten. Aber diese Sorgen sollten sich doch auch die Amerikaner selbst machen! Amerika gibt derzeit über 600 Milliarden Dollar pro Jahr für das Militär aus, das ist so viel wie die gesamte übrige Welt zusammen. Könnte es nicht ein, daß man das Geld in den USA selbst dringender bräuchte? Für Medizinvorsorge, Pensionen etc.? 

Der Russe weist darauf hin, daß aber die offiziellen Stellungnahmen von Regierungen nicht immer dasselbe sind wie das, was wirklich zwischen den Staaten passiert. Gerade in schwierigen Situationen wie im Mittleren Osten passiere im Hintergrund viel mehr, als offiziell gesagt werden könne. Das betreffe auch die Zusammenarbeit mit den Amerikanern in Syrien, oder beim Iran. Nach außen freilich, da befänden sich die Amerikaner in gewissem Widerspruch, denn einerseits wollen sie den Terrorismus bekämpfen, anderseits sind sie mit Saudi-Arabien eng, das den Terrorismus unterstützt. Rußland habe es insofern leichter, als 15 Prozent seiner Bevölkerung Muslime sind, und man mit beiden (großen) Seiten - Sunniten wie Schiiten - gute Gesprächsbasis habe. Immer wieder weist Putin aber darauf hin, daß mehr Gespräche mit den USA nötig wären, um sich besser abzustimmen. 

Amerikanische Einflußnahme auf russische Wahlen

Ganz offen spricht Putin anderseits von amerikanischen Versuchen, auf die Wahlen in Rußland Einfluß zu nehmen, und zwar schon 2000, noch aggressiver aber 2012. Die USA haben die Opposition finanziell unterstützt und außerdem mit Demonstrationen in Moskau koordiniert. Putin beklagt, daß das offizielle diplomatische Personal Amerikas sich höchst aktiv eingeschaltet haben. Das sei aber doch nicht die Aufgabe der Diplomatie! Außerdem sei klar, daß viele NGOs direkt von der Politik finanziert werden. Und NGOs seien auf allen Territorien der ehemaligen Sowjetunion (und in vielen anderen Ländern, oder in Afrika, in Lateinamerika) höchst aktiv. 

Cyber-Kriege

Wie weit diese Form der Kriegsführung bereits gediehen ist hat sich am "Stuxnet-Virus" gezeigt, mit dem die Energieversorgung des Iran schwer getroffen worden war. Es bestehen kaum Zweifel daran, daß dies ein israelisch-amerikanischer Angriff war. Oliver Stone erzählt Details, wie er sie von Edward Snowden erfahren hat: Der hatte publik gemacht, daß der amerikanische Geheimdienst NSA Japan zur Überwachung seiner Bevölkerung aufgefordert habe. Außerdem wurden dort in öffentliche Einrichtungen Schadvirenprogramme (Malware) installiert, die in dem Fall aktiv würden, wo Japan kein Alliierter der Amerikaner mehr sein sollte. Offiziell hat Japan das aber immer bestritten. 

Ähnliches ist laut Snowden in Brasilien, Mexiko und vielen europäischen Ländern der Fall. Damit können ganze Volkswirtschaften zum Einsturz gebracht, weil Kraftwerke, Eisenbahnen etc. etc. außer Betrieb genommen werden. Putin gibt sich bedeckt. Aber Stone kann nicht glauben, daß die Russen darauf nicht schon lange angemessen reagiert haben, denn sie sind ja einer der offiziellen möglichen Feinde der USA.

Doch Putin beteuert Stone, auch wenn der das nicht glauben würde, daß man nach 1991/92 tatsächlich alles getan habe, um die ehemaligen Sowjetstaaten als integre, unabhängige Staaten zu betrachten. So, wie man auch Rußland als Teil einer anderen Welt gesehen habe. Niemand habe an solche Maßnahmen gedacht. Mit einer ungeheuren Naivität haben man sogar sämtliche technische Ausrüstung - Computer, Computerprogramme etc. - im Westen und vor allem in den USA gekauft. Erst vor kurzem sei man sich bewußt geworden, welche Bedrohung davon ausgehen könne. Und erst seither arbeite man daran, einerseits technologisch unabhängig, anderseits nicht angreifbar zu sein. 

Stone ist verwundert. Denn spätestens nach 2007 (Iran) - und wie erst nach den Snowden-Enthüllungen, wonach die USA dies sogar bei Alliierten mache - müsse man doch gewußt haben, daß die Amerikaner Schadprogramme installiere und als Form der Kriegsführung betrachte. Putin bestätigt - man habe sich nicht darum gekümmert. Außerdem seien doch in Atomkraftwerken oder Produktionsstätten für Atomwaffen internationale Beobachter gewesen. Rußland hat enormes Vertrauen und Offenheit gezeigt. Erst später habe man bemerkt, daß diese Offenheit keine adäquate Antwort findet. Seither arbeite man an seinen eigenen Kapazitäten, Cyber-Angriffe abzuwehren, und hat große Fortschritte gemacht. Aber man mußte bei Null anfangen. 

Stone führt aus, daß Snowden berichtet habe, daß die USA sogar China seit 2009 angegriffen habe. Müsse man das nicht auch gegenüber Rußland annehmen? Er weist auf den bekannt gewordenen Plan von 2016 hin, bei dem fünf russische Großbanken von einem Cyberangriff getroffen werden hätten sollen, mit dem man die russische Wirtschaft schwer getroffen hätte. Natürlich sei man heute auf einem Stand, antwortet Putin, wo man sage: wo es eine Aktion gibt, wird es auch eine Reaktion geben. Man habe davon Wind bekommen, und die Banken seien an die Medien gegangen um die Kunden zu beruhigen. Aber es gebe keine Beweise oder Hinweise, daß dieser Angriff von den USA initiiert wäre.

Interessant ist der Vergleich, den Putin zieht: Er vergleicht die Attacke auf den Iran durch Stuxnet - der für die gesamte Weltwirtschaft hätte bedrohlich werden können - mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki von 1945. Sie waren militärisch nicht notwendig. Ihre eigentliche Aufgabe aber war, Rußland und die Welt durch die amerikanische Macht einzuschüchtern. Aber sie haben damit eine gefährliche Spirale des Wettrüstens in Gang gesetzt.


Morgen Teil 13)





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