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Donnerstag, 4. April 2019

Was wir von Nordirland lernen könnten (2)

Teil 2)



Und so muß es über kurz oder lang zu einer Lösung in Nordirland kommen. Das zeigt sich sogar im derzeitigen Brexit, wo Nordirland (das in der EU bleiben möchte) eine rein englische Lösung (ebenso wie das besetzte Schottland) unmöglich macht. Es sei denn, das Vereinigte Königreich Großbritannien wird aufgelöst, und aus einem Staat entstehen drei*. Möglicherweise ist aber das die einzige Lösung, die in einer Wiedervereinigung der beiden Irlands münden würde, davon kann man fast sicher ausgehen. Wo sich eben im Norden bestimmte relativ autonome Gebiete bilden, die nach protestantischem Status (sozusagen) leben, während der Rest katholisch ist.

Alles begann - sieht man von der Eroberung Irlands ab, die natürlich die erste Todsünde war, die aber noch weitere Folgen (etwa indem man ein autonomes Irland unter der englischen Krone in einem Reich vereint hätte) vermeiden hätte können. Wenn die Engländer nicht begonnen hätten, Irland als Ausbeutungsterritorium zu betrachten und begonnen hätten, die Iren langfristig durch englische Protestanten zu verdrängen. Indem man bewußt die Migranten "integrativ" mitten in katholische Gebiete verpflanzte. So kam es zu einer Durchmischung der Siedlungsräume, deren Menschen aber immer auf einen geschlossenen Siedlungs- weil Kulturraum drängen und hinarbeiten werden. 

Es hätte aber selbst dafür ein Rezept gegeben. Wenn man nämlich die auf die Insel wandernden bzw. ausgeschickten Siedler in geschlossenen, abgegrenzten Territorien angesiedelt hätte. Das wäre aufs erste zwar konfliktträchtiger gewesen, weil der Okkupationsgedanke, der hinter jeder (!) Migration (erst recht bei der Wanderung von Massen) steht, offensichtlicher gewesen wäre. Aber einfach nur ehrlicher. Und er hätte über die Jahrhunderte betrachtet immerhin die Basis dafür gelegt, daß zwei unterschiedliche Kulturen in Eintracht zwar nicht unbedingt mit-, aber doch nebeneinander leben können, ohne einander gefährlich und bedrohlich zu werden. Denn die Menschen, die einfachen Menschen, wollen keinen Krieg. Sie wollen nur auf ihre hergebrachte Weise leben.

Und das ist es, was wir daraus lernen könnten, wenn wir wollten. Migration hat immer nur dann funktioniert, wenn Zuwandernde geschlossene kulturelle Räume weil klar abgegrenzte Gebiete besiedelt haben. Man denke nur an die Wolgadeutschen. Und jede Migration funktioniert nach demselben Prinzip, auch wenn wir das nicht sehen wollen. Selbst Türken (um ein Beispiel zu nennen) wollen, wenn sie in Wien ankommen und den Bussen entsteigen, in Bezirke siedeln, in denen sie neben anderen Türken wohnen und leben und ihre Religion ausüben, ja nach ihrem Rechtsempfinden handeln können.**

Ohne weiteres Zutun kommt es dann mit der Zeit ohnehin zu Berührungs-, ja zu Mischzonen. Aber das muß man den Menschen selbst überlassen. Die gezielte Mischung, wie sie heute geschieht, und die man tückisch "Integrationspolitik" nennt, ist in Wahrheit ein brutaler totalitärer Auswuchs einer Politik, die sich als "social engineering" versteht und tatsächlich meint, sie könne die Menschen nach ihrem Bilde und Bedarf formen. Die Folgen sind unlösbare Situationen, wenn nicht gleich, dann in einigen Jahren und Jahrzehnten. Die dann zu lösen, wenn es nicht mehr anders geht, nur durch brutale Eingriffe in die Rechte der Menschen möglich wird. So, wie in Nordirland.







*Wobei man eines sagen muß: Wenn das Vereinigte Königreich zerfällt, wäre es eine Gerechtigkeit der Geschichte fast hegelianisch-dialektischen Zuschnitts. Keine Macht der Welt kann das Sein nichten. Nur unterdrücken. Und wenn man den erbärmlichen Zustand der Personen betrachtet, die als nächste Generation das Königtum übernehmen und weitertragen sollen, wäre der Zeitpunkt wohl auch von dieser Seite her auf genau dieses Ergebnis zugelaufen. Interessanterweise hat das englische Königtum diese Tendenz zur Selbstauflösung (durch subjektivistische Personen) längst gezeigt. Eine Facette der Spielweite des Protestantismus, übrigens! Auch hier führt also die Geschichte auf ihr folgerichtiges, seinsgemäßes Ergebnis. 

Und zwar auf doppelte Weise: In der englischen "Reformation" unter Heinrich VIII. hat sich die Krone mehr und mehr in die Hand des Kapitals begeben. Wenn man davon sprechen will, wer bislang als großer Sieger dasteht, dann ist es also sowieso nicht die Krone, sondern die Moderne! Und die Moderne ist ein Synonym für das Großkapital.

**Man muß es aussprechen: Ein Volk kann das Recht auf ein Land auch verwirken. Und das haben wir in Europa über weite Bereiche! Denn wir haben die Menschen verhütet, abgetrieben, verhindert, die unseren Völkern den Anspruch auf das althergebrachte Land gesichert hätten. Das ist eine sehr sehr unangenehme Wahrheit, der wir endlich ins Auge schauen müssen, so komplex die Folgen sind. Ein Zurück gibt es da nicht mehr. Wir können uns gerne dieser Sicht verweigern. Aber dann werden wir von den Folgen überschwemmt werden. Jetzt können wir handeln, agieren, gestalten. In ein paar Jahrzehnten können wir aber, wenn wir nicht handeln, nur noch reagieren, und uns mit über uns Verhängtem abfinden. Das alles unabhängig von Schuld und vielen sonstigen Fragen. Unsere Geschichte der Zukunft ist jedoch bereits geschrieben!





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