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Donnerstag, 25. April 2019

Warum der Deutsche keine Selbstachtung hat (2)

Teil 2) Wirkungen und Nebenwirkungen



Wie in den USA versagten auch in Deutschland in den 1950er, vor allem aber dann in den 1960ern die kirchlichen Mechanismen, verloren wie in Amerika Schlacht um Schlacht gegen die beständigen Versuche der Medien (das Fernsehen kam auf, und machte den bisherigen Vertriebswegen wie Kino oder Druckwerken immer schärfere Konkurrenz; diesen Fehler hat die Unterhaltungsindustrie mit dem Internet bekanntlich ja nicht mehr gemacht), im Kampf um Konsumenten (und deren Geld) mit immer freizügigerem "Sex" zu punkten. Mit nun sogar als Weg zum Glück "wissenschaftlich attestierter" befreiter Sexualität wurde am effizientesten die Vernunft ausgeschaltet, der immer perfektere Konsument herangezogen, der mit allem zufrieden war, wo er seine aufgestachelten Gelüste befriedigen konnte, sich dafür um das große Ganze nicht mehr kümmerte.

Noch dazu befeuert von einer um sich greifenden "Lust an der Psychologie", die aufbauend auf Freud zur psychischen Destruktion und Auflösung jeder seelischen Ordnung führte (die im allerbesten Fall durch ein neues, künstliches Gerüst ersetzt wird, das eingezogen wird und immer eine Weltanschauung ist oder als giftige Frucht enthält, die NICHT der natürlichen sittlichen und religiösen Ordnung entspricht). Dieser in sich "subversive" Moment in der Psychologie nach Freud ist es, den E. Michael Jones als "jüdische Wissenschaft" bezeichnet. Deren revolutionären, gegen den logos gerichteten inneren Impuls er attackiert und sich damit in die innerste Linie der katholischen Kirche eingliedert. Die das ebenfalls immer so gesehen hat.

Die bedeutendste "Nebenwirkung" der sexuellen Befreiung aber, die bei uns ab den späten 1960er Jahren voll einsetzte (Oswalt Kolles "Aufklärungsbücher"; Filme wie "Schulmädchenreport", "Laß jucken, Kumpel", die Aufmachung der Boulevardpresse wie "Stern", "Quick", man denke an "Bravo" und seinen "Doktor Sommer", etc. etc.), der auf direktem Fuß (warum wohl?) die materialistischen Ideologien wie "Evolutionismus" folgten, war die Entwürdigung, in der Pornographie sogar selbst vorgenommene Entwürdigung der deutschen Menschen. Wenn diese Selbstherrschaft nicht besteht, wenn damit auch die Vernunftfähigkeit schwer beschädigt, wenn nicht überhaupt verloren wird, ist ein Volk, und vor allem jeder Einzelne in diesem Volk, Spielball jeder stärkeren, skrupelloseren Macht. Aus dem Verlust der Selbstherrschaft heraus ist auch seine Würde schwerstens beschädigt schließlich sogar verloren. Wenn man also nach Ursachen sucht, warum es wie sich gezeigt hat, so leicht gelingen kann, das "Deutschsein" derartig als Ziel und Eigenwesen abzulehnen, dann muß man zuerst (!) dort suchen. 

Ein Mensch, der von seinen Lüsten und Begierden gelenkt wird, kann überhaupt kein Selbstbewußtsein entwickeln. Ihm fehlt das Grundlegendste, die Ehrfurcht vor der eigenen Würde. Ein solcher Mensch verliert jedes Vertrauen in die "Gutheit" des Leiblichen, also auch - des Volkes, des Landes, in dem er lebt, mit dem er verbunden ist, der Bräuche und Gepflogenheiten, die dort herrschen, und in die Moral. "Schuld" wird zur Dauerbefindlichkeit!² Wenn jetzt noch jemand daherkommt wie Wilhelm Reich oder die Frankfurter Schule, die das Eigensein, die herkömmliche Ordnung zum Schuldigsein an sich erklärt, findet er reiche Ernte. Seine Argumente (auch als "Wegweisung von sich selbst" - also auf eine "historische Schuld der Väter" etwa) werden mit Handkuß aufgegriffen, denn diese Schuld zu überwinden würde Mühe, Anstrengung brauchen, und zwar in der eigenen tiefsten Wurzel. Wie gerne hört man da, daß man an dieses Problem nicht heran muß, weil es "natürlich" und "gut" ist ...**

Die nächste Folge daraus ist noch etwas, auf das bereits Augustinus hinweist: Es ist die "libido domandi", die aus der Niederlage vor sich selbst (wenn es Haltung ist, ist es sogar eine Dauerniederlage, also ein Zustand der Erniedrigung) aufsteht. Der Antrieb, den anderen zu beherrschen. Denn wer selbst unterlegen ist, sich selbst nämlich bereits unterlegen ist, und darin auf jeden Fall der Welt, kann sich nicht mehr anders "behaupten", als den anderen zu beherrschen. Auch das möge der Leser als Urteilskriterium in seine alltäglichen Beobachtungen einbauen, es erhellt ungemein.***

Nur auf der Basis der Ehrfurcht vor der Leiblichkeit, nur vor dem Hintergrund des Logos, der sich in jeder Leiblichkeit verfleischlicht hat, vor allem aber verfleischlichen will (als Sinn, als das, auf das zu er sich entfalten muß, will er er selbst sein, denn Selbstsein ist ein Aktivum, ein actu), nur auf der Grundlage der Ehrfurcht vor sich selbst kann auch jene Hochachtung entstehen, die die weiteren Lebenskreise - Familie, Dorf, Landstrich, Land, Staat, Volk und seine Kultur - durchtränkt und als Ausdruck freier, starker, selbstbewußter Menschen durchformt. Wenn dieses erste und wichtigste Selbstbewußtsein nicht da ist, zerstört ist, kann es gar kein weiteres, höheres Selbstbewußtsein mehr geben. 

Und der Leser soll ruhig einmal die Gegenprobe machen: Er soll einmal prüfen, ob nicht die Achtung vor dem Vaterland mit dem sittlichen Zustand der Personen direkt korreliert. Und dann durchaus die Gegenprobe machen, also aus dem einen auf das andere rückfolgern. 


Morgen Teil 3) Die Instrumentalisierung dieses Schuldgefühls, 
das selbst wir so ungern nennen
1 + 1 = ?



²Es verwundert also überhaupt nicht, daß die ersten und gröbsten Verstöße gegen die "decendy" (den Anstand) in den USA 1965 durch einen ... Holocaustfilm aus Hollywoods Studios stattfand. Mit "The Pawnbroker" hatte man die Kirche verblüfft, die bis dahin noch halbwegs über Züchtigkeit in Filmen gewacht hatte. (Übrigens zeigen die Brüder Coen in ihrem Film "Hail, Caesar!" recht humorvoll das prinzipielle Funktionieren dieser Mechanismen. Zumal sie auch zeigen, wie die Moral der Religionen unter das Joch des Amerikanismus=Freiheit=Reich Gottes=Antikommunismus im Kalten Krieg gekommen war.) Aber die nun mit jedem Einwand gegen die explizit gezeigte Schamlosigkeit des Films unter dem Verdacht stand, den Holocaust zu befürworten oder zumindest nicht abzulehnen, also "antisemitisch" zu sein. Damit war aber der Damm gebrochen, der "Production Code" hinfällig, und gegen "Deep Throat", der kurz darauf folgte, kam schon kein Einwand mehr.

**Und wie gerne hört man, daß andere an dieser eigenen Unfreiheit schuldig sind. Der Umgang mit "Mißbrauch" in unseren Tagen, die Art, ihn zur größten Lebenstragödie hochzustilisieren, die vielleicht gar nicht mehr überwindbar weil reparabel sein soll, trägt ganz deutlich diese Züge der Selbst-Entschuldung, um sich die Lebensmühe zu ersparen.

***Die Einführung eines für alle verbindlichen allgemeinen "Aufklärungsunterrichts" hat genau diesen Hintergrund: Es ist die bösartige Dominationsneigung, in den kommenden Generationen jedes Sein in der Würde der Selbstherrschaft gar nicht erst aufkommen zu lassen, das man selbst zähneknirschend nicht erreicht.