Könnten wir auch zur Gnadenfülle in Gott gelangen OHNE die Gottesmutter Maria? Die Antwort ist ebenso rasch gegeben, wie faktisch-taktisch naheliegend: NEIN. Denn es war unabdingbarer Teil der Heilsökonomie Gottes, zuerst die Gottesmutter und Jungfrau Maria in Nazareth durch den Engel zu FRAGEN, ob sie bereit wäre, am Heilswerk Gottes durch den Empfang des Sohnes Gottes mitzuwirken. Es ging also um die Mitwirkung der Menschenfrau Maria.
Sie hätte auch ablehnen können. Aber sie hat es nicht gemacht, und in dem Moment kam der Heilige Geist über sie und sie empfing aus dem Vater den Sohn. Gezeugt, nicht geschaffen, wie das Glaubensbekenntnis deshalb sagt.
Das ist die allgemeine Art und Weise der Mittlerschaft der Gottesmutter Maria.
Aber es gibt noch eine besondere Art. Und sie ist nicht weniger bedeutend. Nicht ontologisch, aber in der Realität und gelebten (als zu lebender) Praxis. Nur weil die Nabe bedeutender ist als die Speiche, kann das Rad nicht quasi auf das unbedeutendere verzichten.
Eine besondere Art, die im Laufe des Mitlebens Mariae am Leben des Sohnes Gottes heranwuchs. "Und sie bewahrte in ihrem Herzen," heißt es an der Stelle, wo sie den noch jungen Jesus im Tempel wiederfindet (im übrigen sagt sie "wir" haben Dich gesucht; wir; als Frau auch Ehefrau, aber im Zustand vor der Erbsünde, also in einem nicht-körperlichen Sinne, wie wir es notgedrungen kennen.)
So reifte sie mit den Jahren heran, und in der vollkommenen Liebe der Mutter zum Sohne litt sie auch seine Leiden auf eine unnachahmliche Weise nach. Denn das Erkannte ist im Erkennenden, der Erkennende lebt also das Leben des Erkannten auf eine Weise nach, oder mit. Jeder Mensch der liebt weiß, wie sehr er mit dem Geliebten mitlebt, so können wir ahnen, was damit gemeint ist.
Als sie dann unter dem Kreuze stand, zusammen mit dem Lieblingsjünger Jesu, dem Johannes, und Jesus seine letzten Augenblicke durchlitt und -lebte, ganz Mittler und Sühnopfer vor und für Gott den Vater, da blickte er auf Maria und sagte: Frau, sieh da, Dein Sohn. Und dann zu seinem Jünger gewandt: Sohn, sieh da Deine Mutter.
Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich, heißt es dann in der Schrift. So wurde die Mutter Gottes zur Mutter der Menschheit, udn die erbsündlich geplagten Menschen zu ihren Kindern.
In diesem Geschehen hat Gott uns den Weg der Heilsökonomie gezeigt. Als den Weg, wie wir - gewissermaen als "normaler Weg" - ihm so ähnlich werden können, daß Gott kommt und in uns Wohnung nimmt. Weil wir ganz in der Nachfolge Christi stehen, ihm ähnlich, und damit begnadet durch den Geist Gottes.
Das ist die Heilsökonomie, aus der dann Maria zum Eben- und Urbild der Kirche selbst wurde, die in ihrer Aufgabe (allen voran den Priestern, den Märtyrern, aber auch allen Heiligen) völlig gleich sind. In Maria, die leiblich in den Himmel aufgenommen wurde, finden wir aber ganz pesönlich die Mittlerin jener Gnaden, die strukturtell (wenngleich immer in Personen) der Mittlerschaft der Kirche gleicht.
Die somit in ihrem Wesen dem sündenlosen, menschlichen Wesen der Gottesmutter gleicht.
So sind Maria die Gottesmuter und die Kirche auf eine Weise ein und dasselbe. Aber der Christ hat in der Gottesmutter nun eine persönliche An- und Fürsprache, die die höchste, nur unter Menschen gesehen: höchst mögliche ist. Als die Ansprache an die Mutter, die ihren Sohn bittet, und für uns bei ihm eintritt. Und uns so alle Gnaden vermittelt, die wir unbedigt bruchen. Denn ohne Gnade können wir nichts tun.
Sie ist, wie der Hl. Bernhard sagt, wie der Hals, der das Haupt, Christus, mit den Gliedern verbindet.
Leo XIII. sagt in einer Enzyklika über den Rosenkranz: "Nach dem Willen Gottes wird uns alles nur durch Maria gewährt, und wie niemand zum Vater gelangen kann, außer durch den Sohn, so kann im allgemeinen niemand zu Christus gelangen, außer durch Maria."
Nachsatz: Wo es hinfürht, wenn man diese Mittlerschaft als "unnötig" ablehnt, sei an zwei Häresien gezeigt, beide entstanden in etas zur selben Zeit. Wo die Mittlerschaft Mariens als unwesentlich angesehen wird, weil es einen "direkten" Weg mit Jesus gäbe, daraus entsprang der Protestantismus, der folgerichtig auch keine Kirche braucht, um zum Heil zu gelangen.
Wo aber auch noch die Mittlerschaft Christi selbst als zwar anfanghaft (weil prinzipiell) notwendig angesehen wird, aber im konkreten Glaubensleben der Annäherung und Angleichugn an Gott unnötig angesehen wird, da entstanden sämtliche Quietistischen Denominationen, die in einem nächsten Schritt sämtlich zu einer judaisierenden Form des Religiösen zurückfielen, in der gar kein Erlöser mehr notwendig war, jeder Mensch selber seinen direkten Draht zu Gott dem Vater hat.
Es sind stets Haltungen der Mutter gegenüber, die über die Richtung unserer Grammatik entscheiden, die unseren Schritt prägt und antreibt. Und es sind die über die Mutter übernommenen Haltungen, die in uns real werden, die darüber entscheiden, ob unser Leben gelingt oder nicht. Weil sich der Geist des Vaters in ihm schaffend zeigt - oder nicht. Deshalb ist eine Kultur des Feminismus, der Gleichberechtigung im Sinne der Unnotwendigkeit der Angehangenheit in Gehorsam wei Übernahme, die Emanzipation als Lostrennung und Fürsichstellung des Weibes vom Manne, deshalb ist eine solche Kultur bereits tot.
Erstellung 30. Juni 2022 - Ein Beitrag zur