Teil 4) Post Scriptum 7 bis 9 - Judentum und Magie
Post Scriptum 7) Und dann habe ich gerade das gefunden: Juden aus Israel geben  Antwort darauf, wie sie erkennen, daß der Messias gekommen ist. Sie  sehen das (bei enorm divergierenden Antworten) als reales Reich auf  Erden, in dem alles in Ordnung kommt ... Einer sagt auch klar, daß das  heutige Israel dieses Reich ist. Einer sagt zum Beispiel sogar, daß der  Messias daran zu erkennen sein wird, daß Israel politisch und  militärisch sicher ist. Wörtlich: Man wird ihn am Erfolg erkennen.  (Dieselbe Haltung wie der Calvinismus, übrigens! Aus dem ja der  Puritanismus hervorgegangen ist.) Er bringt dann den Weltfrieden, weil  das alle (wörtlich: vereinten!) Nationen der Welt erkennen. Aber er wird  sich beweisen, und nur aus dem Erfolg beweisen lassen. Manche meinen,  daß es zu so einem Reich des Friedens (den sie sich ganz klar  vorstellen: Kein Krieg, alle Unterschiede und Konflikte verschwinden  etc.) auch gar keinen persönlichen Messias braucht. Witzig eine der  Antworten: Er wird es selber ankündigen, der Messias, er wird sagen,  daß er aus dem Stamm und dem Geschlecht Davids stammt. Man wird ihn auf  jeden Fall erkennen. (Das wirkt angesichts der Geschehnisse um Jesus  recht tragisch, denn genau das hat er ja gemacht. Aber sieh da - erkannt  haben sie ihn nicht, zumindest nicht alle.)
Das  ist tatsächlich die jüdische Haltung! Sie sehen das irdisch konkret  und nach ihren Vorstellungen von "Paradies". Sie sehen sich eben als  "besonderes Volk", als Licht für die Welt. Interessant ist ja, daß  einige antworten, daß sie "ihn erkennen, wenn er da ist". Automatisch.  Das war wohl bei Christus auch so ... ;-/ Und dann hat er ihnen nicht  den Gefallen getan, ein "irdisches Paradies" zu schaffen, wie sie  manchmal ja schon geglaubt haben (Wunder).
Post Scriptum 8) Übrigens habe ich schon lange den Verdacht, daß hinter der  Entstehung des Islam ebenfalls das Judentum steht. Das ja noch lange mit  den sich bildenden Muslimen problemlos lebte. Aber für die Juden ist  Jesus bestenfalls eben Prophet. Wie der Arianismus es sagt. Nicht Gottes  Sohn und damit Gott, sondern Prophet. Nicht Dritte Göttliche Person,  sondern nur Prophet. Das schreit ja auch der Muezzin jeden Tag fünfmal  vom Turm.
In diesem Video werden Juden befragt, wer Jesus für sie ist. Es ist sehr aussagestark. Es zeigt  tatsächlich, daß alles, was uns zerstört, sich auffällig mit jüdischen  Vorstellungen deckt, so unterschiedlich die auch sind. Ich meine  tatsächlich, daß sich im Judentum alles konzentrierte und fand, was  gegen das Sein, gegen Gott gerichtet ist. Und es kommt nirgendwo so klar  durch, weil sie mit Gott zu tun hatten - und ihn ablehnten. Und  ablehnen. Das Reich Gottes muß irdisch sein. Friede, Freude, Eierkuchen,  alle sind glücklich. Dann ist der Messias da. Die Schriften (Kabbala,  Talmud) sind Werkzeuge, die die Juden überlegen machen. (Man sieht erneut die  Nähe zur Magie.)

Post Scriptum 9) Dieser Rabbi im Video macht es deutlich: Für den Juden gilt die  Gesetzeserfüllung, das Werk also, wie es in der Thora vorgeschrieben  ist. Wer die Gesetze erfüllt lebt gerecht. Für den Christen gilt das  nicht. (Denn das ist eine Seinsreligion; Anm.) Du siehst da die zwei  unvereinbaren Herangehensweisen: Für den Juden ist die Welt und ihr  Geschick immanent, und Gott wirkt über bestimmte Dinge und Worte  (Kabbala; Geheimlehre), auf quasi magische Weise, die man sich aneignen  und mit denen man wirken kann. Der menschliche Verstand  reicht dazu. (Und er muß damit zwangsläufig zu einem technischen Geist werden,  denn Verstand ruht ja auf Glauben auf! Etwas, das der Rationalismus  bestreitet.) Eine Anwesenheit Gottes außerhalb des alten Tempels (die  Neuerrichtung des Tempels gehört für die Juden deshalb zum Zeichen für  die Ankunft des Messias) gibt es nicht, die Welt hat auf eine Weise  nicht direkt mit Gott zu tun.
Während die  christliche Metaphysik den Menschen ganz anders sieht: Er ist  Vernunftmensch, deshalb vom Geist ausgehend. Und über den Geist - in der  Haltung des Glaubens - erfolgt die (analoge, also: ähnliche)  Anähnlichung an Gott und damit (über die Taufe) die Einwohnung selbst.  So durchdringt Gott (noch einmal: in Analogie!) die menschliche  Vernunft. Wer also nicht glaubt, versteht nicht nur Gott nicht, sondern  auch die Welt nur sehr mangelhaft. Deshalb ist das Reich Gottes "nicht  von dieser Welt", aber "in der Welt". In der Kirche. Weil aber Gott  logos ist, ist das alles, was ich da sage, auch philosophisch zwingend  ableitbar, weil logisch, und widerspruchsfrei.
Deshalb  spielt für die Juden die "Interpretation" durch die Schriftgelehrten so  eine große Rolle. Nicht Philosophie, nicht Vernunft reicht aus,  sondern man muß die Thora auf die richtige Weise lesen. Und das  Handwerkszeug dazu geben die Lehren. Die Kabbala (es gibt, glaube ich,  noch andere Schriften) als definitive Geheimlehre für mystische  Eingeweihte, der Talmud als Gebrauchsanweisung, wie man in der Welt  leben soll und kann. Aber was gilt, wie was auszulegen ist, sagen die  Rabbis.
Morgen Teil 5) Post Scriptum 10 - Der letzte Stein im Puzzle
*040219*
 
