Das Wissen um die Stichlinge |
Im Detail ihrer Kritik liegen die Liberalen oft richtig, ja meist sogar, wir haben schon erklärt, warum da der Subjektivismus eine gewisse Wahrhaftigkeit bewirkt. Was weh tut, tut eben weh und sag auch meist sehr genau, wo. So wenig das auch für ein Gesamturteil oder gar eine Verbeserung ausreicht ... usw. usf.
Warum ich diesen Beitrag auf apolut aber verlinke hat einen spezifischen Grund. Die Sache hat nämlich mit mir zu tun.
Genauer, mit dem von mir ab Mitte der 1980er Jahre gelieferten Beweis eines braven, gutbürgerlichen, also (!) "gottgefälligen" Lebens (holarödiduliöh, kann etwas mehr schiefgehen, das auf solcher Annahme basiert? Ich weiß es mittlerweile ...) Da ward dann also der Baum gesetzt (gleich vielfach, damit nichgts schiefgehen kann), Sohn gezeugt (gleich mehrmals, damit das Statemt auch hält) und natürlich: Auch das Haus gebaut. Samt einer Baufirma, die ich auch gleich gegründet hatte. Also wuchs auch die quasi private Baulichkeit, und schließlich kam ein entzückender Teich - samt Brücke darüber - in die Realität meines und meiner damaligen Familie geführten Lebens.
Ich liebte Leben, wirklich. Und liebte es Biotope zu bauen, in denen es lebte. Also auch einen Teich, als Hobby, gewisermaen. Brav habe ich auch einiges dazu gelesen, und mich darin probiert, EIN GANZES ZU SCHAFFEN.
Herrschaften, wer dsa mal versucht hat sieht, wie komplex das ist, und wie zufällig das Gelingen, wenn man nicht einfach tut, was alle zuvor auch taten. Nur war da kein Teichbauer dabei. Also mußte ich selbst entscheiden. Und beim Fischbesatz des etwa 8 mal 3 Meter großen Teiches (mit Sumpfzone, Tiefwasserzone, wie sich das eben gehört) wählte ich nach langen Überlegungen und zum Ausgleich für die Bitterlinge (die sich angeblich unproblematisch und zahlreich vermehren sollten, wie das früher eben der Fall gewesen war, wo die vielen Teiche unserer Landschaften dermaßen voller Fische - meist Bitterlinge - waren, daß man sie mit dem Bagger abgefischt und als Viehfutter verwendet hat) durften auch die kleinen Räuber nicht fehlen, die Stichlinge. Mit weiteren kreativen Maßnahmen bei den Tieren wollte ich vorerst noch warten.
Nun, die Rechnung ging schon hier nicht ganz auf. Denn die "dreistacheligen Stichlinge" (ca. 5 cm groß, maximal) fraßen zwar brav die Bitterlinge, bis keine mehr da waren, aber sie vermehrten sich selber so stark, daß ich meinte, etwas tun zu müssen. Und nun einen finalen Fehler machte. Innerhalb der nächsten zwei Jahre gab es dann im Teich keinen einzigen Fisch mehr. Denn ich hatte auf den Rat eines anerkannten Fischexperten in der Stadt hin zwei (amerikanische!) Süßwasserbarsche eingesetzt, die die Stichlinge begrenzen sollten. Selber kaum 10 cm groß, und wie gesagt: Nur ein Paar. Seltsam, gell? Denn die Barsche selbst haben sich nicht vermehrt.
Wahrscheinlich, weil der Teich bald so ratzfatz leergefressen war, daß es kein Überleben für die Barsche selbst noch gab. Die fressen nämlich keine pflanzlichen Stoffe, wie die Bitterlinge. Und sich nicht untereinaner, wie angeblich die Stichlinge.
Ich hatte dabei doch in bester Absicht vermeint, es bräuchte eine Stufe darüber in der Freßkette. Die Selbstbegrenzung durch die Stichlinge hatte nicht funktioniert. Die begrenzten sich nicht untereinander. Aber schon ein Jahr später gab es in diesem zuvor vier Jahre so lebendigen Teichganzen, in dem von unbekannter Hand gelenkt Art um Art dazugekommen war, nicht einmal mehr Libellen. Weil offenbar auch deren Brut von den beiden kleinen Barschen verschmaust worden war. Bis die verhungerte und ein relativ totes Gewässer zurückließen.
Vor allem hat geschmerzut, daß damit auch keine Frösche mehr da waren. Auch deren Laich hatte offenbar den amerikanischen Gästen gemundet. Dbei haten gerade die mich in den ersten Jahren so erfreut. Als sie zu aller Überraschung schon im ersten Frühjahr zu Hunderten den ganzen Garten (und den des Nachbarn) bevölkert hatten. Ehe sie vermutlich in die Wälder abgewandert (oder von Vögeln gefressen worden) waren, um dann doch im folgenden Jahr zum Laichen zurückzukehren. Wieder wimmelte es von ihnen.
Das war es noch dazu alles von selber geschehen. Libellen, Käfer, Frösche ... und die zahlreihen Bitterlinge und Stichlinge als fast einzigen Eingriff. Welch letztere wie gesagt dann freilich zu Ungunsten der Bitterlinge enorm zunahmen. Was mich denn schon verwunderte. Woher diese Disharmonie? Die Rechnugn ging nicht auf, da muß man also etwas tun.
Also verfiel ich auf die Barsche. Die polnische Sumpfschildkröte.,die mit demselben Gedanken angeschafft worden war (teuer, ich erinnere, daß fünf Hundert Schilling-Scheine über den Ladentisch gewandert waren) war nur eine kurze Episode. Die ward nur noch einmal gesehen, ehe sie verschwunden weil vermutlich von den Ratten, die wir bei den Hasenställen hatten, aufgezehrt worden war.
Einige meiner Annahmen dürften schlicht nicht gestimmt haben. Und auf apolut habe ich nun, fünfundzwanzig Jahre später, gehört, daß das, was man in den 1980ern, 1990ern noch überall gehört und gelesen hatte, gar nicht stimmte. Damals hieß es, daß die Stichlinge ein ganz ausgeprägtes Revierverhalten hätten. Und auf jeden männlichen Stichling, der zur Geschlechtsreife einen roten Bauch bekommen sollte, aggressiv losgingen, und ihn sogar töteten. Deshalb würden die sich auch in einem begrenzten Lebensraum wie einem Teich nicht übermäßig vermehren. Also: ich setzte Bittelringe, die sich recht eifrig vermehren. (Stimmt.) Um sie zu begrenzen, setzte ich Stichlinge, die sich selbst begrenzen. Durch ihr Revierverhalten.
Das galt als "naturwissenschaftliche Erkenntnis". So sind sie, die Stichlinge. Das wurde auch auf den Universitäten gelehrt, das stand in allen Büchern. Bis, ja bis ... vor einigen jahren eine bereits pensionierte Naturforscherin das überprüfte. Und zu ihrem großen Erstaunen feststellte: DAS STIMMT JA GAR NICHT. Die Studie, auf der diese Behauptung beruhte, war so mangelhaft und einfach schlecht, daß sie Ergebnisse geliefertt hat, die sich mit keiner Beobachtung deckten.
DENNOCH hat man sie hartnäckig verteidigt, und dennoch galten ihre Ergebnisse dreißig, ja vierzig Jahre so unumstößtlich als Gewißheiten, daß es die Forscherin, die sie als unrichtig erkannt hatte, fast einen Lebenskampf gekostet hat, um das - diesen scheinbar winzigen Irrtum - endlich korrigiert zu wissen.
Was soll uns das sagen? Daß unser vielgepriesenes "Wissen" auf einem kaum benennbaren Anteil auf Unsinn beruht. Auf der Eitelkeit von Vorschern, auf falschen Methoden, auf unrihctigen Ergebnissen, und auf allen möglichen charakterlichen Schwächen derjenigen, die sie verkülndet haben. Und dann, mit oft immensem Ehrgeiz, dafür sorgen konnten, daß dieses ihr "Wissen" zum Standard wurde. Dem zu widersprechen ... unwissenschaftlich war.
Was hätte es den Naturforscher, der diese These aufgestellt hatte, gekostet, zu widerrufen, den Irrtum, die kleine Mogelei einzugestehen!? Nichts! Aber er hat es nicht getan.
Und niemand hat es hinterfragt, und jeder Lehrer weitergegeben und abgefragt. Welche Krähe kackt schon auf das Auge der anderen, oder so. Und die einfachen Leut, die das dann glauben, sind sowieso Bitterlinge. Viehfutter. Natürlich ist deswegen kein Reich untergegangen, und auch der Mond läuft nach wie vor seine Bahn. Aber die kleine Geschichte erzählt davon, wei schwer, ja wi efast unmöglich es ist, einen Irrtum, wenn er einmal Autorität angenommen hat, wieder zu beseitigen. Selbst wenn jeder es sehen hätte können.
Fazit? Das nächste mal (sollte ich je wieder in die Lage kommen, einen Teich zu besitzen) werde ich einige japanische Koi anschaffen Da gibt es dermaßen viel Tradition und praktische Könner (und nicht universitär verblödeter Experten, also vermutlich "sehr wenige wissenschaftliche Erkenntnisse"), daß ich absolut sicher bin, daß es auch wirklich guten Rat gibt, wie man einen Teich mit ihnen nachhaltig pflegt und hegt. Heimische Bauern, die noch mit Bitterlingen und Stichlingen umgehen können, weil es immer schon so war, gibt es ja nicht mehr. Wie sollte man sonst aber "etwas schaffen"? Mit lorberbekränzten und vielgerühmten, titelbeschmückten Wissenschaftskastraten?
Erstellung 00. Juli 2022 - Ein Beitrag zur