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Donnerstag, 28. Juli 2022

Der Film zum Donnerstag

Der Film "Hier ist John Doe" (1941) von Frank Capra ist berühmt. Und wenn er auch auf den ersten Blick "sehr amerikanisch" wirkt, so sind dazu zwei Dinge zu sagen: Erstens ist es das Amerika, das noch wie eine Kultur atmen wollte. Sodaß auch das Filmschaffen Hollywoods, streng reglementiert von der Moral und Anstand, dem berühmten Production Code

Der 1933 eingerichtet wurde, nachdem die katholische Kirche Filme, die ihrer Ansicht nach unsittlich waren, per Aufruf von den Kanzeln so erfolgreich blockierte, daß Hollywood der Ruin drohte. Also arrangierte man sich. Dieses Arrangement hielt dann bis 1965 an. In diesem Jahrzehnt aber sollte unter jeweils anderen, "humanen" Anlässen diese sittlichen Kriterien erst subtil unterspült, und schließlich gekippt werden. 

Es begann mit Larry Flint, der unter dem Motto der Meinungsfreiheit sein Pornomagazin "Hustler" gegen die decency durchkämpfte. Und dann war der Film "Pawnbroker", der unter einer Story über Nazi-KZs erstmals Nacktaufnahmen in die Kinos brachste - gegen die sich niemand aufzubegehren wagte. Die Kirche schwieg erwartungsgemäß. Damit waren die Dämme gebrochen. Aber wir erkennen das Schema: Wer sich als Kämpfer gegen den Antisemitismus gebärdet, schlägt alle Kritik - alle - tot, machtr sich sakrosankt.

In diesen drei Jahrzehnten aber entstaden die legendärsten Filme mit den legendärsten Filmstars. Wie hier Cary Cooper, der (schon schwer krebskrank) so wie John Wayne (ebenfalls bereits todkrank) sogar zum Katholizismus konveriterte. 

Und diesen Geist atmete auch das Fiolmschaffen dieser Zeit, zumindest weithin. Auch aus demographischen Gründen war der Katholizismus in den USA so massiv am Vormarsch (1961 kam sogar erstmals ein katholischer Präsident durch Wahlen an die Macht, J. F. Kennedy, für viele ein Warnsignal, daß gehandelt werden mußte) daß sich die anglo-protestantische und jüdische Bevlkerungsgruppe ernsthaft Gedanken darübe rmachte. Und Konzepte überlegte, wie diese Vorherrschaft zu brechen ist, ehe sie Amerika endgültig bestimmen würde. Denn die Katholiken hatten auch überrdurchscnittlich viele Kinder, während der Nachwuchs der Judenund Protestanten bereits auf sehr niedrige Zahlen  abgefallen wr. 

"John Doe" (1953)

Aber auch darum geht es mir hier nicht, die Geschichte ist Ihnen, werter Leser, wohl ja längst von diesen Seiten (oder woanders her) bekannt. Dann kam die sexuelle Revolution, die Pille zur Verhütung, und Anfang 1970 brach überhauptdie Hölle der "Freiheit" los, diese umgetaufte Herrschaft der Begierde, die heute im totalen (man müß´te eigentlich sagen: totalitären) Subjektivismus allgemeine Gemütsverfaßtheit ist. 

Es geht mir um etwas anderes, und dem sind wir mit diesen letzetn Sätzen näher gekommen. Die Antwort gebe ich freilich nicht direkter, sie soll von Ihnen selbst erkannt werden. 

Die Denkrichtung will ich aber andeuten: Frage man sich doch, welche der politischen Seiten in diesen Tagen der Bewegung des John Doe entspricht. Welche Ideale diese Freiheitsdefinition, die bewußt als Handfessel der Unfreiheit implementiert wurde, auch heute atmet, udn wie, das heißt mit welchen "Forderungen" sie auftritt. Und was davon dem gestohlenen Pferd entspricht, mit dem die Wegelagerer das Gute an sich gebracht haben.

Es gibt also eine fatale Parallele zwischen der Bewegung des John Doe, die im Film erzählt wird, und der Gegenwart. Eine verblüffende Parallele, die in gar nihgt so wenigen der Dialogsätze in diesem Film direkt zur Sprache kommen. Sodaß der Film eine wahre Fundgrube an Topoi, an archetypischen Sätzen und Bewegungsteilen ist.

Es gibt zwei Formen des Diebstahls von Bewegung im Volk. Die eine ist die der heimlichen Entführung der Gutgläubigen, die als Vorzeigeschilder benützt werden, um eine ganz andere Tatsche zu etablieren. Eine subtile Form des Trojanischen Pferdes, Subtiler als die zweite Art, die der reinrassigen Trojanischen Pferde. Die sich mit allen möglichen populären (und oft genug serh wahren) Schildern ausstaffieren, mit denen sie die Straßen füllen, mit der Absicht, die Menschen zu verführen, ihnen zu folgen, und zu übersehen, in welche Räume sie dabei entführt werden.

"Wer ist John Doe" (1941), Regie: Frank Capra, mit einem beeindruckenden Carc Cooper und der bezaubernden Barbara Stanwyck Erstaunlich, welche Thematik in diese Zeit thematisiert wurde, die zwar "sehr amerikanisch" aufbereitet ist, aber 80 Jahre später auf ganz neue Art aktuell ist. Das werden Sie jedoch erst erkenne, wenn sie "anders denken", wenn sie die Schemata hernehmen, und sogar in eine ganz ander, scheinbar "konträre" Umgebung versetzen.


Erstellung 21. Juli 2022 - Ein Beitrag zur